Auf einem Monitor wird 2024 Election angezeigt, im Hintergrund wird der Aktienindex (DAX) dargestellt
Bildrechte: picture alliance / Eibner-Pressefoto | Eibner-Pressefoto/Florian Wiegan
Audiobeitrag

Auf einem Monitor wird 2024 Election angezeigt, im Hintergrund wird der Aktienindex (DAX) dargestellt.

Audiobeitrag
> Wirtschaft >

Ökonomen blicken nach Trump-Sieg sorgenvoll auf Deutschland

Ökonomen blicken nach Trump-Sieg sorgenvoll auf Deutschland

Nach dem Sieg Donald Trumps bei den US-Wahlen plädiert Wirtschaftsexperte Fuest vom Münchner Ifo-Institut dafür, Ruhe zu bewahren. Doch andere Ökonomen warnen bereits vor dem "wirtschaftlich schwierigsten Moment in der Geschichte der Bundesrepublik".

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Protektionismus, höhere Zölle, rauer Ton: Ökonomen und Verbände sehen nach dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl schwere Zeiten auf die deutsche Wirtschaft zukommen. Der Handel mit den USA drohe deutlich schwieriger zu werden, erklärte am Mittwoch etwa die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK). Auch der Außenhandelsverband BGA blickt "mit Anspannung" auf die ersten Amtshandlungen Trumps. Der Deutsche Aktienindex (DAX) drehte ins Minus.

Ifo-Präsident Fuest: "Trump ist unberechenbar"

"Trump verfolgt eine ausgeprägt protektionistische Agenda, die auf höhere Importzölle und stärkere Beschränkungen des internationalen Handels setzt, insbesondere gegenüber China und potenziell auch gegenüber Europa", erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Dafür müssten Vorkehrungen getroffen werden.

Im Interview mit BR24live plädierte der Wirtschaftsexperte trotzdem dafür, Ruhe zu bewahren. Trump sei unberechenbar: Ob er seine Ankündigungen auch tatsächlich umsetzen werde, stehe noch nicht fest. Auch amerikanische Unternehmen verdienten viel Geld in Europa, von daher sei ein Handelskrieg nicht unbedingt im Interesse der USA.

Deutschland müsse Abhängigkeit von den USA reduzieren

Deutschland müsse die Abhängigkeit von seinem bislang wichtigsten Handelspartner reduzieren und sich verstärkt anderen Märkten zuwenden, etwa Lateinamerika. Man dürfe allerdings nicht wie in der Vergangenheit den Fehler begehen und den dortigen Regierungen vorschreiben, wie sie sich in der Sozial- und Umweltpolitik verhalten sollten.

Mit Blick auf die Meinungsverschiedenheiten in der deutschen Bundesregierung erhofft sich Fuest, dass das Wahlergebnis in den USA eine disziplinierende Wirkung habe und man sich nun rasch auf ein Wachstumsprogramm für die Wirtschaft einigen könne. Wie es mit der Ampel weitergeht, darauf könnte der Koalitionsausschuss einen Hinweis geben, der heute Abend tagt.

Trump verfolgt entschiedene "America first"-Strategie

Trump, der eine entschiedene "America first"-Strategie verfolgt, hatte schon im Wahlkampf keinen Hehl aus seinen protektionistischen Plänen gemacht, um die heimische Industrie zu stärken. Er will außerdem im eigenen Land die Unternehmenssteuern senken. Trump deutete an, ein Mitspracherecht bei den Zinssätzen haben zu wollen, die eigentlich von der unabhängigen US-Zentralbank festgelegt werden.

Deutsche Exporteure, für die die USA der größte Absatzmarkt außerhalb der EU seien, müssten mit "empfindlichen Einbußen rechnen", sollte Trump seine Drohung wahr machen und Basiszölle von 20 Prozent auf Importe aus der EU und 60 Prozent auf Importe aus China erheben, fuhr Fuest fort. Dann könnten die deutschen Exporte in die USA nach Ifo-Schätzungen um rund 15 Prozent zurückgehen.

"Wirtschaftlich schwierigster Moment in der Geschichte der Bundesrepublik"

Das Kiel Institut für Weltwirtschaft sprach vom "wirtschaftlich schwierigsten Moment in der Geschichte der Bundesrepublik". Zu der aktuellen inneren Strukturkrise kämen nun "massive außenwirtschaftliche und sicherheitspolitische Herausforderungen" auf Deutschland zu, "auf die wir nicht vorbereitet sind".

Das Institut der deutschen Wirtschaft sieht in Trumps Wahl ein "Worst-Case-Szenario", damit stehe die deutsche Wirtschaft vor der "nächsten Krise in einer an Rückschlägen reichen Zeit". Ein sich abzeichnender Handelskonflikt kann nach Berechnungen des Instituts über vier Jahre 180 Milliarden Euro kosten.

"Epochenwechsel" in den transatlantischen Beziehungen

Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen, erinnerte den Republikaner daran, dass er ein "hohes Maß an Verantwortung für die außen- und wirtschaftspolitische Lage der Welt" trage. Ein US-Präsident "kann und darf nie nur und ausschließlich 'America first' sein". Die Welt brauche "weniger und nicht mehr Handelsbeschränkungen".  

An großen Worten zu Trumps Sieg ließen es die Verbände und Experten nicht vermissen: Von einem "Epochenwechsel" in den transatlantischen Beziehungen sprach der Industrieverband BDI. Das Ergebnis der US-Wahlen sei ein "Weckruf" für Deutschland und Europa und die vorhandenen Strategien zur Stärkung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit, Verteidigungsfähigkeit und für den Umgang mit China müssten "mit deutlich mehr Tempo" weiterentwickelt werden.

Im Video: Was bedeutet ein US-Präsident Trump für Deutschland?

Was bedeutet ein US-Präsident Trump für Deutschland? Schon im Wahlkampf hat der deutlich gemacht, dass sich außenpolitisch unter ihm einiges ändern wird. Entsprechend verhalten fielen dann auch die Reaktionen in Berlin aus.
Bildrechte: BR
Videobeitrag

Was bedeutet ein US-Präsident Trump für Deutschland?

Mit Informationen von AFP

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!