Private Equity Investments waren bislang nur großen institutionellen Kunden wie Pensionsfonds oder Staatsfonds vorbehalten, vermögenden Privatleuten oder auch den sogenannten Family Offices, wo Unternehmer ihre Vermögen von Profis verwalten lassen. Anlagesummen ab 50.000 Euro oder sogar im sechsstelligen Bereich waren und sind normal. Nicht selten investierten großen Anleger sogar Kapital im zweistelligen Millionenbereich. Seit diesem Jahr können auch Kleinanleger dem exklusiven Club beitreten. Der Türöffner: ELTIF 2.0.
Warum können Kleinanleger jetzt in Private Equity investieren?
Schon 2015 hat die Europäische Union sogenannte European Long-Term Investment Fonds (ELTIFS) zugelassen. Doch die damals festgelegten Hürden lagen bei 10.000 Euro Mindestanlage und nachgewiesenen 100.000 Euro auf dem Konto – nichts für Kleinanleger.
Mitte Januar hat die EU diese Bedingungen gestrichen. Die neuen Produkte laufen unter ELTIF 2.0. Große deutsche Fondsgesellschaften, Vermögensverwalter und Finanzkonzerne bieten nun die ersten Private Equity Fonds auch privaten Kunden an. Grundsätzlich steht der Markt in Deutschland erst am Anfang.
Was ist Private Equity?
Private Equity bedeutet übersetzt "privates Beteiligungskapital". Das heißt, Anleger beteiligen sich mit Eigenkapital an Unternehmen, die nicht an der Börse gelistet sind. Kleinere und mittlere Unternehmen können so ihr Wachstum finanzieren – gemeinsam oder auch unabhängig von ihren Hausbanken.
Wie funktioniert das Private Equity Geschäft?
Große Private Equity Fonds bringen die Unternehmen mit den Anlegern zusammen. Um das Verlustrisiko zu minimieren, müssen die Fondsanbieter in mindestens fünf Projekte oder Unternehmen investieren. Die Laufzeiten sind unterschiedlich, betragen aber meist mehrere Jahre. Es gibt geschlossene, aber auch offene Fonds mit langen Kündigungsfristen, um kurzfristige Spekulationen zu unterbinden.
Wenn Unternehmen im Fonds nach bis zu 10 Jahren Anlagezeit gewachsen sind, werden sie über die Börse oder an einen anderen Interessenten verkauft. Nach diesem "Exit" wird der Erlös an die Kapitalgeber ausgeschüttet.
In welche Unternehmen wird investiert?
Mit den Lockerungen bei ELTIFS 2.0 will die EU erreichen, dass sich auch Kleinanleger an Unternehmen und Projekten beteiligen können, die ihnen bislang verschlossen blieben: an kleinen und mittelständischen Unternehmen, an Krankenhäusern, Flughäfen, aber auch an Projekten der Energiewende. Das ist aus Sicht der EU nicht uneigennützig: Um den "Green Deal" zu finanzieren, mit dem Europa bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden soll, braucht sie viel Geld auch von privaten Anlegern.
Vorsicht bei Renditeversprechen
Die Prognosen für die Renditen sind äußerst schwierig. Bei Erneuerbaren Energien sollen sie bis zu sieben Prozent erreichen, bei Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen über 14 Prozent.
Diese aktuellen Zahlen beziehen sich auf den Vergleich der vergangenen 20 Jahre. In dieser Zeit hat die Branche enorm von den extrem niedrigen Zinsen profitiert. Da die Notenbanken aber weltweit die Zinsen kräftig erhöht haben, können die Renditen nicht einfach hochgerechnet werden.
Kritik an Private Equity
Die Zinswende der Notenbanken hat vieles auf den Kopf gestellt. Viele, zu billigen Zinsen überteuert eingekaufte Beteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen, müssen möglicherweise in den nächsten Jahren zu teureren Zinsen refinanziert werden. Dass ausgerechnet in diesen schwierigen Zeiten die Kleinanleger entdeckt werden, sollte die frisch Umworbenen nachdenklich machen. Die Anbieter sprechen gar von einer "Demokratisierung" der gesamten Anlageklasse.
Darüber hinaus ist der Ruf der Branche schon immer schlecht: Den Investoren wird vorgeworfen, die Unternehmen bewusst zu überschulden, um sie anschließend zu filetieren und weiterzuverkaufen.
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