Trotz der zahlreichen Streiks im Bahnverkehr und der gestiegenen Unpünktlichkeit der Züge ist im vergangenen Jahr die Zahl der Passagiere bei der Bahn gestiegen, um 5,8 Prozent auf rund 1,8 Milliarden sogenannte –"Fahrgastfahrten". Und dennoch: Der Konzernverlust lag bei 2,4 Milliarden Euro und damit deutlich höher als das Minus von 227 Millionen Euro im Vorjahr, wie das Staatsunternehmen mitteilte.
Bahn rutscht tiefer in die roten Zahlen
Gründe sind vor allem ein Gewinneinbruch der Speditionstochter Schenker und hohe Ausgaben für das Schienennetz. Die Sanierung der Infrastruktur soll aber weitergehen. Gemeinsam mit dem Bund habe man das größte und umfassendste Investitionsprogramm seit der Bahnreform 1994 beschlossen, sagte Bahn-Chef Richard Lutz. Dank der starken Aufstockung der Haushaltsmittel durch den Bund könne man rund 30 Milliarden Euro zusätzlich investieren. Die Bahn investierte 2023 aus Eigenmitteln den Rekordbetrag von rund 7,6 Milliarden Euro.
Kunden brauchen viel Geduld
Die marode Infrastruktur und die vielen Baustellen, haben auch dazu geführt, dass die Züge unpünktlicher waren als im Vorjahr. Im Fernverkehr waren den Angaben nach 64 Prozent der Züge pünktlich. Damit liege man unter den Ansprüchen des Konzerns, räumte Bahn-Chef Lutz ein. Angesichts der derzeitigen Verspätungen und Unzuverlässigkeiten sprach er von einer Zumutung für die Bahnkunden und bedankte sich für deren Treue. Dieses Jahr wolle man einen Wert von 70 Prozent erreichen, so Lutz. Die schlechte Infrastruktur hat aber auch das Geschäft direkt belastet. Das Schienennetz - früher mit den Erlösen aus den Nutzungsgebühren für die Gleise ein wichtiger Gewinnlieferant für den Konzern - steuerte einen Verlust von rund 1,1 Milliarden Euro bei.
Güterverkehr wieder mit hohen Verlusten
Der Schienengüterverkehr von DB Cargo schrieb im vergangenen Jahr erneut rote Zahlen - das Minus summierte sich auf rund eine halbe Milliarde Euro. Eine Besserung scheint nicht in Sicht. Die Chefin der Frachttochter Sigrid Nikutta wich wiederholt der Frage aus, wann die Güterbahn schwarze Zahlen schreibe.
Gewinneinbruch bei Schenker
Die Speditionstochter Schenker hat zudem im vergangenen Jahr zwar einen Gewinn von 1,1 Milliarden Euro eingefahren. Im vergangenen Jahr lag das Ergebnis allerdings deutlich höher, und zwar bei 1,8 Milliarden Euro. Das Logistik-Unternehmen (Schiff, Flugzeug, Lkw) spürte, dass sich die hohen Frachtraten mit Abebben der Corona-Krise wieder normalisierten.
Bundesverkehrsminister mit der Bilanz unzufrieden
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) forderte vom Vorstand, künftig "deutlich effizienter mit seinen Mitteln umzugehen". Die Zahlen der Bahn seien "natürlich nicht zufriedenstellend". Massiv in die Infrastruktur zu investieren, sei dennoch der richtige Weg. Der Verkehrsexperte Christian Böttger von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin geht allerdings davon aus, dass die Deutsche Bahn nicht alle bis 2030 geplanten Projekte zur Generalsanierung durchführen kann, da derzeit die Finanzierung noch unklar sei. Finanziert sei nur bis zum Ende der laufenden Legislaturperiode, sagte Böttger bei BR24 im BR Fernsehen.
Verkehrsexperte: Bahn fehlt Geld für Infrastruktur
Hintergrund seien die Sparmaßnahmen bei der Aufstellung des Bundeshaushalts 2024, bei denen Bahnprojekte massiv gekürzt worden seien, sowohl Sanierungsprojekte als auch im Bereich Neubau. Wachstum auf der Schiene brauche jedoch neue Strecken, erklärte Böttger. "Dafür ist das Geld momentan nicht in Sicht, die Mittel dafür sind gestrichen worden." Am Verfall der Infrastruktur seien viele Akteure mit schuld, neben dem Verkehrsministerium, den Ministern und dem DB-Management auch der Verkehrsausschuss des Bundestags, der jahrelang nicht Alarm geschlagen habe.
Mit Informationen von dpa und Reuters
Im Video: Bahnexperte Christian Böttger zu den größten Problemfeldern
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