Die Teuerungsrate ist in Bayern im vergangenen Monat deutlich zurückgegangen. Lag sie im Oktober noch bei 3,7 Prozent, sind die Preise im November der ersten Schätzung nach auf 2,8 Prozent gesunken, wie das Landesamt für Statistik in Fürth mitteilte. Vor allem die Energiepreise sind stark gesunken.
Energie wird deutlich günstiger
Viele Autofahrer dürften es schon an den Zapfsäulen gemerkt haben. Die Preise für Sprit haben in den vergangenen Wochen nachgegeben. Energie ist sowohl gegenüber dem Vormonat als auch gegenüber dem Vorjahresmonat günstiger geworden. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sinken die Preise für Erdgas um 28 Prozent, Brennholz, Holzpellets oder andere feste Brennstoffe um 26,4 Prozent sowie Heizöl um 14,4 Prozent. Stärkere Preissenkungen gab es auch bei Strom mit Minus 7,7 Prozent und Kraftstoffe mit Minus 6,3 Prozent.
Einen kräftigen Rückgang gab es auch bei den Pauschalreisen. Im Vergleich zum Vormonat gab es ein Minus von 11,4 Prozent im November. Allerdings wird auch darauf verwiesen, dass Preise für Pauschalreisen zuvor auch besonders stark gestiegen und im Vergleich zum Vorjahr immer noch 5,3 Prozent teurer sind.
Grafik zur Entwicklung einzelner Warengruppen
Lebensmittel werden teurer
Mit im Jahresvergleich höheren Preisen seien die Verbraucherinnen und Verbraucher bei Nahrungsmitteln konfrontiert, heißt es. Die Lebensmittel bleiben damit die größten Preistreiber. Im Schnitt ging es hier im Freistaat um 5,4 Prozent nach oben gegenüber dem Vorjahresmonat. Aber auch bei den Lebensmitteln gibt es Unterschiede. Während Butter mit 25,7 Prozent sowie Speisefette und Speiseöle mit 10,1 Prozent deutlicher günstiger geworden sind, ist Obst mit 13,8 Prozent wesentlich teurer geworden.
Überdurchschnittlich hoch war die Teuerung mit rund fünf Prozent auch bei den Wohnnebenkosten. Wobei die eigentlichen Mieten mit plus 2,4 Prozent unter der Inflationsrate blieben. Dieser Trend hat sich auch im Oktober schon so abgezeichnet.
Auch bundesweit sinkt die Teuerungsrate
Die niedrigeren Energiepreise haben auch die deutsche Inflationsrate insgesamt - also bundesweit - gedrückt, auf 3,2 Prozent. Das geht aus der ersten Schätzung des statistischen Bundesamtes hervor. Im Oktober lag die Teuerungsrate noch bei 3,8 Prozent. Mit einem so starken Rückgang ist nicht gerechnet worden, damit erreicht die Inflation den niedrigsten Stand seit fast zweieinhalb Jahren. Einen niedrigeren Wert gab es zuletzt im Juni 2021 mit 2,4 Prozent. Die Teuerungsrate ohne Nahrungsmittel und Energie - die sogenannte Kerninflation - lag bei 3,8 Prozent.
Grafik zur Entwicklung der Inflationsrate in Deutschland
Wie geht es mit der Preisentwicklung 2023/2024 weitergeht?
Einiges spricht dafür, dass dieser Abwärtstrend bei der Inflation anhält. So sind die Importpreise im Oktober zum Vorjahr um volle 13 Prozent gefallen. Unternehmen und Händler sparen damit kräftig bei ihren Einkäufen von eingeführten Waren. Die Exportpreise gaben ebenfalls nach, aber bei weitem nicht so stark. Das Statistische Bundesamt führt das vor allem auf einen Basiseffekt zurück. Weil es im Vorjahr aufgrund des Ukraine-Kriegs zu extremen Preissteigerungen kam, kann dieser Sondereffekt sich so nicht noch einmal wiederholen. Stattdessen hat sich die Lage an der Preisfront inzwischen beruhigt.
