Aktuell sind die drei Säulen des Konsumklimas rückläufig: Sowohl die Konjunktur- und Einkommenserwartungen als auch die Anschaffungsneigung liegen unter dem Niveau vom Dezember. Somit gehen die Marktforscher des Marktforschungsunternehmens GfK und des Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) davon aus, dass die Verbesserung des Konsumklimas im vergangenen Monat nur ein kurzes Aufflackern vor Weihnachten war.
Sparneigung auf Langzeit-Hoch
Der Rückgang der Verbraucherstimmung falle auch deshalb so stark aus, weil die Sparneigung zu Jahresbeginn spürbar angestiegen ist, heißt es in dem monatlichen Bericht. Ein schlechterer Wert für das Konsumklima wurde zuletzt im März 2023 gemessen. "Falls es Hoffnungen gab, dass sich die Stimmung nachhaltig erholen kann, so wurden diese im Januar wieder zunichtegemacht. Das Konsumklima hat zu Jahresbeginn einen herben Rückschlag hinnehmen müssen", erklärt Konsumexperte Rolf Bürkl.
"Dazu trägt neben dem Rückgang der Einkommenserwartung und der Anschaffungsneigung auch maßgeblich die Sparneigung der Konsumenten bei, die sich derzeit im Höhenflug befindet. Sie ist im Januar 2024 auf das höchste Niveau seit August 2008 gestiegen" – damals herrschte die Finanz- und Wirtschaftskrise. Eine hohe Sparneigung ist also selten eine bewusste Geldanlage, sondern vielmehr Ausdruck einer großen Verunsicherung.
Vorerst keine Erholung in Sicht
Mit diesen Ergebnissen müssen die Hoffnungen auf eine nachhaltige Erholung des Konsumklimas weiter in die Zukunft verschoben werden. Krisen und Kriege sowie eine anhaltend hohe Inflation verunsichern die Verbraucher und verhindern damit eine Verbesserung der Konsumstimmung, resümieren die Verfasser der Studie. Waren im Vormonat die Einkommensaussichten noch spürbar angestiegen, so haben sie sich im Januar wieder deutlich abgeschwächt.
Ein Grund für den Einkommenspessimismus wird darin vermutet, dass sich die Inflation zuletzt wieder etwas verstärkt hat. So stieg nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes die Inflation im Dezember auf 3,7 Prozent. Im November wurde noch ein Wert von 3,2 Prozent ermittelt. Und die Rückkehr zum regulären Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent in der Gastronomie zu Jahresbeginn 2024 sowie die Erhöhung der CO₂-Abgabe für Energie wird vermutlich den Preisauftrieb fördern und die Einkommenserwartung weiter schwächen.
Inflation drückt auch die Anschaffungsneigung
Die deutlich gesunkenen Einkommenserwartungen ziehen auch die Anschaffungsneigung der Verbraucher im Januar wieder in den Keller. Sie liegt wieder auf einem ähnlich niedrigen Niveau wie im November 2023. Auch bei der Anschaffungsneigung spielt das Thema Inflation eine sehr wichtige Rolle. Die Sorgen um weiter hohe Preise bei Lebensmitteln und Energie verringern die Planungssicherheit, die besonders für größere Anschaffungen notwendig ist. Und wenn für Güter des täglichen Bedarfs mehr Geld ausgegeben werden muss, fehlen bei vielen die finanziellen Mittel für andere Käufe, wie z. B. für Einrichtungsgegenstände oder elektronische Geräte.
Die Bedeutung hoher Preise für die schwache Konsumneigung belegt auch eine kürzlich vom NIM vorgenommene tiefergehende Analyse: Konkret wurden die Konsumenten gefragt, aus welchen Gründen sie es momentan für keinen guten Zeitpunkt halten, größere Anschaffungen zu tätigen. In der offenen Abfrage antworteten etwa 60 Prozent, dass hohe und noch steigende Preise sie zu diesem negativen Urteil veranlassen. Damit liegt das Thema Inflation weit vor allen anderen genannten Gründen, wie zum Beispiel politische und wirtschaftliche Unsicherheit sowie die schlechte eigene finanzielle Lage. Der Konjunkturaussichten für die nächsten zwölf Monate werden zu Jahresbeginn ebenfalls pessimistischer beurteilt.
Ausgeprägter Konjunktur-Pessimismus
Der Indikator Konjunkturerwartung war zuletzt im Dezember 2022 auf einem schlechteren Niveau. Das Jahr 2023 hat die deutsche Wirtschaft mit einem kleinen Minus beim Wirtschaftswachstum abgeschlossen. So war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes um 0,3 Prozent niedriger als 2022.
Hohe Preise in nahezu allen Bereichen sowie steigende Zinsen wirkten im vergangenen Jahr dämpfend auf die Konjunktur. Auch für dieses Jahr sind die Wachstumsaussichten eher verhalten. So geht zum Beispiel das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in seiner Konjunkturprognose für 2024 ebenfalls von einer leichten Rezession aus – demnach wird das Bruttoinlandsprodukt um 0,5 Prozent schrumpfen.
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