Das vollelektrische Flugzeug Alic von Hersteller Eviation
Bildrechte: Eviation
Bildbeitrag

"Alice" bietet in der Passagierversion neun Sitzplätze plus zwei Piloten. Das Flugzeug hat jetzt seinen ersten Testflug hinter sich.

Bildbeitrag
> Wirtschaft >

Elektro-Flieger "Alice" absolviert ersten Testflug

Elektro-Flieger "Alice" absolviert ersten Testflug

"Alice" will Flugzeugbauern wie Boeing das Fürchten lehren. Am Dienstag hat der Prototyp des vollelektrischen Passagierflugzeugs erfolgreich seinen Jungfernflug absolviert. Die Maschine könnte das Rennen um eine Zulassung gewinnen.

"Alice" hob am Dienstag vom "Grant County International" Flughafen im US-Bundesstaat Washington gut 300 Kilometer östlich von Seattle ab. Nur gut acht Minuten dauerte der Testflug in der für neun Passagiere und zwei Piloten konstruierten Maschine. "Alice" drehte zwei Flugplatzrunden und stieg auf eine Höhe von 3500 Fuß (1,07 Kilometer). Ziel des Fluges war es, Daten zu sammeln, um die Konstruktion zu verbessern.

Test-Pilot: "Wunderschön und reaktionsschnell"

"Sie ist wunderschön", sagte Testpilot Steve Crane lauf "Seattle Times" nach dem kurzen Flug. Das Konstruktions-Team habe ein tolles Flugzeug gebaut, das sehr reaktionsschnell sei. Er habe während des Fluges die Hydraulik-Pumpen und die Propeller gehört, aber nicht die MagniX-Motoren. Die seien still, so Crane.

Konstruiert in den USA und Israel

Hersteller des E-Fliegers ist das Startup "Eviation" aus Arlington (US-Bundesstaat Washington). Amerikanischen und israelischen Ingenieuren haben das Flugzeug entwickelt. Das Unternehmen plant, mit seiner emissionsfrei fliegenden Maschine Städteverbindungen mit einer Distanz zwischen 250 und 400 Kilometern Reichweite zu bedienen. Das entspricht ungefähr der Strecke von Frankfurt - Hamburg oder Frankfurt - Berlin.

  • Artikel: Erstflug eines Elektroflugzeugs in Memmingerberg erfolgreich

Pendler-Flugzeug für den Verkehr zwischen Regionalflughäfen

Sollte die Maschine in Serie gebaut werden, sind Konfigurationen als Pendler-Flugzeug auf der Ultrakurzstrecke für bis zu neun Passagiere und zwei Piloten vorgesehen. Eine Luxus-Variante als Privatflugzeug soll Platz für sechs Passagiere bieten. Außerdem ist eine Version als kleiner Frachtflieger gedacht.

Bildrechte: Eviation
Bildbeitrag

So sieht das vollelektrische Passagierflugzeug im Inneren aus

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!

Alice offenbar anderen Herstellern voraus

Die Zeitung "Seattle Times" berichtet, Alice sei den meisten anderen in der Entwicklung befindlichen vollelektrischen Flugzeugen voraus. Sie habe das Zeug, das erste vollelektrische Verkehrsflugzeug zu werden, das die US-Luftfahrtbehörde für den Passagierverkehr zulässt.

Der erste vollelektrische Flug in Nordamerika wurde im Dezember 2019 im kanadischen Vancouver mit einer umgerüsteten DHC-2 de Havilland Beaver - einem Wasserflugzeug - durchgeführt. Auch sie wurde von MagniX-Motoren angetrieben. Dieses Flugzeug befindet sich derzeit in der Flugerprobung und ist noch nicht für die Beförderung von Passagieren zugelassen.

Antrieb mit 21500 Batterien

Angetrieben wird die Maschine, deren endgültiges Design nach Firmenangaben noch nicht erreicht ist, von 21500 Tesla-Batteriezellen. Mit ihren mehr als 4 Tonnen Gewicht, machen sie etwas die Hälfte des aus Carbon gefertigten Flugzeugrahmens aus. Für den Transport von schwerer Fracht ist das ein Manko, weil die Batterieladungen für längere Strecken noch zu schwach sind. Außerdem gibt es Sicherheitsbedenken bei Lithium-Ionen-Batterien. Sie können bei einem Ausfall unkontrolliert heiß werden und im schlimmsten Fall sogar Feuer fangen.

Bis zur Zulassung dürfte es noch dauern...

Bis "Alice" allerdings eine Zulassung für den Passagierverkehr erhält, könnten noch gut fünf Jahre vergehen. Eviation-Chef Greg Davis sieht vor allem die Batterie-Hersteller gefordert. Noch lieferten die Batterien nicht genug Energie, um damit längere Flüge als wenige Minuten bestreiten zu können. Man habe zwar gerade Luftfahrtgeschichte geschrieben, zitiert die "Seattle Times" Davis, allerdings müssten die Batterie-Hersteller die Entwicklung weiter vorantreiben.