Die Silicon Valley Bank (SVB) mit Hauptsitz in Santa Clara, 70 Kilometer südlich von San Francisco, ist so etwas wie eine Instanz. Seit gut 40 Jahren gibt es das Bankhaus und es versorgt kleine wie große Unternehmen aus der kalifornischen Tech-Industrie mit frischem Kapital. Gut 212 Milliarden Dollar wies das Bankhaus (6.500 Mitarbeitende) im vergangenen Jahr als Kundenvermögen aus. Sollte die Bank pleite gehen, wäre dies der zweitgrößte Bankrott in der Finanzgeschichte der USA.
Pressemitteilung löst Wirbel aus
Auslöser für einen massiven Aktienbruch von mehr als 60 Prozent war eine wohl unüberlegte Pressemitteilung. Darin machte das Bankhaus am Mittwoch bekannt, dass man angesichts der sich eintrübenden Konjunktur beabsichtigt, die eigenen Finanzen zu stützen. Anders ausgedrückt: Man werde 1,25 Milliarden Dollar an Stammaktien an Investoren verkaufen, 500 Millionen Dollar wandelbare Vorzugsaktien und 500 Millionen Dollar an Stammaktien in einer separaten Transaktion an die Private Equity Firma General Atlantic veräußern.
Die PR-Aktion geriet aber zum Desaster – die Verlautbarung setzte eine Kettenreaktion in Gang. Denn tags zuvor hatte schon eine andere Bank für Schlagzeilen gesorgt. Die Krypto-Bank Silvergate hatte bekanntgegeben, dass sie ihren Betrieb einstellt.
Verlust wegen steigender Zinsen
Hintergrund für diesen Schritt: Die Silicon Valley Bank hat durch den Verkauf von US-Staatsanleihen und hypothekarisch gesicherten Wertpapieren aufgrund der steigenden Zinsen 1,8 Milliarden Dollar verloren.
Zugleich hat das Institut auch mit schrumpfenden Kundeneinlagen zu kämpfen, da sich ihr Kundenstamm größtenteils aus Start-Ups zusammensetzt. Sie parken wegen der angespannten konjunkturellen Lage im Moment deutlich weniger Geld bei dem Finanzinstitut.
Aktien-Kurssturz löst Sog nach unten aus
Der Kurssturz der SVB-Aktie löste einen Sog nach unten aus: Großbanken wie JPMorgan Chase, Bank of America oder Wells Fargo verloren zwischen fünf und sechs Prozent. Der KBW-Bankenindex, der die Aktien von 24 großen US-Banken abbildet, fiel um fast acht Prozent und verzeichnete den stärksten Rückgang an einem Tag seit Juni 2020, dem Beginn der Coronavirus-Krise. Insgesamt büßten die US-Bankaktien gut 80 Milliarden Dollar an Wert ein.
Selbst als der Chef der Silicon Valley Bank, Greg Becker, die Investoren bat, ruhig Blut zu bewahren, passierte in den vergangenen Stunden das Gegenteil. Investoren rieten ihren Start-Ups, ihr Geld aus der Bank abzuziehen.
Bankchef fordert: "Ruhe bewahren", keine Panik
In einer eilends einberufenen Telefonkonferenz appellierte Becker: "Ich bitte Sie, Ruhe zu bewahren". Das letzte, was man jetzt brauche, sei eine Panik, beschwor Becker, Analysten und Anleger.
Was sich für das Bankhaus nun rächt, ist seine zu große Abhängigkeit von der Tech-Industrie des Silicon Valleys. Während andere Banken sich auf eine Vielzahl von Vermögenswerten stützen und die gesamte Breite der der Wirtschaft bedienen, sind Institute wie die SVB oder die bankrotte Silvergate Bank monothematisch ausgerichtet.
Unterschiede zu anderen Banken
Ein weiterer wichtiger Unterschied: Anders als die amerikanischen Großbanken besteht der größte Teil der Verbindlichten der SVB Bank zu 89 Prozent aus Einlagen. Bei anderen, "normalen" Banken ist diese Zahl deutlich niedriger. Die Bank of America schöpft beispielsweise aus einer breiten Palette von Rücklagen. Ihre Verbindlichkeiten bestehen nur zu 69 Prozent aus Einlagen.
Je mehr nun aber die großen Kunden ihre Gelder abziehen, umso prekärer dürfte für die Silicon Valley Bank die Lage in den nächsten Tagen werden.
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