Die Industrie- und Handelskammer Schwaben hat die Ergebnisse ihrer Konjunkturumfrage präsentiert und dabei altbekannte, jedoch weiterhin drängende Herausforderungen in den Mittelpunkt gerückt. Der anhaltende Fachkräftemangel, die schwerwiegenden Auswirkungen der Energiepreiskrise und die komplexen politischen Fragen rund um die Migration wurden von IHK-Präsident Reinhold Braun und Marc Lucassen, dem Hauptgeschäftsführer der Kammer, hervorgehoben. "Wir treten auf der Stelle", kommentiert Lucassen die Situation, was sich in den Zahlen des Konjunkturindexes widerspiegelt: Viele Branchen liegen unterhalb der Wachstumsschwelle von 100 Punkten, ein deutliches Zeichen für die stagnierende Wirtschaftslage.
Unternehmen sehen Wirtschaftspolitik als Risiko
Diese Probleme beeinträchtigen signifikant den wirtschaftlichen Erfolg und das Wachstum in Bayerisch-Schwaben, sagen die IHK-Vertreter. Die Umfrage unter mehr als 900 Firmen ergab, dass zwei Drittel der Befragten die Wirtschaftspolitik als größtes Risiko für ihre Zukunft sehen. Besonders die Industrie leide unter einem Rückgang der Aufträge aus dem Ausland, sagt die IHK Schwaben. Und auch das Baugewerbe befinde sich in einer schwierigen Phase. Der Rückgang der Aufträge und die skeptischen Zukunftserwartungen spiegeln die anhaltende Unsicherheit wider, heißt es.
Energiepreise – Ein Damoklesschwert über der Industrie
Die Energiekrise hat die Industrie in Bayerisch-Schwaben fest im Griff. Kammer-Präsident Reinhold Braun warnt vor den langfristigen Konsequenzen der aktuellen Energiepreise: "Das große Thema bei den Energiepreisen ist, wenn energieintensive Industrie abgewandert ist, dann wird man auch niemals schaffen, die zurückzuholen, weil die Investitionen einfach zu groß sind." Braun verdeutlicht, dass bestimmte Industriezweige bei den momentanen Energiepreisen in der Region nicht wirtschaftlich zu betreiben seien, was einen unwiderruflichen Verlust darstellen könnte.
Migration als Chance gegen den Fachkräftemangel
Migration wird von der IHK Schwaben als wesentlicher Faktor für die Bewältigung des Fachkräftemangels und somit als Chance für die wirtschaftliche Entwicklung gesehen. "Uns als Wirtschaftskammer ist es enorm wichtig, dass wir Migration politisch positiv besetzen. Denn wir brauchen diese Menschen", betont Lucassen.
Er verurteilt politische Bestrebungen, die Migration negativ darstellen, als schädlich für die Wirtschaft. Zusätzlich zur Migrationsthematik spricht Lucassen sich klar gegen die von der AfD vorgeschlagene Idee eines EU-Austritts aus. "Jeder, der fordert, dass wir aus der Europäischen Union austreten, hat mit dem Widerstand jeder IHK in Deutschland zu kämpfen." Lucassen unterstreicht die Bedeutung des europäischen Binnenmarktes für die lokale Wirtschaft, dessen Verlust unvorstellbare Folgen hätte.
Die IHK-Konjunkturumfrage, regelmäßig durchgeführt von der Industrie- und Handelskammer Schwaben, sammelt Daten von über 900 Mitgliedsunternehmen aus den Bereichen Produktion, Handel und Dienstleistungen. Die Umfrage misst die aktuelle Geschäftslage und prognostiziert die wirtschaftlichen Erwartungen für die kommenden sechs bis zwölf Monate.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!