Endlich wieder billiger: Der Preis für Butter sank im vergangenen Jahr um fast 18 Prozent.
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Endlich wieder billiger: Der Preis für Butter sank im vergangenen Jahr um fast 18 Prozent.

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Inflation könnte 2024 weniger heftig ausfallen

Mit 5,9 Prozent war die Inflation im vergangenen Jahr auf dem zweithöchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Der Krisen-Preisschock ist also voll bei den Verbrauchern angekommen. Aber es gibt Grund zur Hoffnung, dass es im neuen Jahr besser wird.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft am .

Noch gibt es bei einer Inflationsrate von 5,9 Prozent im Jahr 2023 kein Aufatmen. Eigentlich sollte dieser Durchschnittswert aller Teuerungsraten bei zwei Prozent liegen, damit die Wirtschaft gesund und stabil ist. Aber wer die Zahl ins Verhältnis setzt, sieht auch, dass Besserung in Sicht ist: Den höchsten seit der Wiedervereinigung gemessenen Wert hatte es im Jahr 2022 gegeben, mit 6,9 Prozent.

Vor allem Lebensmittel waren teurer

Das Statistische Bundesamt hat die hohe Inflation zum Jahresende bestätigt. Wie bereits in einer ersten Schätzung ergibt sich für 2023 ein durchschnittlicher Preisanstieg um 5,9 Prozent. Zwar hatten sich die Verbraucherpreise im Jahresverlauf zunächst nicht mehr so stark verteuert. Doch im Dezember zogen die Preise dann wieder stärker an, und zwar um 3,7 Prozent. Aktuell zeichnet sich an den Kassenbändern der Republik also noch keine richtige Entspannung ab.

Ein wichtiger Indikator dafür ist die sogenannte Kerninflation. Das ist die Teuerungsrate ohne Nahrungsmittel und Energie, und die betrug 5,1 Prozent. Dass dieser Wert so nah an der allgemeinen Inflationsrate liegt, deutet darauf hin, dass der Preisanstieg sich insgesamt verfestigt hat, und eben nicht nur bei Waren, sondern auch bei Dienstleistungen.

Statistischer Sondereffekt im Dezember wegen Energiehilfen

Im Vormonat November hatte die Teuerung mit 3,2 Prozent zum Vorjahr den niedrigsten Stand seit Juni 2021 erreicht. Dann aber gab es einen Preissprung, weil ein Jahr zuvor der Bund einmalig die Kosten für den Monatsabschlag der Gas- und Fernwärmekunden übernommen hatte. Damit sollten Verbraucherinnen und Verbraucher finanziell entlastet werden.

Da dieser außerordentliche Preisdämpfer im Jahr 2022 dann entfiel, ergab sich auf Jahressicht ein statistischer Basiseffekt mit einem höheren Anstieg. Im direkten Monatsvergleich von November auf Dezember 2023 erhöhten sich die Verbraucherpreise nur um 0,1 Prozent.

Januar 2024 wird noch einmal preiskritischer Monat

Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) rechnet im laufenden Monat Januar 2024 noch einmal mit einer ähnlich hohen Inflationsrate wie im Dezember. Zum einen, weil die Energiepreisbremsen nicht erst zum Ende des Winters ausgelaufen sind, sondern jetzt schon zum Jahreswechsel. Zusätzlich stieg die Mehrwertsteuer in der Gastronomie von Dezember auf Januar von 7 Prozent auf 19 Prozent.

Frühestens im Februar ist dem IMK zufolge mit dem Beginn eines Abwärtstrends zu rechnen. Der solle dann im Jahresverlauf zu einer Beruhigung des Preisanstiegs führen. Das IMK, das von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung unterhalten wird, rechnet für das Gesamtjahr 2024 nur noch mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2,5 Prozent.

Billiger wurde vor allem: Butter

Der Rekordwert von 6,9 Prozent aus dem Vorjahr wurde 2023 zwar nicht erreicht. Aber die Inflation sei mit knapp sechs Prozent weiterhin auf einem hohen Stand. Am drastischsten zu erkennen sei das bei den Nahrungsmitteln, die sich um 12,4 Prozent verteuerten, so Ruth Brand, die Präsidentin des Statistischen Bundesamts.

Für Brot und Getreide-Erzeugnisse waren sogar 16,4 Prozent mehr zu bezahlen. Überdurchschnittlich viel war es auch bei Molkereiprodukten, Eiern und Süßwaren (wie Zucker, Marmelade, Honig) mit jeweils 15,7 Prozent. Auch für Fisch und Gemüse wurde an der Ladenkasse deutlich mehr Geld verlangt. Billiger wurde vor allem Butter mit einem Minus von 17,8 Prozent.

Vorübergehender Abwärtstrend unterbrochen

Experten halten zu Beginn des neuen Jahres 2024 einen weiteren Anstieg der Inflation zumindest im Januar für möglich, vor allem, weil einige staatliche Entlastungsmaßnahmen wie die Energiepreisbremsen für Gas und Strom beendet wurden. Außerdem erhöhten Bund, Länder und Gemeinden zahlreiche Steuern und Abgaben, von der Umsatzsteuer für Gastwirte bis hin zu Parkgebühren. Zudem stiegen die Energiekosten, die 2022 noch der größte Preistreiber waren, nicht mehr so stark.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde wartet auf bessere Daten aus Deutschland

Die Bundesbank erwartet, dass es noch eine längere Zeit braucht, bis der Preisanstieg durch die höheren Zinsen der Europäischen Zentralbank richtig eingedämmt ist. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte wiederholt gesagt, dass es aus ihrer Sicht noch zu früh ist, über konkrete Zinssenkungen nachzudenken.

Im Euroraum und in den meisten anderen EU-Ländern ist die Inflation übrigens wesentlich niedriger als in Deutschland. So ist davon auszugehen, dass Lagarde vor allem darauf wartet, dass auch bei uns im größten Euroland der hohe Preisdruck endlich nachlässt.

Andere EU-Länder trifft Preisentwicklung nicht so hart

So hat vor allem die spanische Regierung mit massiven staatlichen Gegenmaßnahmen wie Preisbremsen die Inflation bekämpft. Und in Frankreich gelang es, beispielsweise den Anstieg der Energiepreise vor allem beim Strom besser zu kontrollieren. Das Thema ist auch in den anderen Ländern seit Beginn des Ukraine-Kriegs und den gestiegenen Energiepreisen präsent – allerdings nicht mit den gleichen Auswirkungen wie in Deutschland.

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