Kräne und Container im Hamburger Hafen, Symbol: Deutsche Wirtschaft
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Kräne und Container im Hamburger Hafen, Symbol: Deutsche Wirtschaft

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Ohne Frühjahrsbelebung: Deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle

Im 2. Quartal hat das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland stagniert. Der übliche Frühjahrsaufschwung ist ausgeblieben. Aber es ging auch nicht weiter abwärts. Bundeswirtschaftsminister Habeck ist unzufrieden und fordert zielgerichtete Maßnahmen.

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Statt wie im Vorjahreszeitraum zu wachsen, hat das Bruttoinlandsprodukt im Frühjahr stagniert. Das zeigen aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes. Wie es weitergeht, ist schwer vorherzusagen. Zahlreiche Experten haben jedoch ihre Prognosen schon mal gesenkt.

Statistiker melden Nullwachstum

Die Wirtschaftsleistung ist im zweiten Quartal gegenüber dem ersten zumindest nicht mehr weiter zurückgegangen, sondern gleichgeblieben. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts betrug genau 0,0 Prozent im direkten Vergleich. In den beiden vorangegangenen Quartalen gab es jeweils ein Minus: von 0,1 Prozent im 1. Quartal und von minus 0,4 Prozent zum Jahresende 2022. Demnach steckte die Wirtschaft im ersten Halbjahr noch nicht in einer richtigen Rezession. Im Vergleich zum Vorjahr fällt aber auf, dass der übliche Frühjahrsaufschwung diesmal ausfiel.

Bundeswirtschaftsminister Habeck mit der Entwicklung unzufrieden

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hob zwar die leicht positiven Tendenzen beim privaten Konsum und bei den Investitionen hervor, allerdings reiche das nicht, wie er weiter ausführte. Es sei alles andere als zufriedenstellend. Vor allem strukturelle Probleme, wie der Fachkräftemangel oder zu langatmige Genehmigungsverfahren, die das Land seit Jahrzehnten mit sich herumschleppe, belasteten heute. Aber auch die bis zum letzten Jahr bestehende hohe Abhängigkeit von russischem Gas wirke weiter nach. Habecks nach sind nun zielgerichtete Impulse für Investitionen und Spielräume für die energieintensive Industrie nötig. In diesem Zusammenhang hat er seine Forderung nach einem staatlich subventionierten, niedrigeren Industriestrompreis erneuert. Die FDP lehnt dies aber ab.

Keine Spur von Entspannung

Die meisten Experten befürchten, dass die Gefahr einer Rezession in Deutschland, bei der die Wirtschaft schrumpft, keineswegs gebannt ist. Als negative Vorzeichen gelten die Auftragsflaute in der Industrie, von der zum Beispiel die Autohersteller betroffen sind, und die Konsumflaute. Dabei spielt vor allem die hohe Inflation eine Rolle, die viele Verbraucher weiter verunsichert. Das Statistische Bundesamt macht zwar keine Prognosen, weist aber darauf hin, dass die Konjunktur im Vorjahr gerade im zweiten Quartal deutlich besser lief.

Experten sind enttäuscht

Eigentlich war mit einem kleinen Wachstum im zweiten Quartal gerechnet worden. Und auch die Aussichten für die zweite Jahreshälfte sind alles andere als rosig. Nach der Stagnation der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal sei leider keine Besserung in Sicht, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die weltweiten Zinserhöhungen forderten ihren Tribut, zumal die deutschen Unternehmen wegen der erodierten Standortqualität ohnehin verunsichert seien.

Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG sieht es ähnlich. Problematisch sei, dass die Wirtschaftsleistung weiterhin nur in etwa auf ihrem Vor-Corona-Hoch liege, so seine Meinung. Andere Länder lägen mitunter deutlich darüber, auch im Euroraum. Deutschland sitze eindeutig im Bremserhäuschen des europäischen Konjunkturzuges, sagte der Ökonom der LBBW Jens-Oliver Niklasch. Frankreich und Spanien verzeichneten solide Wachstumsraten von 0,5 beziehungsweise 0,4 Prozent. Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (IHK), Martin Wansleben, erklärte, Grund für die Stagnation hierzulande sei ein ungesunder Cocktail aus hoher Inflation, steigenden Zinsen, Fachkräftemangel und Bürokratie gepaart mit einer lahmen Weltkonjunktur. Dies lasse befürchten, dass die Konjunktur in Deutschland in den nächsten Monaten sogar rezessiv werde.

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