Nach mehr als vier Monaten ist der Tarifstreit bei der Deutschen Bahn beendet: Die Bahn und die Lokführergewerkschaft GDL haben eine Einigung in ihrem Tarifkonflikt erzielt. Das teilte die GDL am Montagabend mit. Ein Bahnsprecher in Berlin bestätigte die Einigung auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. Streiks drohen den Fahrgästen der Bahn nun nicht mehr.
Beide Seiten wollen am Dienstagvormittag in separaten Pressekonferenzen über die Details informieren. Die Bahn lud die Medienvertreter zu einer Informationsrunde "zum aktuellen Stand der Tarifrunde mit der GDL" ein, die Personalvorstand Martin Seiler halten wird. Für die GDL will deren Chef Claus Weselsky Einzelheiten der Einigung erläutern.
Details zum Kompromiss noch unklar
Nach sechs Arbeitskämpfen in der aktuellen Verhandlungsrunde, einer gescheiterten Moderation und Streit vor Gericht gab es zuletzt wieder Gespräche. Sowohl die Bahn als auch GDL-Chef Weselsky hatten sich zuversichtlich geäußert, zu einer baldigen Lösung im Konflikt zu kommen. Wie der Kompromiss aussehen könnte, blieb am Montag noch offen.
Knackpunkt der Tarifrunde war von Beginn an die Forderung der GDL nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibenden Löhnen und Gehältern. Die Bahn war bei einer vorigen Gesprächsrunde bereit, sich auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich in zwei Schritten bis 2028 einzulassen. Die Gewerkschaft unter ihrem Vorsitzenden Weselsky lehnte das allerdings ab.
Arbeitszeitkorridor und Gehaltserhöhung
Einem Medienbericht zufolge gibt es eine Einigung auf eine stufenweise Absenkung der Arbeitszeiten. Das Nachrichtenportal "Politico" berichtete am Dienstag, es solle ein "Arbeitszeitkorridor" eingerichtet werden, der es Mitarbeitern erlaube, ihre Arbeitszeit bis zum Jahr 2029 jährlich bei vollem Lohnausgleich abzusenken. Anfang 2026 erfolge diese Absenkung automatisch auf 37 Stunden. Wer 40 Stunden arbeiten möchte, könne dies für rund 2,7 Prozent mehr Lohn tun. Für die Folgejahre sind dem Bericht zufolge Absenkungen auf 36 Stunden ab 2027, ab 2028 auf 35,5 Stunden und ab 2029 auf 35 Stunden vorgesehen.
Sie erfolgen demnach aber nicht mehr automatisch, sondern nur optional auf Antrag der Arbeitnehmer. Die Parteien hätten sich zudem rückwirkend zum 1. November 2023 auf eine Gehaltserhöhung von 420 Euro pro Monat für 26 Monate geeinigt, berichtet Politico weiter. Das neu entstandene Tochterunternehmen der Bahn, "DB InfraGO", soll demnach allerdings nicht in den Tarifvertrag der GDL einbezogen werden.
Gespannt dürften die privaten Betreiber auf die Details des Tarifabschlusses warten. Sie haben die 35 Stundenwoche zugesagt, aber nur, wenn auch die Bahn diese umsetzt. Und noch einer wird sich den Text wohl genau durchlesen: die Konkurrenzgewerkschaft EVG. Die hat noch die 39 Stundenwoche im Vertrag stehen. Nächstes Jahr verhandelt sie wieder mit der Bahn.
Streiks hatten Bahnverkehr weitgehend lahmgelegt
Begonnen hatte der Tarifkonflikt zwischen GDL und Bahn Anfang November. Die Lokführergewerkschaft hatte in den vergangenen Monaten immer wieder den Bahnverkehr weitgehend lahmgelegt. Neben Hunderttausenden Berufspendlern und anderen Reisenden war durch den Ausfall von Güterzügen auch die Industrie unmittelbar betroffen. Die Bahn hatte die Streiks als "unverhältnismäßig" kritisiert. Die Gewerkschaft bekam jedoch wiederholt auch vor Gericht Recht.
Verkehrsminister Volker Wissing hatte mögliche Gesetzesänderungen nach einem Ende dieses Tarifkonflikts ins Spiel gebracht. "Herr Weselsky überspannt den Bogen immer weiter", hatte der FDP-Politiker in Richtung GDL gesagt.
Mit Informationen von dpa, AFP und Reuters
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