Egal ob Radio, Fernseher, Rasierer oder Staubsauger - diese Elektrogeräte gehören nicht in den Restmüll, sondern müssen separat entsorgt werden. In Deutschland werde bisher aber deutlich zu wenig Elektroschrott gesammelt, kritisiert die Deutsche Umwelthilfe (DUH).
Kritik von EU-Kommission und Umweltschützern
Deutschland habe fünf Jahre in Folge das gesetzliche Sammelziel für Elektroschrott von 65 Prozent der verkauften Neugeräte gerissen, betont Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH. Aktuell erreiche man nur eine Sammelquote von etwa 30 Prozent.
Anfang August hatte die EU-Kommission Deutschland in einem Schreiben aufgefordert, die Elektroschrott-Sammelmenge auf die nach EU-Recht geltenden 65 Prozent zu erhöhen. Die Bundesregierung hat zwei Monate Zeit, um einen entsprechenden Plan zur Behebung der Mängel vorzulegen.
Positivbeispiel Ingolstadt
Doch es gibt auch Positivbeispiele. In Ingolstadt gibt man sich bereits große Mühe beim Sammeln von Elektroschrott. Dort müssen die Bürger nicht unbedingt mit dem Auto zu einem Wertstoffhof fahren, an 14 Wertstoffinseln im Stadtgebiet stehen eigens Container für Kleingeräte. Die Ingolstädter Kommunalbetriebe haben vor etwa sechs Jahren damit begonnen, die kleinen Container in der Stadt aufzustellen. Erst nur als Versuch, doch die Idee kam gut an.
Einmal pro Woche muss Jürgen Klose mit seinem Lkw alle Wertstoffinseln abfahren und die Behälter leeren, sonst quellen sie über. Kaputte Toaster, Lautsprecher, Wasserkocher - all das findet er dort. Es sei für die Menschen einfach bequem, wenn sie nur ein paar Meter von ihrer Haustür entfernt ihre Geräte gleich einwerfen können, vermutet Klose.
Gefahr durch Lithium-Ionen-Akkus
Alles darf hier aber nicht eingeworfen werden. Batterien und Akkus müssen vor dem Einwurf raus, genau wie Leuchtmittel und Monitore. Weil sich nicht alle daran halten, muss der Inhalt der Elektroschrott-Container in der Problemmüllsammelstelle sortiert werden. Dort haben die Mitarbeiter bereits einen guten Blick, welchen Geräte mit Lithium-Ionen-Akku laufen und welche nicht.
Denn Handstaubsauger, Laptop, Rasierer, elektrische Zahnbürste und weitere Geräte mit eingebautem Akku müssen aussortiert werden. Wenn diese durch Erschütterungen brechen oder beschädigt werden, könne der Container sonst in Brand geraten, betont Sortierprofi Markus Kleinert.
Immer mehr E-Zigaretten
Was auffällt: Aus jedem dieser Behälter fischen Kleinert und seine Kollegen mittlerweile an die 50 E-Zigaretten. Auch darin ist ein brandgefährlicher Akku verbaut. Laut Markus Kleinert glauben viele, dass E-Zigaretten in die schwarze Tonne könnten, wenn sie leer sind, das sei aber ein großer Irrtum: "Diese Geräte gehören nicht in den Restmüll", betont der Entsorgungsprofi.
Fast 700 Tonnen Elektroschrott wurden hier allein im vergangenen Jahr gesammelt. Bei den Ingolstädter Kommunalbetrieben ist man zufrieden mit den Abgabestellen. Demnächst sollen sogar noch an vier weiteren Wertstoffinseln Sammelcontainer aufgestellt werden. Auf Wunsch der Bürger.
Umwelthilfe fordert bessere Rückgabe im Handel
Laut Deutscher Umwelthilfe werden die größten Mengen Elektroschrott bisher von kommunalen Wertstoffhöfen gesammelt. Trotzdem sei das bundesweit nicht genug. Die Umweltschützer fordern, das Elektrogesetz dringend zu überarbeiten. Es müsse vor allem die Rückgabe von kaputten Geräten im Handel weiter vereinfacht werden, betont Bereichsleiter Thomas Fischer.
Es gibt für Supermärkte und Drogerien eine eingeschränkte gesetzliche Rücknahmepflicht. Der Eindruck der DUH sei aber, dass dort ein regelrechter Abwehrkampf geführt werde, weil man keinen Elektroschrott zurücknehmen wolle.
Klage gegen Discounter
Die Umwelthilfe testet deshalb regelmäßig Supermärkte und reicht Klage ein, wenn die Rücknahme verweigert wird. Das Landgericht Amberg hat aufgrund dessen nun unter anderem die Kette Netto Marken-Discount dazu verurteilt, ausgediente Elektrokleingeräte unentgeltlich zurückzunehmen, bestätigt die DUH. Ähnliche Urteile habe man außerdem erst kürzlich gegen Aldi Nord, Aldi Süd sowie Lidl erstritten.
Weitere Forderungen der Umweltorganisation: Online-Händler aus dem Ausland sollen ebenfalls Rücknahmepflichten erfüllen. Hier gebe es noch große Schlupflöcher. Außerdem fordern die Umwelt- und Verbraucherschützer eine Wiederverwendungsquote von 15 Prozent und Reparaturboni. Bislang werden nur 1,7 Prozent der gesammelten Altgeräte für eine Wiederverwendung aufbereitet, so Thomas Fischer von der DUH.
Reparatur oder Secondhand statt Tonne
Auch in Ingolstadt entdecken die Abfallprofis ab und zu noch funktionierende Elektrogeräte im Müll. Manchmal lohnt sich eine Reparatur oder man kann nicht genutzte Geräte verschenken, bevor sie im Schrottcontainer landen. Abfallberater Gerhard Kreitner von den Ingolstädter Kommunalbetrieben würde aber noch früher ansetzen: Er wünscht sich vor allem, dass Elektrogeräte nachhaltiger gebaut werden und nicht so schnell kaputtgehen.
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