In der regelmäßig zugeschickten Renteninformation der Rentenkasse gibt es zentrale Angaben darüber, wie hoch die Rente einmal ausfallen könnte. Denn für viele Menschen wird im Alter die gesetzliche Rente die wichtigste Lebensgrundlage sein. Über Jahrzehnte haben sie dafür in der Regel, zusammen mit ihren Arbeitgebern, hohe Summen einbezahlt.
So viel Rente gibt es: Die Renteninformation richtig lesen
Die Renteninformation soll knapp und übersichtlich sein, sie umfasst nur zwei Seiten. Die wichtigsten Zahlen sind in einem Kasten auf der ersten Seite abgedruckt.
An erster Stelle steht, wie hoch eine Erwerbsminderungsrente aktuell ausfallen würde. Thomas Büttner von der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd weist aber darauf hin, dass diese Rente nur gezahlt wird, wenn jemand gesundheitlich so eingeschränkt ist, dass sich auf dem Arbeitsmarkt überhaupt nichts mehr finden lässt. "Einen Berufsschutz gibt es seit dem Jahr 2001 grundsätzlich nicht mehr", erklärt Büttner. Deswegen empfehlen Verbraucherschützer, sich gegen das Risiko einer Berufsunfähigkeit privat abzusichern.
Aus der zweiten Ziffer lässt sich ablesen, wie hoch die Ansprüche zu dem Zeitpunkt sind, zu dem die Renteninformation verschickt wird. Diese Zahl kann vor allem für Menschen interessant sein, die beispielsweise überlegen, sich selbständig zu machen. Denn dieser Anspruch bleibt in jedem Fall erhalten, auch wenn jemand – etwa als Selbständiger – nicht mehr in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt.
Die dritte Zahl im Kasten der Renteninformation ist für viele Versicherte die interessanteste: Sie gibt an, wie hoch die monatliche Rente sein dürfte, die man im Alter erwarten kann. Büttner schränkt aber ein, dass sich diese Zahl durch Gesetzesänderungen verändern kann. Aber sie komme ziemlich nahe an das heran, was ab dem Renteneintritt monatlich überwiesen wird.
"Die Renteninformation soll einem ein Gefühl dafür geben: Was bringen mir meine jährlichen Einzahlungen, womit kann ich in etwa rechnen? Und dann soll man aufgrund dieser Beträge für sich einen möglichen zusätzlichen Vorsorgebedarf in Erfahrung bringen." Thomas Büttner, Deutsche Rentenversicherung Bayern Süd
Hochrechnungen: Wie hoch wird die Rente wirklich ausfallen
Die Renten werden jedes Jahr angepasst, je nachdem, wie sich die Löhne der Berufstätigen entwickeln. In den vergangenen Jahren sind die Renten meistens gestiegen, ein Absinken der Zahlbeträge ist gesetzlich ausgeschlossen.
Die Renteninformation zeigt deshalb zwei Rechenbeispiele, wie weit der tatsächliche Zahlbetrag bis zum Renteneintritt steigen könnte: Mit einem Steigerungssatz von einem Prozent und mit einem Steigerungssatz von zwei Prozent. Diese Bandbreite sei über einen längeren Zeitraum durchaus realistisch, meint Thomas Büttner von der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd. Es habe in früheren Jahren mitunter Nullrunden gegeben, aber auch Rentenerhöhungen zwischen 6 und 4 Prozent kommen vor, etwa in den Jahren 2022 und 2023. Für den Sommer 2024 wird eine Rentenerhöhung um rund 3,5 Prozent erwartet.
In Zeiten besonders hoher Inflation blieben die Rentenanpassungen zwar mitunter hinter der Teuerung zurück, sagt Büttner. Über längere Zeiträume betrachtet, seien die Renten aber schneller gestiegen als die Preise. Die Szenarien mit Steigerungssätzen von ein und zwei Prozent seien deshalb "eher tiefgestapelt" ergänzt er. Büttner betont gleichzeitig: "Eine Garantie für die Zukunft sind die Szenarien nicht."
