Hopfen rankt in einem Hopfengarten.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Harald Tittel

Die Hopfenernte 2023 war sehr ertragreich. Das ist aus Sicht des Hopfenhändlers Barthhaas nicht gut, weil es zu viel Hopfen auf dem Markt gibt.

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Hopfen-Überproduktion bereitet großem fränkischen Händler Sorgen

Weltweit trinken die Menschen weniger Bier. Die Brauereien produzieren weniger Gerstensaft. Doch der Hopfen gedeiht bestens. Die Überproduktion bereitet dem nach eigenen Angaben weltgrößten Hopfenhändler BarthHaas aus Nürnberg Sorgen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Weltweit wird weniger Bier gebraut und getrunken. 188 Milliarden Liter waren es 2023 – das waren 0,9 Prozent oder 1,7 Milliarden Maß Bier weniger als im Jahr zuvor. Doch obwohl die Menschen weniger Bier trinken, stieg die Menge an geerntetem Hopfen – diese weltweite Entwicklung macht dem Nürnberger Hopfenspezialisten BarthHaas Sorgen. Denn durch die Überproduktion verdienen die Hopfenpflanzer nicht genug.

Hopfen: Die Lager sind voll

Hopfen wird bereits vor der Ernte gehandelt und von den Brauereien geordert. Wenn aber bei sinkendem Bierkonsum mehr Hopfen produziert wird als benötigt, verursacht dies Probleme auf dem Weltmarkt: Die Lager sind dann voll, weil die Brauereien zwar Hopfen geordert haben, aber nicht abrufen und auch nicht bezahlen. Das geht aus dem BarthHaas-Bericht hervor, in dem der nach eigenen Angaben weltgrößte Hopfenhändler alljährlich die Entwicklung des Bier- und Hopfenmarktes analysiert.

Trotz weniger Anbaufläche bessere Ernte

Laut BarthHaas stieg die Erntemenge 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 11,5 Prozent auf 118.415 Tonnen – und das, obwohl die weltweite Anbaufläche zurückging. Der größte Hopfenproduzent war, trotz Flächenstilllegungen, die USA mit 22.545 Hektar, knapp gefolgt von Deutschland mit 20.629 Hektar. In beiden Ländern zusammen werden drei Viertel der weltweiten Hopfenernte eingebracht, sagte der Verfasser des BarthHaas-Berichts, Heinrich Meier. Auf Platz drei folgt Tschechien. "Die Anbaufläche muss reduziert werden, um die Produktion dem geringeren Bedarf anzupassen und sich einem Marktgleichgewicht anzunähern", forderte Meier. Auch Zahlen des Verbands der Hopfenpflanzer hatte dies vor einigen Wochen nahegelegt.

Neue Hopfensorten wegen des Klimawandels

Wichtig sei zudem die Züchtung neuer Hopfensorten, die besser mit den Anforderungen des Klimawandels zurechtkämen. Nur dies ermögliche den Hopfenpflanzern stabile Erträge und Einkommen. Im Jahr 2022 etwa gab es wegen anhaltender Dürre, Hitze und Unwettern weniger Hopfen als erwartet. Auf einem Versuchsfeld im mittelfränkischen Spalt werden bereits Neuzüchtungen getestet. Sie wurden von der Deutschen Gesellschaft für Hopfenforschung im oberbayerischen Hüll entwickelt und kommen mit deutlich weniger Wasser aus als der traditionelle Spalter Hopfen.

Größter Bierproduzent ist China

Größter Bierproduzent ist laut dem BarthHaas-Bericht China mit 35,9 Milliarden Litern, gefolgt von den USA mit 19,3, Brasilien mit 14,9 und Mexiko mit 14,2 Milliarden Litern. Deutschland belegt Platz fünf, obwohl der Bierausstoß um 3,3 Prozent auf knapp 8,5 Milliarden Liter sank. Dabei liegen leichte oder alkoholfreie Biere im Trend. Der Craftbeer-Boom hingegen sei vorbei, sagt Analyst Heinrich Meier.

Bierproduktion bleibt vermutlich gleich

Wie es mit der Bierproduktion in diesem Jahr weitergeht, ist laut BarthHaas schwer vorherzusagen. "Die Brauindustrie spürt weiterhin die Folgen des Ukraine-Kriegs", sagt Geschäftsführer Thomas Raiser. "Die Konsumenten ächzen in vielen Ländern unter der Last hoher Inflation". Während in den westlichen Ländern weniger Bier getrunken werde, weil die Menschen gesundheitsbewusster seien, könnten sich viele in den Schwellenländern schlicht kein Bier leisten. Er rechne daher höchstens damit, dass der Bierausstoß gleich bleibt.

Wie die Hopfenernte in diesem Jahr ausfällt, wird sich bald zeigen. In fünf Wochen beginnt die Ernte, auch in den bayerischen Anbaugebieten Hallertau und Spalt.

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