Ein Junge spielt mit Haba-Spielzeug
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Der in Schieflage geratene Spielwarenhersteller Haba aus Bad Rodach hat seinen angekündigten Stellenabbau konkretisiert.

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Insolventer Spielzeughersteller Haba streicht 700 Stellen

Der angeschlagene Spielwarenhersteller Haba hat ein Sanierungskonzept vorgelegt. Es sieht einen deutlichen Stellenabbau, eine schlankere Führungsorganisation und eine Verringerung des Sortiments vor. Auch ein Produktionsstandort wird geschlossen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Der in Schieflage geratene Spielwarenhersteller Haba aus Bad Rodach hat seinen angekündigten Stellenabbau konkretisiert. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, plant Haba einen Stellenabbau von rund 700 Beschäftigten. Zuvor hatte die Industriegewerkschaft IG Metall rasche Klarheit über die Zukunft des angeschlagenen Spielwarenherstellers gefordert.

Schlankere Führungsriege, weniger Mitarbeiter

Die umfassenden zu verhandelnden Restrukturierungsmaßnahmen innerhalb des Unternehmens sowie die Einstellung der Bekleidungsmarke Jako-o bedingen eine grundlegend veränderte Personalstruktur, heißt es in einer Mitteilung. Zukünftig wolle der Spielwarenhersteller mit rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern effektiver agieren, wozu auch eine schlanke Führungsorganisation beitrage. Wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten hatten erst vor zwei Tagen auch der Spielzeughersteller Playmobil den Abbau von 700 Stellen bekannt gegeben.

Zur Begründung für die Schieflage bei Haba hatte das Unternehmen vor einigen Wochen in einer Mitteilung von falschen Entscheidungen auf Führungsebene gesprochen. Die Führungsriege sei darum ausgetauscht worden. Auch die IG Metall in Coburg hatte von strategischen Fehlern gesprochen. Neben dem Management nahm die Gewerkschaft aber auch die Gesellschafterversammlung in die Pflicht. Man habe bereits im vergangenen Jahr immer wieder Hinweise bekommen, dass es nicht rund laufe und etwas nicht stimme, so eine Sprecherin der IG Metall. Der Verdacht liege daher nahe, dass die Gesellschafter über mögliche Missstände zu lange hinweggesehen hätten.

Haba: Produktionsstandort in Sachsen-Anhalt wird geschlossen

Bereits im Juli dieses Jahres hatte das Familienunternehmen einen massiven Stellenabbau angekündigt, später die Einstellung der Marke Jako-o bekanntgegeben. Nach der angemeldeten Insolvenz in Eigenverwaltung im September hat Haba nun die Pläne konkretisiert und den Beschäftigten das Sanierungskonzept präsentiert. Dieses sieht nach Angaben des Spielwarenherstellers auch die Schließung des Produktionsstandorts in Eisleben (Sachsen-Anhalt) mit rund 120 Beschäftigten vor. Dies sei "ein herber Schlag ins Gesicht der langjährigen Beschäftigten", teilte die IG Metall Halle-Dessau mit. "Dagegen werden wir uns mit allen Mitteln wehren und um jeden Arbeitsplatz am Standort kämpfen", betont die Gewerkschaft.

Beschäftigte in Eisleben müssen Missmangement ausbaden

Die Schließung kann die IG Metall nicht nachvollziehen. Der Standort Eisleben sei über Jahre produktiv und gewinnträchtig für den Konzern gewesen, so die Gewerkschaft. Das eklatante Missmanagement der Leitungsebene am Stammsitz von Haba in Bad Rodach solle nun von den Beschäftigten in Eisleben in Sachsen-Anhalt ausgebadet werden, kritisiert die IG Metall Halle-Dessau.

Für die Marke Haba sehe die Strategie eine Fokussierung auf hochwertige Spielwaren und Spiele zur Entwicklungsförderung von Kindern vor. Mit der Marke "Haba Pro" solle die "Marktführerschaft bei Möbeln für Kindertagesstätten und Ganztagseinrichtungen" ausgebaut werden.

Aktuell sind nach Unternehmensangaben 1.677 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Haba tätig. Seit der Bekanntgabe des massiven Personalabbaus hat es nach BR-Informationen bereits viele Kündigungen und Abwanderungen zu anderen Unternehmen gegeben. Noch im Juli hatte Haba die Mitarbeiterzahl für die gesamte Unternehmensgruppe auf rund 2.000 Beschäftigte beziffert.

Haba-Insolvenz: Ein "absoluter Schlag" für den Landkreis Coburg

Das 1938 gegründete Unternehmen gilt als der größte Arbeitgeber im Landkreis Coburg. Der Landrat des Landkreises Coburg, Sebastian Straubel (CSU), sprach in einer ersten Reaktion auf den Insolvenzantrag von Haba von einem "absoluten Schlag" für die Region. In einer späteren Stellungnahme unterstrich Straubel aber auch, dass Haba in seiner Firmengeschichte oft genug bewiesen habe, Herausforderungen und Veränderungen zu meistern.

Unterdessen hat die IG Metall die Streichung der insgesamt 700 Arbeitsplätze kritisiert. Die Rede ist auch hier von einem "herben Schlag für die Region und die Stadt Bad Rodach" und einem "herben Schlag ins Gesicht der langjährigen Beschäftigten in Eisleben".

Der Standort Eisleben sei über Jahre produktiv und gewinnträchtig für den Konzern gewesen, so die Gewerkschaft. Das eklatante Missmanagement der Leitungsebene am Stammsitz von Haba in Bad Rodach solle nun von den Beschäftigten in Eisleben in Sachsen-Anhalt ausgebadet werden, kritisiert die IG Metall Halle-Dessau.

Auf einer Fassade sind in bunten Farben die Worte Haba, Jakoo, Wehrfritz und Outlet zu lesen.
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Der in Schieflage geratene Spielwarenhersteller Haba aus Bad Rodach hat seinen angekündigten Stellenabbau konkretisiert.Fassade des Haba-Outlets

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