Inflation, Steuer, Krankenversicherung bei der Rente
Die Rentenversicherung weist in ihrem Informations-Schreiben auch darauf hin, dass die Kaufkraft durch steigende Lebenshaltungskosten geschmälert wird. Sie entwirft auf der zweiten Seite des Info-Briefes ein entsprechendes Rechenbeispiel, das die Zahl der Jahre bis zum Renteneintritt mit berücksichtigt.
Außerdem müssen die Versicherten einkalkulieren, dass sie von ihrer Rente in vielen Fällen Steuern abführen müssen, sowie Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung.
Rente: Online-Rechner und individuelle Beratung
Die gesetzlichen Rentenversicherer bieten im Einzelfall auch individuelle Beratungsgespräche an, um abzuschätzen, wie groß eine mögliche Versorgungslücke im Alter aussehen könnte. Dabei gehen sie mit den Versicherten durch, welche Einkünfte sie aus andere Quellen, wie etwa Betriebsrenten oder privater Vorsorge erwarten können. Und was sie gegebenenfalls noch unternehmen sollten, um gut abgesichert zu sein.
Entsprechende Telefonnummern und ausführliche Informationen dazu, wie die Renteninformation zu lesen ist, finden sich in einer online abrufbaren Broschüre der Rentenkassen.
Was ist bei Frührente, Ausbildungs- und Kindererziehungszeiten?
Die Renteninformation stellt vor allem die Zahlungen ab dem Eintritt in die sogenannte "Regelaltersrente" in den Mittelpunkt, also meistens ab dem 67. Lebensjahr. Aber viele Versicherte interessieren sich auch dafür, was sie erwarten können, wenn sie vorzeitig in Rente gehen, und dafür bestimmte Abschläge in Kauf nehmen. Auskünfte darüber müsse jeder selbst bei den Rentenkassen erfragen, erklärt Thomas Büttner von der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd.
An die erste Renteninformation, die die Rentenkassen verschicken, ist auch eine Auflistung des bisherigen Versicherungsverlaufs angefügt. Die Rentenversicherer empfehlen, die entsprechenden Daten zu prüfen und gegebenenfalls beim Versicherungsträger Korrekturen anzumelden, etwa über Ausbildungszeiten oder Kindererziehungszeiten. Vor allem Mütter sollten hier rechtzeitig für Klarheit sorgen, empfiehlt Büttner.
"Wenn Kinderzeiten nicht beantragt werden und deswegen nicht mit berechnet werden, geht die Rentenberechnung komplett ins Leere." Thomas Büttner, Deutsche Rentenversicherung Bayern Süd
In der Testphase: Überblick auch über betriebliche und private Altersvorsorge
Die Renteninformation, die die Rentenkassen jedes Jahr als Brief verschickt, wird derzeit schrittweise ergänzt. Seit 30.06.2023 sind unter der Online-Adresse www.rentenuebersicht.de die Daten abrufbar, die auch in der schriftlichen Renteninformation enthalten sind. Darüber hinaus machen auf dem Online-Portal der Deutschen Rentenversicherung auch Anbieter von betrieblicher und privater Altersvorsorge Angaben zu den Ansprüchen, die Versicherte bei ihnen erworben haben. Damit soll ein besserer Überblick über die Summe der gesamten Altersversorgung möglich werden, auf man später Anspruch hat. Selbst angespartes Vermögen oder Immobilien als Altersvorsorge werden in diese Übersicht aber nicht mit einbezogen.
Derzeit sind es noch vergleichsweise wenige Einrichtungen, die die Zahlen der Rentenkassen mit ihren eigenen Daten ergänzen. Über die nächsten Monate hinweg sollen es aber mehr werden. Das Online-Portal sei noch in der Pilotphase, erklärt die Deutsche Rentenversicherung Bund.
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Dieser Artikel ist erstmals am 24.07.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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