Bargeld, Bitcoin, Aktien - wer Geld zum Investieren übrig hat, kann sich gerade über gute Dividenden freuen.
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DAX, Gold, Bitcoin: Alles auf Rekordhoch - Wie kann das sein?

DAX, Gold, Bitcoin: Alles auf Rekordhoch - Wie kann das sein?

Der Vizekanzler sagt, die deutsche Wirtschaft sei in einem "dramatisch schlechten" Zustand. Doch die Kurse an den Börsen rasen immer höher. Was widersprüchlich klingt, ist bei einem genauen Blick leicht zu verstehen.

Über dieses Thema berichtet: Börse am .

Zwar stehen die Zeichen in der Wirtschaft nicht mehr auf Abschwung, aber von guter Stimmung in den Unternehmen kann man nun auch nicht sprechen. Denn von Aufschwung und Konjunktur fehlt jede Spur. Wie passt es da, dass wichtige Börsenwerte und Geldanlagen immer weiter in die Höhe schnellen? Der DAX stand diese Woche mit gut 18.000 Punkten auf einem Allzeithoch, der Bitcoin genauso und Gold ist derzeit so beliebt wie selten. BR24 beantwortet die wichtigsten Fragen.

Warum klettert der DAX immer weiter, obwohl die deutsche Wirtschaft doch schwächelt?

Zwar steht DAX für "Deutscher Aktienindex", aber in Wahrheit ist der DAX kein deutscher Index mehr, wie es sein Name sagt. Über die Hälfte der Aktien dort befindet sich im Besitz ausländischer Investoren. Nur ein Beispiel: Wegen des starken internationalen Geschäfts hat sich die Deutsche Post AG in "DHL Group" umbenannt. Konzerne wie der Sportartikel-Hersteller "Adidas" oder "HeidelbergCement" (Heidelberg Materials AG) machen über 90 Prozent ihrer Umsätze im Ausland. Die Deutsche Telekom wiederum profitiert von ihrer überaus erfolgreichen amerikanischen Tochter "T-Mobile US".

Die lahmende deutsche Binnenkonjunktur hat für die Unternehmen also an Bedeutung verloren. Deshalb können die 40 DAX-Unternehmen mit der Rekordsumme von über 52 Milliarden Euro an Dividenden locken. Ein Großteil davon fließt in die Kassen der ausländischen Investoren.

Welche Aktien ziehen den DAX so nach oben?

Der größte Gewinner der vergangenen Jahre ist der Rüstungskonzern Rheinmetall. Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine im Februar 2022 hat sich der Börsenkurs auf 440 Euro mehr als vervierfacht.

Auch Airbus befindet sich mit Kursen um 160 Euro auf Rekordkurs - auch wegen der Rüstungssparte, aber nicht nur. Der europäische Flugzeugbauer ist zum weltgrößten Hersteller aufgestiegen, weil der größte Konkurrent Boeing seit Jahren mit massiven Technik- und Qualitätsproblemen im zivilen Flugzeugbau kämpft und Marktanteile verloren hat.

Zu den Gewinnern zählen auch die Versicherer "Allianz" und "Munich Re", die ihre Aktionäre seit Jahren mit sicheren und ständig steigenden hohen Dividenden verwöhnen. Ebenfalls gewonnen haben die Banken: Deutsche Bank und Commerzbank, die wegen der steigenden Zinsen wieder gutes Geld verdienen. Von ihren Höchstkursen, die sie vor der Bankenkrise 2008 erreicht haben, sind sie aber meilenweit entfernt.

Nicht alles ist Gold, was glänzt: die Verlierer

Aber längst nicht alle DAX-Unternehmen stehen derzeit so gut da. Bei einem differenzierten Blick fällt zunächst der Autobauer VW auf. Der Konzern hat den von ihm im Jahr 2015 ausgelösten Dieselskandal noch nicht überwunden. Seit damals hat sich der Börsenkurs mehr als halbiert - auf unter 120 Euro. Dahinter stecken zum einen die juristischen Nachwehen des Skandals. Aber auch die Fokussierung auf die E-Autostrategie wird an den Börsen offenbar nicht honoriert. BMW und Mercedes hingegen geben sich "Technik-offen": Ihre Kurse liegen knapp unter Rekordniveau.

