Die Grenzen des Wachstums, ein Buch geschrieben von Dennis Meadows, herausgegeben vom Club of Rome.
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"Die Grenzen des Wachstums" sind erreicht - was kommt jetzt?

"Die Grenzen des Wachstums" sind erreicht - was kommt jetzt?

Ein halbes Jahrhundert ist es her, dass ein Buch die Menschheit wachrüttelte: "Die Grenzen des Wachstums" belegte, dass wir zu viel von allem verbrauchen. Seither hat sich nicht viel verändert - oder doch?

Über dieses Thema berichtet: Die BR24 Reportage am .

Die Menschheit muss ihr Wirtschaften in ein Gleichgewicht bringen zwischen Verbrauch und Wiederverwertung: Als eine Wissenschaftler-Gruppe im Jahr 1972 diese Feststellung in dem Buch "Die Grenzen des Wachstums" veröffentlichte, war sie noch etwas Neues.

Auch die Herangehensweise der Forscher war neu: Sie arbeiteten mit Computermodellen. Solche Modellrechnungen, die für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Bereichen wie Ökologie, Ökonomie und Klimawissenschaft inzwischen Alltag sind, waren vor einem halben Jahrhundert noch revolutionär.

Richtige Grunderkenntnisse – aber wirkungslos

Etliche der Vorhersagen des Buches "Die Grenzen des Wachstums" sind nicht in der prognostizierten Form eingetreten. Zum Beispiel ging man damals davon aus, dass die Ölvorräte der Erde viel früher aufgebraucht sein würden. Dass die Menschen immer "effizientere" Methoden zur Förderung erfinden würden, war damals noch nicht abzusehen.

Doch daran, dass die Grundaussage des Werks korrekt ist, könne niemand einen ernsthaften Zweifel haben, findet der Soziologieprofessor und Buchautor Harald Welzer: Die Menschheit verbraucht in ungebremstem Tempo die begrenzten Ressourcen der Erde: "Wir sind immer noch im Verschwendungsmodus und im Steigerungsmodus."

  • Zum Artikel: "Wie nachhaltig sind bayerische Unternehmen?"

Welzer hat in den vergangenen zehn Jahren drei Bücher veröffentlicht, in denen er analysiert, warum die Menschheit von dem Weg des Ressourcen-Verbrauchs nicht abbiegt. Schließlich hätte spätestens seit 1972 erkannt werden müssen, dass dieser Weg verhängnisvoll ist. Welzer hat Zweifel, ob es sinnvoll ist, die Menschen mit immer neuen Statistiken und Diagrammen zum Klimawandel und Artensterben aufrütteln zu wollen: "Wenn man nach 50 Jahren immer noch denselben Text erzählt, obwohl er die Begrenztheit seiner Wirksamkeit erwiesen hat, dann muss man mal darüber nachdenken, dass man vielleicht einen anderen Weg beschreiten sollte."

Andere Wege

Ein anderer Weg könnte nach Ansicht des Soziologen sein, konstruktive Vorschläge zu machen. Beispielsweise Nachbarschafts-Initiativen oder kommunale Projekte zu stärken, die etwa weniger Autoverkehr und mehr Kreislaufwirtschaft voranzubringen versuchen. Nur auf Entscheidungen von Regierungen zu warten, sei keine Lösung: "Da herrscht eine politische Blindheit, die einen geradezu fassungslos machen kann."

Ein Beispiel für ein kleines Industrie-Unternehmen, das einen anderen Weg zu gehen versucht, ist die Richard Henkel GmbH mit Sitz im hohenlohischen Forchtenberg. Hier stellt man unter anderem mit Plastikschnüren bespannte Stahlrohr-Liegen her, die vor allem Bäder, Saunen und Hotels kaufen, aber auch Privatleute.

