Nach der Rede des neuen Adidas-Chefs Björn Gulden hatten viele Aktionärs-Vertreter in der Fürther Stadthalle ein Problem mit ihren Rede-Manuskripten. Denn in denen wurde durchgängig eine Lösung der "Yeezy"-Frage gefordert – und die deutete Gulden dann schon zu Beginn überraschend an: Adidas versuche nun doch, Teile der zusammen mit Kanye West designten Sneaker zu verkaufen.
Aus den Erlösen will der Konzern Geld spenden an Menschen und Organisationen, die durch die antisemitischen Äußerungen des US-Rappers verletzt wurden. Damit konnte Gulden punkten. Er hatte die Anleger aber ohnehin schon auf seiner Seite. Er sei ein Hoffnungsträger, man spüre seine positive Energie, "Packen Sie es an", hieß es in den Wortmeldungen.
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Adidas bekommt schlechte Noten für Entwicklung der letzten Jahre
Desaströs dagegen fiel das Urteil über die Entwicklung des Unternehmens in den vergangenen Jahren aus. Adidas habe zu spät auf die Probleme mit Kanye West reagiert, sei zu schlecht durch die Pandemie gekommen und inzwischen ein Sanierungsfall. Björn Gulden gab sich zuversichtlich, dass das alles wieder wird. Dabei blieb er aber gewohnt bodenständig: Zuerst werde es schlechter, dann besser, so der neue Adidas-Chef.
Während die Adidas-Hauptversammlung in hybrider Form abgehalten wurde – also sowohl in Präsenz als auch via Zuschaltung online – blieb man beim Autobauer BMW gänzlich ohne direkten Kontakt zu den Aktionärsvertretungen. Von denen gab es zunächst einmal viel Lob für die aktuelle Geschäftsentwicklung von BMW. Das vergangene Jahr sei ein Sonderjahr gewesen und das erste Quartal spitze, so das Fazit der deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Allerdings hatten Anteilseigner auch einiges zu beanstanden.
Die Münchner setzen nach wie vor nicht nur auf Elektromotoren, sondern auf verschiedene Antriebsformen, auch auf Verbrenner. Und diese Flexibilität koste Geld. Sollte die Nachfrage zurückgehen, werde Kostendisziplin einen hohen Stellenwert einnehmen müssen, kritisiert die Fondsgesellschaft Deka.
BMW: Technologieoffen, obwohl es teurer ist
BMW Chef Oliver Zipse verteidigte dagegen auf der Hauptversammlung den Kurs. Die Welt sei vielfältig und individuell zugleich. Die Zukunft der Mobilität brauche neben dem batterie-elektrischen Antrieb noch andere Standbeine. Wer einzig und allein auf E-Mobilität setze, riskiere neue Abhängigkeiten. Stichwort: Rohstoffe für Batterien. Man bleibe technologieoffen, wohl wissend, dass man gegen den Strom schwimme, so der Chef von BMW.
Daneben betonte Zipse aber auch, dass vor 2030 die Hälfte der Neuzulassungen reine Elektroautos sein würden. Doch einigen scheint das nicht weit genug zu gehen. So nutzten Vertreter von Fridays for Future die Gelegenheit, um BMW Greenwashing vorzuwerfen und forderten ein konkretes Datum für ein "Verbrenneraus". Das hat der Vorstand bisher vermieden.
Kritik an China-Abhängigkeit
Wie auch bei den Konkurrenten VW und Mercedes kommt ein Großteil des Gewinns von BMW aus China. Die Abhängigkeit wurde zuletzt noch gesteigert, durch die Übernahme der Mehrheit am chinesischen Joint Venture BBA. Die geopolitischen Risiken hätten damit für BMW erheblich zugenommen. Der kritische Blick der Weltöffentlichkeit und der Investoren auf China müsse für BMW Anlass sein, maximale Anstrengungen zu unternehmen, um auch hier die Risiken so gering wie möglich zu halten, fordert die Fondsgesellschaft Deka.
Bei BMW sieht man nach außen hin keinen Handlungsbedarf. Man folgt Zipse zufolge dem Prinzip: local for local. Das gelte auch beim Hochlauf der Elektromobilität. Mit dem ausbalancierten Absatz auf die vier Weltregionen Europa, USA, Asien mit China und verbleibende Länder können man auch auf regionale Marktschwankungen reagieren, so Zipse.
Aufsichtsrat verteidigt virtuelles Aktionärstreffen
Gleich von mehreren virtuell zugeschalteten Aktionären und Aktionärsvertretern wurde negativ hervorgehoben, dass die Hauptversammlung weder in Präsenz noch in hybrider Form abgehalten wurde. Da seien andere Aktiengesellschaften schon weiter, dort fänden wieder Präsenzveranstaltungen statt, so die Kritik.
Der Aufsichtsrastchef Norbert Reithofer erklärte dazu, dass man sich Ende vergangenen Jahres habe entscheiden müssen, in welcher Form das Aktionärstreffen stattfinde. Da sei aber noch nicht abzusehen gewesen, wie sich die Pandemie entwickelt. Von der hybriden Form eines Aktionärstreffens scheinen Aufsichtsrat und Vorstand aber nichts zu halten, sie lehnen diese Form als viel zu aufwendig und nicht nachhaltig ab. Wie künftige Treffen stattfinden, darauf wollten sich Vorstand und Aufsichtsrat zum jetzigen Zeitpunkt nicht festlegen.
Die Frage, ob Hybrid, Präsenz oder ausschließlich Online dürfte sich aktuell immer wieder stellen. In den nächsten Wochen stehen noch einige Hauptversammlungen an.
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