Auch der Pharma-Konzern Bayer hat sich mit der Übernahme von Monsanto in den USA tausende Schadenersatzklagen wegen des krebserregenden Unkrautvernichters Glyposat eingehandelt. Ein Ende der Verfahren ist nicht in Sicht: Deshalb ist der Pharma- und Chemiekonzern eine der großen Enttäuschungen im DAX. Gleiches gilt für die Ex-Siemens-Tochter "Siemens Energy", die wegen massiver Qualitätsprobleme der spanischen Windkraft-Tochter "Gamesa" Verluste in Milliardenhöhe erlitten hat.

Warum gehen die Börsen überhaupt weltweit auf Rekordkurs?

Die treibenden Kräfte für die Börsenzuwächse sind weiterhin die großen Notenbanken in den USA und in der Eurozone. Ihre extreme Niedrigzinspolitik hat schon in den Zehnerjahren die Börsen auf neue Rekorde getrieben. Ihre radikale Zinswende seit 2021 hat zwar die Aktienmärkte phasenweise unter erheblichen Druck gesetzt, aber den Aufwärtstrend nicht nachhaltig gebrochen.

Noch immer ist im europäischen Bankensystem viel Geld unterwegs, das nicht nur in die Wirtschaft, sondern auch in die Märkte fließt. Im Euroraum sind es nach Angaben der EZB noch 3,5 Billionen Euro, die aber in den kommenden Jahren deutlich weniger werden sollen. Die US-Notenbank und die EZB haben es geschafft, die ausufernde Inflation wieder einzufangen. Deshalb wird an den Märkten schon wieder auf Zinssenkungen spekuliert. Vermutlich ab Juni könnte es die ersten Zinsschritte nach unten geben. All das stimmt die Unternehmen zuversichtlich.

Und welches Gold glänzt nun wirklich?

Gold hat den Ruf, in Krisenzeiten ein sicherer Fluchthafen zu sein. Tatsächlich ist die Nachfrage seit Ausbruch der Corona-Krise 2020 gestiegen, auch wenn der Kurs immer wieder deutliche Einbrüche zu verzeichnen hat. Aktuell liegt der Preis für die Feinunze Gold mit 2.160 Dollar auf Rekordkurs. Ein Grund ist sicher auch das wachsende Interesse von Notenbanken am Gold als Sicherheit.

Nach Angaben des "World Gold Councils" haben in den vergangenen Jahren vor allem die Zentralbanken in China, Polen, Singapur, Libyen, Tschechien und Indien Gold gekauft - rund 1.037 Tonnen im Jahr 2023. Für viele Kleinanleger ist es normal, zumindest einen Teil ihres Geldes in Gold anzulegen, entweder als physisches Gold oder eher indirekt durch eine wachsende Anzahl an Fonds, Zertifikaten oder ETFs. Die Kursschwankungen zeigen: Gold hat seine Risiken, zumal es keine jährliche Verzinsung abwirft.

Und der Bitcoin?

Der Bitcoin ist eine Anlageform, die erst in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Für die EZB ist die Kryptowährung keine Währung, sondern ein "Spekulationsobjekt". Immer wieder haben Spekulationswellen den Bitcoin nach oben getrieben, oft gefolgt von deutlichen Rückschlägen. Ein Investment hier ist nichts für Anleger mit schwachen Nerven.

Ein Grund für die aktuelle Hausse auf Rekorde um 72.000 Dollar ist das Mitte April anstehende "Halving", das ungefähr alle vier Jahre stattfindet. Vereinfacht gesagt, verringert es das Angebot an neuen Bitcoins, die durch das "Mining" auf den Markt kommen. Grundsätzlich ist die Anzahl auf 21 Millionen begrenzt. 2141 dürfte der letzte Bitcoin "geschürft" werden. Das heißt, der Bitcoin ist ein knappes Gut und gewinnt natürlich an Wert, wenn die Nachfrage steigt.

Die Kryptowährung zu kaufen, ist heute kein großes Problem mehr. In den vergangenen Jahren sind eigene Börsen gegründet worden. Über Internetplattformen und Apps können Kryptowährungen via Smartphone rund um die Uhr gehandelt werden. Große Vermögensverwalter legen für Interessierte Fonds und ETFs auf. Das hat natürlich die Nachfrage auf das "knappe Gut" gesteigert.

Mehr Infos zum Börsengeschehen gibt es halbstündlich bei BR24 Radio oder online im Börsen-Ticker.

Dieser Artikel ist erstmals am 14. März 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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