Weitere negative Daten für die Inflation lieferten die Herstellerpreise mit minus 11 Prozent, die nachlassenden Großhandelspreise (minus 4,2 Prozent), die zeigen dass es insgesamt mit der Inflation demnächst auf breiter Front bergab gehen könnte. Inzwischen lässt sich das allerdings als ein Zeichen für eine schwache Wirtschaft deuten.
EZB und Bundesbank noch nicht zufrieden mit niedriger Inflation
So geht Bundesbankpräsident Joachim Nagel davon aus, dass es wegen der hohen Zinsen, zu einem leichten Abschwung kommt. Die Menge der Kredite vor allem an Unternehmen war in den letzten Monaten ebenfalls rückläufig. Die Europäische Zentralbank wollte mit ihren zehn Zinserhöhungen in schneller Folge genau das erreichen: eine niedrigere Inflation durch weniger Kredite. Sie nahm dabei eine Abkühlung der Konjunktur bewusst in Kauf. Seit Oktober befindet sich die EZB nun in der Zinspause, weitere Erhöhungen sind unwahrscheinlich, eine Senkung der Zinsen aber noch lange nicht in Sicht. Nagel sagte dazu, es sei zu früh darüber auch nur zu reden. Vorerst müssten die hohen Zinsen erst einmal richtig wirken und die Inflation noch näher in Richtung der Zielmarke von zwei Prozent drücken. Das sei noch lange nicht erreicht. Dass es aber in diese Richtung aller Voraussicht nach weiterläuft und der Preisanstieg zurückgeht, - daran ließ der Bundesbankpräsident keinen Zweifel.
Grafik zu den Auswirkungen auf den Wocheneinkauf
Schwache Konjunktur ohne Wachstum bedeutet meist auch weniger Inflation
Erfahrungsgemäß ist es so, dass eine schwache Konjunktur, wie wir sie zurzeit erleben, für eine Stabilisierung der Preise sorgt. Ein mäßiger Konsum trägt dazu bei, weil die Stimmung bei den Konsumenten eher schlecht ist. Darauf hat die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) wiederholt hingewiesen.
Was ebenfalls für eine nachlassende Inflation spricht, sind die schlechten Verkaufszahlen im Einzelhandel. Dessen Verband HDE rechnet wieder nur mit einem flauen Weihnachtsgeschäft. Wer im Ladengeschäft oder im Online-Shop trotzdem gute Umsätze machen will, kommt als Händler an Preisaktionen und Sonderangeboten nicht vorbei.
Verbraucher hatten auch im dritten Quartal real mehr durch Lohnsteigerungen
Was auch ein wichtiger Faktor ist, sind die Reallöhne. Die sind nach dem zweiten auch im dritten Quartal stärker gestiegen als die Inflation. Aufs Jahr gerechnet ergab sich im gesamten dritten Quartal (bis Ende September) ein Lohnanstieg um 6,3 Prozent. Nach Abzug der Inflation ergab das dem Statistischen Bundesamt zufolge einen realen Anstieg um 0,6 Prozent.
Davon profitieren nicht alle Verbraucherinnen und Verbraucher gleichermaßen. Nur wer eine Inflationsausgleichsprämie bekam ist auch voll mit dabei. Seit Oktober 2022 können die Unternehmen ihren Beschäftigten steuer- und abgabenfrei einen Betrag von bis zu 3.000 Euro auszahlen, was einige auch getan haben aber längst nicht alle.
Am stärksten stiegen die Löhne bei Geringverdienenden, bei denen sich die Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns deutlich auswirkte.
Trotz der immer noch hohen Inflation haben viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer also mehr Geld in der Tasche behalten. Was offenbar fehlte war eine erhöhte Bereitschaft, dieses Geld auch auszugeben.
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