Leerstand auf dem Land - junge Menschen ziehen in die Stadt. In Nordhalben wurde ein Projekt zum Landleben auf Probe gestartet
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Leerstand auf dem Land - junge Menschen ziehen in die Stadt. In Nordhalben wurde ein Projekt zum Landleben auf Probe gestartet

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Landleben auf Probe: Wie ein Ort in Oberfranken Städter anlockt

Landleben auf Probe: Wie ein Ort in Oberfranken Städter anlockt

Beim "Landleben auf Probe in Oberfranken" sind Städter eingeladen, für zwei Monate das Leben und Arbeiten in einem kleinen Dorf zu testen – und im besten Fall auch langfristig zu bleiben. Ob das klappt?

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Als "Landflucht" gilt, wenn vor allem junge Leute in die Städte ziehen, um dort zu studieren oder zu arbeiten. Ein Trend, den die Politiker in ländlichen Gemeinden gerne umkehren würden. Aktuell gibt es dazu eine sehr kreative Aktion in Bayern: Beim "Landleben auf Probe in Oberfranken" sind Städter eingeladen, das Leben in einem kleinen Dorf auf dem Land auszuprobieren.

Der Marketing-Experte Daniel Lerner aus Stuttgart ließ sich auf das Experiment ein. Der 40-Jährige arbeitet und lebt mitten in der Großstadt, betreibt mit seinem Bruder eine Marketing-Agentur und ist an weiteren Unternehmen beteiligt. Nun zieht Lerner für zwei Monate von der Großstadt aufs Land – und zwar in das 1.600-Seelen-Dorf Nordhalben in Oberfranken, an der Grenze zu Thüringen.

Wie hält man junge Menschen auf dem Land?

Wie viele ländliche Gemeinden kämpft der Ort Nordhalben damit, dass Geschäfte schließen und leer stehen. Junge Menschen zieht es für die Ausbildung oder den Beruf oft in größere Städte. In Nordhalben ist deshalb jetzt ein Projekt gestartet: "Landleben auf Probe".

Bürgermeister Michael Pöhnlein und Sandra Wolf vom Verein "Oberfranken Offensiv" laden zehn Menschen dazu ein, zwei Monate lang kostenfrei in ihrem Dorf zu wohnen und zu arbeiten. Finanziert wird das vom bayerischen Heimat- und Finanzministerium.

"Wenn Fremde nach Nordhalben kommen, haben die einen anderen Blick auf den Ort", sagt Pöhnlein. Dabei gehe es unter anderem darum, wo die Neuankömmlinge etwa die Chancen und Möglichkeiten des Ortes sehen. Es habe schon besondere Zuzüge in letzter Zeit gegeben, zum Teil "mit ganz wilden Ideen", die sich auch sehr gut umsetzen ließen und den Ort bereicherten, so Pöhnlein.

Land-Projekt für Städter

Deutschlandweit haben die Nordhalbener Anzeigen und Aufrufe im Internet gestartet. "Raus aus der Hektik in der Großstadt, rein in die Idylle auf dem Land", lautete das Versprechen an Menschen, die digital arbeiten können. Lerner aus Stuttgart hatte sich für das Projekt beworben und wurde aus mehr als 80 Bewerbern ausgewählt. "Ich konnte es irgendwie gar nicht glauben, dass mir so etwas passiert ist", sagt Lerner. Es sei für ihn genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Er habe einen Drang verspürt loszuziehen, wie er erklärt: "So als digitaler Nomade möchtest du nicht lange an einem Ort bleiben." In seiner Stuttgarter Wohnung habe er die vergangenen elf Jahre gelebt und jetzt sei der Zeitpunkt für das "Land-Projekt" gekommen.

Seit der Corona-Pandemie arbeiten fast alle Mitarbeiter seiner Agentur im Home Office, die Büroräume in der Stuttgarter Innenstadt konnte er daher deutlich verkleinern. Arbeiten von überall" hat sich eingespielt und spart Mietkosten.

Erste Erfahrungen mit dem Landleben

Als "digitaler Nomade" ist Lerner oft für ein paar Monate im Jahr an anderen Orten. Ausreichend Technik und Kleidung, viel mehr braucht er nicht. Ein Auto besitzt Lerner nicht, stattdessen reist er mit Bahn und Bus nach Oberfranken. Gut sechs Stunden braucht er für die rund 320 Kilometer.

Auf seinem Instagram-Kanal dokumentiert Lerner das "Landleben auf Probe". In seiner Ferienwohnung erzählt er von der ersten Herausforderung: "Ich wollte einkaufen gehen, ich habe nämlich fünf Sachen vergessen, und zwar Sachen, die man nicht im Supermarkt kaufen kann. Also muss ich online bestellen oder es gibt einen Bus, der fährt einmal pro Stunde." Eine Stunde würde er mit öffentlichen Verkehrsmitteln brauchen, um nach Kronach zu kommen und das Equipment zu holen, das ihm fehlte. Ungewohnt und mühsam.

Positive Resonanz auf Landleben auf Probe

Vier Wochen später: Der Großstädter Daniel Lerner arbeitet im Co-Working Space im "Nordhalben Village" in dem kleinen Dorf. Das Internet ist schnell, die Räume modern und gut ausgestattet. Lerner arbeitet digital gemeinsam mit den anderen Projektteilnehmern. Eine neue Gemeinschaft ist entstanden. Nach der Arbeit unternehmen die "Nordhalbener auf Probe" gerne noch etwas zusammen. "Ich habe hier in den ersten Wochen mit mehr Menschen schöne Gespräche gehabt, als ich das in einem Jahr in Stuttgart habe", resümiert Lerner.

Sandra Wolf, die das Projekt "Landleben auf Probe" leitet, ist für die Neu-Nordhalbener immer ansprechbar. Denn es sei ja nicht selbstverständlich, dass jeder im Dorf klarkomme. "Ich habe eigentlich mit mehr Fragen gerechnet", berichtet Sandra Wolf. "Was mich echt überrascht hat: Wie viel sie sich hier frei bewegen, wie viele Bekanntschaften schon geschlossen wurden, wie einfach sie sich Dinge selber erschließen, Kontakte knüpfen auch mit dem ÖPNV hier gut zurechtkommen, zumindest meistens. Also so eine richtige Überraschung gab es, wenn dann, nur im positiven Sinne."

Bürgermeister hofft auf Nachfolgeprojekte

Städter aufs Land locken – was sich die Bundesbauministerin wünscht, scheint in Nordhalben zu klappen. Frischer Wind für einen Ort, der konstruktiv in die Zukunft denkt. "Wir sind hier so der Pionier, und wenn es noch erfolgreich ist, hoffe ich, dass es auch Nachfolgeprojekte gibt, aber die werden sicher in anderen Kommunen stattfinden", sagt Bürgermeister Pöhnlein.

In Nordhalben hat der Stuttgarter Lerner Gefallen gefunden am Leben auf dem Land. Noch in diesem Jahr will er nach Nordhalben ziehen, wie er sagt: "Und dann ist das Ziel, 2024 hier ein Nordhalber Unternehmen zu gründen. Ich denke, überall auf der Welt gibt es Chancen, ein Unternehmen zu gründen. Warum nicht auch in Nordhalben? Ich glaube, die Chancen sind sehr hoch." Vielleicht laden bald auch weitere kleine Orte in Bayern Städter zum "Landleben auf Probe" ein – späterer Zuzug nicht ausgeschlossen.

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