Im Festzelt Oktoberfest 2022
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Im Hofbräu-Festzelt Oktoberfest 2022

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Mehrweg-Pflicht: Wo es mangelt und wie sie auf die Wiesn kommt

Seit diesem Jahr haben Kundinnen und Kunden ein Recht darauf, Speisen und Getränke im To-Go-Bereich in einer Mehrwegverpackung mitzunehmen. Das könnte nun auch das Münchner Oktoberfest betreffen. Doch die Verpackungsverordnung hat auch Lücken.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft und Börse am .

Mehrwegverpackungen müssen seit diesem Jahr für Verbraucher offiziell zur Verfügung stehen. In der Pflicht dafür sind unter anderem Restaurants, Bistros, Cafés und Kantinen – aber auch Tankstellen, Supermärkte, Catering-Betriebe oder Bäckereien, die mehr als fünf Angestellte haben. Stichproben belegen allerdings, dass das häufig nicht der Fall ist. Das hat die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz festgestellt.

Erstes Ziel: Plastikmüll bei Einwegverpackungen vermeiden

Essen und Getränke für unterwegs sollen seit Januar auch in Mehrwegverpackungen angeboten werden. Ein Hinweis darauf ist vorgeschrieben und auch ein Pfand darf erhoben werden. So steht es im neuen Verpackungsgesetz, das der Bundestag schon im Mai 2021 beschlossen hatte, das aber erst zum Jahresbeginn 2023 in Kraft trat. Trotz der langen Vorlaufzeit sind die Neuerungen vielerorts aber immer noch nicht umgesetzt.

Mehr Mehrweg: Das sind die Ideen

Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz stellte bei Stichproben fest, dass nur die Hälfte der betroffenen Betriebe Mehrweg-Optionen bereithielten. Die Stadt Tübingen übt nun Druck aus, indem sie Sondergebühren für Einwegverpackungen erhebt – in Höhe von 1,50 Euro, was die alternativen Mehrwegverpackungen deutlich attraktiver machen soll - wegen der hohen Preisdifferenz.

Mehrweg auf der Wiesn?

Etwas Ähnliches wie in Tübingen können sich auch einige Mitglieder des Münchner Stadtrats vorstellen, etwa die Grünen. Und nicht nur in der bayerischen Landeshauptstadt denken Kommunalpolitiker über eine solche Sondersteuer nach. Davon wäre beispielsweise das Münchner Oktoberfest betroffen, sofern man dort Speisen und Getränke zum Mitnehmen bestellt und nicht am Tisch verzehrt.

Verordnung mit Lücken

Auf der anderen Seite gibt es immer noch zahlreiche Schlupflöcher bei der neuen Verpackungsverordnung, die Mehrwegverpackungen nicht immer unbedingt umweltfreundlicher machen. Einweggeschirr aus Plastik geht zwar nicht mehr, aber aus Pappe und beschichtetem Papier darf es sein und das Besteck womöglich auch aus Holz oder Bambus. Der Energie- und Ressourcenverbrauch ist dabei jedoch vergleichbar hoch – vor allem, weil die Teile oft nicht wiederverwendet oder falsch entsorgt werden.

Warum Papier nicht unbedingt besser als Plastik ist

Viele Anbieter sind von Kunststoffverpackungen auf Einwegbehälter aus Aluminium oder aus Karton ausgewichen, wie etwa McDonald’s. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warf der Fastfood-Kette deshalb vor, Greenwashing zu betreiben, weil es an einem echten Mehrweg fehlt. Der Wechsel von Einweg-Plastik auf Papier führe nicht zu weniger Abfall, sondern zu mehr Abholzung von Bäumen und könne insgesamt den Verbrauch von Ressourcen sogar erhöhen.

Für welche Betriebe Ausnahmen gelten

Ein weiterer Punkt, der zu einer Aufweichung des neuen Verpackungsgesetzes führt, sind Ausnahmen für Kioske, Trinkhallen, Imbisse und Spätis, die weniger als fünf Mitarbeiter beschäftigen. Auch kleine Handwerksbetriebe fallen unter diese Regelung. Bei Bäckerei-Ketten oder Bahnhofsgeschäften zählen hingegen sämtliche Beschäftigten in allen Filialen mit und nicht nur die wenigen, die gerade vor Ort an der Theke stehen.

Ladenfläche, Vor-Ort-Verzehr und weitere Regeln

Außerdem soll die Ladenfläche in den Ausnahmefällen nicht mehr als 80 Quadratmeter betragen. Sobald der Laden größer ist, sollen die mit Essen oder Getränken zum Mitnehmen extra befüllten Verpackungen möglichst kein Einweg mehr sein. Und beim Vor-Ort-Verzehr an Bistro-Tischen oder Ähnlichem sollen Pizza, Burger und Getränkebecher ebenfalls kein Einweg mehr sein.

Die mögliche Umstellung auf die neuen Vorschriften hat anscheinend gerade erst begonnen. Damit sich ein Erfolg einstellt, müssten möglichst viele Verbraucherinnen und Verbraucher nach neuen und alternativen Angeboten fragen, oder vielleicht auch eigene Mehrwegbehälter mitbringen.

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