Schon früh am Morgen geht es im Amazon-Verteilzentrum in Nürnberg-Langwasser rund. Bis kurz vor halb neun müssen circa 50.000 Pakete sortiert und für die Fahrer bereitgestellt werden. Normalerweise arbeiten hier 150 Menschen, doch zurzeit sind es rund ein Viertel mehr. Zeitarbeitskräfte unterstützen, damit die Menge an Paketen bewältigt werden kann. Denn ebenso wie bei den Zustellern sollen die Arbeitszeiten im Verteilzentrum wegen der Paketflut in der Adventszeit nicht überschritten werden.
Mehr Touren, mehr Fahrer
Normalerweise werden pro Tag etwa 200 Routen gefahren, erklärt Standortleiter Christian Hoss. Zurzeit seien es 250. Dafür hat das Unternehmen zusätzliche Fahrer eingestellt. Gearbeitet wird in zwei Schichten. Für die "Same-Day"-Zustellungen, also Pakete, die die Kunden noch am selben Tag geliefert bekommen wollen, gibt es eine Nachmittagsschicht, die bis weit in den Abend hineinreicht. Deshalb ändert sich für die Fahrer erstmal nichts. Denn die Systeme, die berechnen, wie lange eine Tour dauert, sind inzwischen sehr genau, sagt Standortleiter Hoss.
Baustellen, Wetter, Stockwerke fließen in die Tourplanung ein
Ob ein Paket in den fünften Stock muss, mehrere an einer Stelle abgegeben werden können oder eine Umleitung gefahren werden muss, all das wird in die Tourplanung einberechnet. Ebenso wie das aktuelle Wetter. Dorjan Merepeza ist Paketfahrer im Zustellgebiet Roth. An einem Tag muss er rund 125 Stopps anfahren. Sein Arbeitstag beginnt um zehn Uhr mit dem Beladen des Lieferwagens.
Lieblingsfahrzeug der Fahrer: neuer E-Van
Heute ist das nicht irgendein Lieferfahrzeug, sondern der neue E-Van "Rivian". Der Standort Nürnberg hat bereits neun dieser extra für Amazon in den USA produzierten Elektrofahrzeuge in seiner Flotte. Fahrer Merepeza sagt: "Ein sehr schönes Auto, voll elektrisch, mit großem Navigationsdisplay und automatischen Türen, es macht uns die Arbeit leichter." Außerdem wird er oft auf der Straße angesprochen, die Leute fragen nach dem ungewöhnlichen Fahrzeug. Amazon will damit seinem Ziel, bis 2040 klimaneutral zu sein, ein Stück näher kommen.
Online-Handel weiter beliebt, aber nicht bei den jungen Käufern
Denn der Online-Handel bleibt auch nach der Coronazeit beliebt, allerdings vor allem in den mittleren Altersgruppen. Die 30- bis 49-Jährigen geben an, nur rund 40 Prozent ihrer Weihnachtseinkäufe in Geschäften zu erledigen, erklärt Alexander Dehmel, Markt-Experte beim Nürnberger Marktforschungsinstitut GfK. In der jüngeren Altersgruppe, die ja als besonders online-affin gilt, geben jedoch rund 60 Prozent an, den stationären Handel zu nutzen und nur 40 Prozent kaufen online ein.
Trotz Inflation – keine Abstriche bei Geschenken
Insgesamt wollen die Deutschen trotz der hohen Preise keine Abstriche bei ihren Weihnachtseinkäufen machen. Fast 70 Prozent planen, genauso viel Geld wie im Vorjahr oder sogar mehr für Weihnachtsgeschenke auszugeben. Besonders beliebt sind Lebensmittel und Getränke sowie Kleidung, Schuhe und Accessoires.
Was genau sich in den Paketen befindet, ist den Fahrern natürlich egal. Hauptsache, jemand nimmt das Paket auch entgegen. Sonst müssen sie bei Nachbarn klingeln, nachtelefonieren oder nochmal wiederkommen. Doch auch für solche Verzögerungen sind bei Amazon in den Routen Puffer eingeplant. Fahrer Dorjan Merepeza sagt: "Es ist mehr als sonst, aber wir können es schaffen."
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