Axel Springer will sich aufspalten
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Daniel Reinhardt
Audiobeitrag

Axel Springer will sich aufspalten

Audiobeitrag
> Wirtschaft >

Darum will sich der Springer-Konzern aufspalten

Darum will sich der Springer-Konzern aufspalten

Der Medienkonzern Axel Springer plant die Aufspaltung seiner Geschäfte. Man wolle wieder ein familiengeführtes Medienhaus werden, hieß es. Die Job- und Immobilienportale sollen abgetrennt werden. Was steckt hinter den Plänen?

Axel Springer gehört zu den größten Medienhäusern in Europa. Jetzt soll es aufgespalten werden. Der Medienbereich soll im Besitz von Friede Springer und Mathias Döpfner geführt und von den Geschäftsteilen mit Job- und Immobilienportalen abgetrennt werden. Die Pläne stehen nach Konzernangaben unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen. Wenn es grünes Licht gibt, soll die Transaktion voraussichtlich im zweiten Quartal 2025 erfolgen.

Wie sieht die Springer-Aufteilung aus?

Die Mediengeschäfte mit den Marken "Bild", "Welt", "Business Insider", "Politico" und weitere Bereiche wie unter anderem das Online-Vergleichsportal "Idealo" verbleiben bei Axel Springer. Knapp 98 Prozent des Unternehmens sollen Mathias Döpfner und Friede Springer kontrollieren. Die restlichen Anteile behält Axel Sven Springer, ein Enkel von Axel Springer.

Die anderen Teile wie etwa die Jobbörse "Stepstone", das Immobilienportal Immowelt und weitere Angebote im In- und Ausland sollen abgespalten werden. Diese sollen dann zu einem eigenständigen Unternehmen mit neuer Aktionärsstruktur gebildet werden - US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) und der kanadische Pensionsfonds CPP Investments werden dort Mehrheitsaktionäre. Der Springer-Konzern war Ende 2019 eine strategische Kooperation mit dem Finanzinvestor KKR eingegangen, um mit Investitionen beschleunigt zu wachsen. 2020 zog sich Springer nach rund 35 Jahren von der Börse zurück.

Springer wieder Familienunternehmen

Friede Springer, die Vize-Aufsichtsratsvorsitzende und Witwe des Verlagsgründers Axel Spring erteilte mit: "Es war die deutliche Vorstellung von Mathias Döpfner und mir, dass Axel Springer eines Tages wieder ein Familienunternehmen sein würde. Dass diese Vorstellung jetzt Wirklichkeit wird, erfüllt mich mit großer Freude." Vom Vorstandsvorsitzenden Döpfner, der wie Springer bereits jetzt einen großen Anteil am Medienhaus hält, heißt es: "Bevor wir vor fünf Jahren die Partnerschaft mit KKR begannen, hatten Friede Springer und ich eine Idee, wie das Unternehmen in einigen Jahren im Idealfall aussehen könnte. Genau das geht nun wohl in Erfüllung." Für eine gute Zukunft des Journalismus habe man in der künftigen Struktur die "allerbesten Voraussetzungen".

Wie viel ist Springer wert?

Die Bewertung von Springer war vor fünf Jahren bei 6,8 Milliarden Euro und ist nach aktuellem Stand nun doppelt so hoch bei rund 13,5 Milliarden Euro, wie Insider jüngst vermuteten. Der Löwenanteil entfällt demnach mit etwa zehn Milliarden Euro auf das Geschäft mit Job- und Immobilienportalen. Axel Springer werde künftig schuldenfrei sein, hieß es. "Nach einer langen und erfolgreichen Partnerschaft ist dieser natürliche nächste Schritt für die Axel-Springer-Gruppe ein großartiges Ergebnis für alle beteiligten Stakeholder", sagte Investoren-Legende Henry Kravis, der Co-Gründer von KKR.

Was hat Döpfner vor?

Interessant wird sein, wie Verlagschef Döpfner - seit 2002 Vorstandsvorsitzender - das internationale Mediengeschäft weiterbetreiben wird. Durch die Trennung hat der Manager freiere Hand bei Entscheidungen. Ein klarer Fokus liegt auf den USA, dort will Springer wachsen und womöglich größter Verlag werden. Springer hatte im Oktober 2021 den Kauf der digitalen US-Mediengruppe Politico abgeschlossen - das war die größte Unternehmensübernahme der Firmengeschichte. Es könnten weitere Zukäufe in den USA folgen. Neben dem Hauptsitz in Berlin gibt es einen weiteren Sitz in New York. Geld für Investitionen dürfte eher in die USA fließen, weniger in den deutschen Markt, sagten Insider. Zuletzt war in der Branche spekuliert worden, ob Springer am "Wall Street Journal" interessiert wäre. Dies sei derzeit kein Thema, sagten Eingeweihte. Aber falls die renommierte Zeitung eines Tages zum Verkauf stünde, würde Springer sich das sicher anschauen.

Perspektivisch will sich Axel Springer - ohne einen genauen Zeitpunkt zu nennen - vom gedruckten Zeitungsgeschäft verabschieden und ein reines Digitalunternehmen werden. Stärkste Medienmarke in Deutschland ist nach wie vor der Boulevardtitel "Bild". Der Konzern setzt auf digitale Bezahlmodelle im Journalismus und auf Reichweite. Vor einiger Zeit hatte es einen Sparkurs bei den deutschen Marken gegeben.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!