Die Gaspreise sind nach dem Rekordjahr 2022 immer noch auf einem vergleichsweise günstigen Niveau. Der Nahost-Konflikt und die Eskalation zwischen Israel und Iran haben in der letzten Woche aber für etwas Verunsicherung geführt.
Neue Gasverträge seit März um einen Cent pro Kilowattstunde teurer
Wer einen neuen Gasliefervertrag abschließen kann, bekommt nach wie vor einen Arbeitspreis von deutlich unter 10 Cent pro Kilowattstunde inklusive Mehrwertsteuer, bei einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden und einer Vertragslaufzeit von mindestens 12 Monaten. Einige Verbraucher hängen aber noch in Altverträgen fest, die teurer sind.
Das Vergleichsportal Verivox gibt die günstigsten Tarife (Stand: Mitte April 2024) mit 7,7 Cent brutto an, inklusive Neukundenbonus. Diese Preise sind Verivox zufolge im letzten Monat um 17 Prozent gestiegen. Im März war das Gas noch ab 6,5 Cent, also gut einen Cent pro Kilowattstunde billiger zu haben - bei entsprechendem Wechsel- oder Neukundenrabatt und Mindestlaufzeit.
Bund streicht Steuerermäßigung und erhöht CO₂-Abgabe auf Energie
Dazwischen lag die Rückkehr zum vollen Mehrwertsteuersatz (19 Prozent) für Gas, der zwischenzeitlich nur 7 Prozent betrug. Was für Verbraucherinnen und Verbraucher auch eine Rolle spielt, sind steigenden Netzentgelte und andere Abgabenerhöhungen für die Haushaltsenergie.
Dazu gehört die allgemeine Anpassung der CO₂-Preise, die auch beim Heizöl oder bei Kraftstoffen zunehmend steigen und ab 2025 in den EU-weiten Handel mit CO₂-Zertifikaten übergehen.
Grafik: So viel kostet 1 kWh Gas
Für ansonsten stabile Gaspreise spricht der geringe Verbrauch im zurückliegenden milden Winter. Die Erdgasspeicher sind gerade in Deutschland immer noch wesentlich voller als in den vergangenen Jahren um diese Zeit.
An der Energiebörse waren Terminkontrakte wie TTF wegen des Nahost-Konfliktes in der letzten Woche kurzzeitig nach oben geschnellt. Da der große Gegenschlag Israels nach dem iranischen Angriff bisher ausblieb, hat sich der Gasmarkt bereits am Freitag wieder weitgehend beruhigt.
Rezession lässt Nachfrage nach Energie eher sinken
Auf dem Weltmarkt herrscht jedenfalls kein Mangel an Erdgas. Hier liegt der einfache Preis für Natural Gas immer noch um etwa 20 Prozent unter dem des Vorjahres und um gut ein Viertel unter den Gaspreisen von vor drei Jahren und vor fünf Jahren.
Die schwache Konjunktur in Deutschland führt dazu, dass vor allem in der Industrie der Bedarf weiter sinken könnte, wie das seit 2022 nun schon der Fall ist. China kann seinen wachsenden Bedarf inzwischen mit einer Pipeline aus Russland decken und stieg damit zugleich zum wichtigsten Gaskunden von Wladimir Putin auf.
Woher bezieht Deutschland sein Erdgas?
Nachdem Putin uns das Gas im Ukraine-Konflikt abgestellt hatte, kommt Pipeline-Gas vor allem aus Norwegen und über Hafenterminals, wo verflüssigtem Erdgas (LNG) mit Tankschiffen angelandet wird. Die traditionellen Lieferungen aus den Niederlanden (Gasfeld um Groningen) wurden eingestellt, weil dort nach diversen Schäden (Absenkungen im Boden) kein Erdgas mehr gefördert wird.
Ein Großteil des LNG stammt aus US-amerikanischer Fracking-Gas-Produktion und zu einem geringen Teil auch aus arabischen Golfstaaten, die vom Iran bedroht werden könnten.
Ein größerer Gas-Engpass in Deutschland ist wegen des Nahost-Konflikts derzeit wohl nicht zu befürchten, weil der Anteil von dort (noch) gering ist. So liefert zum Beispiel das Emirat Katar mit seinen großen Gasvorkommen bisher bevorzugt an andere Länder. Ab 2026 sind 15 Jahre lang kleinere Lieferungen aus Katar geplant, die aber nur etwa drei Prozent des Bedarfs in Deutschland abdecken werden.
Anmerkung der Redaktion: Im Beitrag war zunächst in der Passage, in der es um einen neuen Gasliefervertrag geht, von 20 Kilowattstunden Jahresverbrauch die Rede. Dies haben wir korrigiert auf 20.000 Kilowattstunden.
Dieser Artikel ist erstmals am 22.04.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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