  • Zum Artikel: "Studie: Menschen in Bayern wünschen sich mehr Nachhaltigkeit"

Die Geschäftsführerin Susanne Henkel erzählt mit einem gewissen Stolz von einem Großauftrag, der vor einigen Monaten eingegangen ist. Der Kunde, eine Bädergruppe, kaufte aber keine neuen Liegen. Vielmehr war der Auftrag, mehrere hundert Liegen zu überarbeiten. Als Herstellungsjahr war 1950 eingeprägt, erzählt Susanne Henkel: "Das heißt 70 Jahre lang Stahl gespart, Hallöchen! Die Erde brennt. Ressourceneffizienz und Materialeinsparung ist wichtig!"

Billig ist in Wahrheit teuer

Ihr Bruder Kai Henkel, der mit seiner Schwester das vor 100 Jahren gegründete Familienunternehmen leitet, ergänzt: Es ärgere ihn, wenn Kunden sich daran stören, dass langlebige Produkte oft einen höheren Preis haben. Die Richard Henkel GmbH arbeitet auch als Zulieferer, unter anderem für die Auto- und Flugzeugindustrie. Ein besonderes Metall-Beschichtungsverfahren, auf das die Richard Henkel GmbH sich spezialisiert hat, wird von etlichen Firmen nachgefragt. Damit könne die Haltbarkeit von Metallteilen oft um ein Vielfaches verlängert werden, sagt Kai Henkel.

Auch betriebswirtschaftlich gesehen sei es auf lange Sicht oft kostengünstiger, auf langlebige Güter zu setzen, die weniger oft ersetzt werden müssen, betont er. Doch in vielen Unternehmen werde höchstens im Zeithorizont von Geschäftsjahren oder einzelnen Quartalen gerechnet: "Solange diese Denke noch vorherrscht, haben wir weiterhin ein Problem."

Das Schweigen der Großkonzerne

Die Richard Henkel GmbH versucht, ihren Beitrag dazu zu leisten, dass die Menschheit ihre Wirtschaft in ein Gleichgewicht bringt, wie es die Autoren des Buches "Die Grenzen des Wachstums" 1972 gefordert haben. Der Beitrag des kleinen Industriebetriebs mit gerade mal 35 Beschäftigten bleibt aber freilich überschaubar.

Wenn man daher bei Großkonzernen um ein Interview bittet, um darüber zu sprechen, wie bei ihnen das Thema diskutiert wird, kann man sich allerdings eine ganze Reihe von Absagen einhandeln. Der weltgrößte Rückversicherungskonzern, die MunichRe, veröffentlicht schon seit vielen Jahren wissenschaftliche Studien zu den Schäden, die der Klimawandel anrichtet. Doch für ein längeres Interview anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Buches "Die Grenzen des Wachstums" konnte die Pressestelle des DAX-Konzerns keinen Termin finden.

Auch BMW fand keine Lücke im Terminkalender, um beispielsweise darüber zu sprechen, was eigentlich aus Projekten der Autoindustrie für ein Drei-Liter-Auto geworden ist, und ob die Entwicklung in die richtige Richtung geht, wenn auch E-Autos immer größer und schwerer werden. Die gleiche Antwort kam von Audi: Leider keine Zeit.

Trotzdem optimistisch bleiben

Wenn man dem Sozialpsychologen Harald Welzer von solchen Antworten verschiedener Großkonzerne erzählt, hat er einen trockenen Kommentar: "Die haben halt wichtigere Dinge zu tun, die müssen weiter an der Zerstörung der Welt arbeiten."

Nachdem er seinen Posten als Universitätsprofessor aufgegeben hatte, hat er begonnen, bei der gemeinnützigen Stiftung "Futurzwei" Konzepte zu einer zukunftstauglichen Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft mitzuentwickeln. Und er sei keineswegs Pessimist, wenn er auf die vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte zurückschaut, sagt er: "Da ist ja unfassbar viel erreicht worden in wenigen Generationen. Warum soll man denn nicht glauben, dass wir auch die sozial-ökologische Transformation hinkriegen? Nur die Frage ist halt: Wie?"

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