Mogelpackungen: Als Verbraucher ist es oft nicht leicht, den Überblick zu behalten.
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Rama gewinnt Negativpreis "Mogelpackung des Jahres"

Rama gewinnt Negativpreis "Mogelpackung des Jahres"

Für den Hersteller Upfield könnte diese Auszeichnung zum Problem werden: In der Rama-Verpackung ist seit Monaten weniger drin als vorher, der Preis aber gleich. "Shrinkflation" nennt sich das Phänomen – und Verbraucher können sich dagegen wehren.

Die Margarine Rama hat aktuell ein echtes Image-Problem: Der Brotaufstrich wurde zur Mogelpackung des Jahres gewählt. Von Shrinkflation ist da die Rede, also von weniger Inhalt für gleiches oder mehr Geld. In den Kommentarspalten der sozialen Netzwerke rufen Verbraucherinnen und Verbraucher zum Boykott auf, einige schreiben auch, dass sich die Qualität gleich mit verschlechtert habe.

Was ist passiert? Hinter all dem steht das Phänomen "Mogelpackung". Statt wie bisher 500 sind seit einigen Monaten plötzlich nur noch 400 Gramm in der klassischen Rama-Verpackung. Ohne Ankündigung oder Hinweis. Das kam Mitte 2022 auf, jetzt hat die Verbraucherzentrale Hamburg wie jedes Jahr zur Wahl der "Mogelpackung des Jahres" aufgerufen und das Votum war eindeutig.

Shrinkflation nimmt deutlich zu

Fast 42 Prozent der gut 34.000 Verbraucherinnen und Verbraucher, die ihre Stimme abgegeben haben, wählten Rama auf Platz Eins. Als Grund wurde vor allem genannt, man habe sich fast schon hinterlistig getäuscht gefühlt. Viele erklärten auch, sie würden seit Jahren mit Rama backen und hätten nun ihr Rezept umstellen müssen.

Auf Platz Zwei des unehrenhaften Rankings landet der Leerdamer von Lactalis – auch er ist ein Fall von Shrinkflation. Auf Platz Drei kommt das Wasser-Enthärtungsmittel Calgon, weil hier die Mengenempfehlungen so verändert wurden, dass Verbraucherinnen und Verbraucher mehr benutzen sollen, um den gleichen Effekt zu erzielen.

Verbraucherzentrale Hamburg sammelt Beschwerden

Die Verbraucherzentrale Hamburg berichtet, dass im vergangenen Jahr deutlich mehr Mogelpackungen gemeldet wurden als bisher, und geht davon aus, dass es auch künftig häufiger Fälle von Shrinkflation geben wird. Denn Rohstoffmangel und Inflation erschweren vielen Unternehmen die Produktion unter den gewohnten Bedingungen. Das ist auch die Begründung, die die Rama-Hersteller anführen.

Nichtsdestotrotz sei das nicht die feine Art, sagt Anja Schwengel-Exner von der Verbraucherzentrale Bayern. Sie ist Expertin für Lebensmittel und Handel und kennt die Tricks und Möglichkeiten, die manche Unternehmen nutzen, um ein Produkt nach mehr aussehen zu lassen.

So eine Shrinkflation-Verpackung zum Beispiel lässt sich mit etwas Vorwissen gut entlarven. Ein Hinweis könnte ein neu gestaltetes Layout oder eine neue Rezeptur sein. So war es auch bei Rama: Statt "100% pflanzlich" stand plötzlich "100% natürliche Zutaten" auf der dazu noch größer erscheinenden Verpackung. "So etwas wird häufiger genutzt, um dann auch unbemerkt den Inhalt zu reduzieren", erklärt Schwengel-Exner.

Zu wenig Inhalt für zu viel Karton: Luftverpackung

Eine weitere beliebte Methode ist die Luftverpackung. Da sind zum Beispiel die prall gefüllten Beutel, mit tollen Farben bedruckt und irgendwie magisch anziehend. Alle dürften wissen, welche Art von Verpackung gemeint ist. Denn wer sie öffnet, hat immer wieder den gleichen Effekt: Es ist viel weniger drin, als vorher anzunehmen war.

Aber: "Diese klassischen Luftverpackungen sind nicht automatisch auch eine Mogelpackung", erklärt Anja Schwengel-Exner von der Verbraucherzentrale Bayern. Denn viele Hersteller argumentieren ihre aufgepustete Verpackung mit dem Produktschutz, sprich: Die Chipstüte braucht so viel Luft, damit der Inhalt beim Transport nicht zerkrümelt. Dieses Argument sei zwar legitim, so Schwengel-Exner, aber nicht immer wirklich gerechtfertigt.

Schüttel-Test hilft beim Erkennen

Bei der Chipstüte mag die Masse an Luft sich noch mit der Transportsicherheit rechtfertigen lassen. Aber bei Teebeutel- oder Kaffeepad-Verpackungen ist es nicht so leicht zu erklären, wieso die besonders große und luftige Umverpackungen benötigen. Oft ist es nicht leicht, von außen zu erkennen, wie gut befüllt der Karton oder die Tüte tatsächlich sind. Öffnet man das Produkt aber, zeigt sich, dass locker noch ein paar Beutel oder Pads mehr hineingepasst hätten.

Anja Schwengel-Exner empfiehlt hier den Schütteltest: Wenn es beim Schütteln klappert oder raschelt, während es in anderen Verpackungen still bleibt, lohnt sich vermutlich eher die 'ruhigere' Verpackung. Außerdem hilft oft ein vergleichender Blick auf die Kilopreise, die seit diesem Jahr verpflichtend an jedem Preisschild stehen müssen.

Weniger enthalten als angegeben: Unterfüllung

Das Phänomen der "Unterfüllung" tritt oft bei frischen Produkten wie Joghurt oder Käse auf. Denn die Produzenten müssen die sogenannte Nennfüllmenge, also die Gramm-Angabe auf der Außenseite, nur im Durchschnitt einer Charge erreichen. Dabei kann es passieren, dass in der Frischkäsepackung statt 200 Gramm tatsächlich nur 190 Gramm Käse enthalten sind – und fünf Gramm Wasser. Diese Art der Mogelpackung ist zwar am schwersten zu erkennen und zu beanstanden, aber sie gehört auch zu den selteneren Fällen. Sollte so etwas beim gleichen Produkt öfter auftauchen, sollten Verbraucherinnen und Verbraucher sich an die Verbraucherzentralen oder das Eichamt wenden.

Verbraucher können Mogelpackungen melden

Um offenkundige Mogelpackungen oder auch Verdachtsfälle zu melden, gibt es online ein Meldeformular. Dort ist auch die Liste mit den nachgewiesenen Mogelpackungen zu finden. Eine Meldung beim Eichamt ist zwar auch möglich, allerdings komplizierter gestaltet.

Übrigens sind Mogelpackungen nicht nur für Verbraucherinnen und Verbraucher ärgerlich, sondern auch schlecht für die Umwelt. Laut Berechnungen der Verbraucherzentralen könnten bis zu 27 Prozent Müll eingespart werden, wenn es strengere Vorschriften und Gesetzesgrundlagen für das Verpacken von Lebensmitteln gäbe. Beim Rama-Beispiel spielte nämlich auch das für viele Verbraucherinnen und Verbraucher eine Rolle: Schon ab zwei Kilo transportfertiger Margarine verbraucht das Unternehmen jetzt einen Plastikbecher mehr als vorher.

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