Eine Mitarbeiterin des Spielzeugherstellers Haba kontrolliert in Bad Rodach ein Spielzeugauto für Kinder.
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Der Spielzeughersteller Haba aus Bad Rodach hat ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt.

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Spielzeughersteller Haba meldet Insolvenz an

Umsatzeinbrüche, Stellenstreichungen und eine Insolvenz in Eigenverantwortung. Die wirtschaftliche Lage beim Spielzeughersteller Haba spitzt sich zu. Das Unternehmen aus Bad Rodach sieht darin aber auch eine Chance. Ergänzt durch "Dein Argument".

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Mit einer Ankündigung zu massivem Personalabbau hatte der Spielzeughersteller Haba aus Bad Rodach Mitte Juli aufhorchen lassen. Jetzt, zwei Monate später, hat das Unternehmen aus dem Landkreis Coburg ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, ist der Schritt unausweichlich gewesen.

Coburger Landrat: "Absoluter Schlag" für die Region

Das Amtsgericht Coburg gab dem Antrag von Haba auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltungsverfahrens statt und ordnete die vorläufige Eigenverwaltung an. Der Landrat des Landkreises Coburg, Sebastian Straubel (CSU), sprach in einer ersten Reaktion auf den Insolvenzantrag von Haba von einem "absoluten Schlag" für die Region. In einer späteren Stellungnahme unterstrich Straubel aber auch, dass Haba in seiner Firmengeschichte oft genug bewiesen habe, Herausforderungen und Veränderungen zu meistern und in eine gute Zukunft durchzustarten. "Klar ist: Es ist regelmäßig der Fall, dass ein Unternehmen aus dem Eigenverwaltungsverfahren gestärkt hervorgeht."

Der Spielwarenhersteller, der nach eigenen Angaben 2.000 Mitarbeitende am Standort in Oberfranken beschäftigt, zeigte sich jedoch optimistisch. Laut Haba bedeutet die Eigenverwaltung "die Chance auf einen kompletten Neustart". Außerdem ermögliche die Eigenverwaltung, das Familienunternehmen nach den wirtschaftlichen Turbulenzen der vergangenen Wochen und Monate "langfristig auf solide finanzielle Füße zu bringen", heißt es in der Mitteilung weiter.

Zum Hintergrund: Bei einer Insolvenz in Eigenverwaltung kann das Unternehmen weiterhin selbst handeln. Ein Insolvenzgericht bestimmt in diesem Fall meist einen Sachwalter – im konkreten Fall übernimmt Tobias Sorg aus der Kanzlei dmp solutions diese Aufgabe – und keinen Insolvenzverwalter. Die Insolvenz in Eigenverwaltung ermöglicht der betroffenen Geschäftsführung demnach, dass sie ihr Unternehmen sanieren und erhalten kann.

Insolvenz sei für Haba "die einzige Möglichkeit"

Der Antrag auf Eigenverwaltung beim Amtsgericht Coburg sei der Leitung "alles andere als leicht gefallen", wird Haba-Geschäftsführer Mario Wilhelm in dem Schreiben zitiert. "Aber sie ist angesichts der angespannten wirtschaftlichen Situation die einzige Möglichkeit", dass Haba schnell wieder zu alter Stärke zurückfinde.

Anfang August hatte das Unternehmen angekündigt, den Geschäftsbereich Jako-o für Kinderbekleidung Anfang 2024 einzustellen. Man wolle sich auf die Herstellung von nachhaltig produzierten Spielwaren und Möbeln für Kinder konzentrieren, hieß es damals.

💬 Mitdiskutieren lohnt sich: Die folgende Passage hat die Redaktion aufgrund eines Kommentares des Nutzers "Miguel_de_Madrugador" im Rahmen des BR24 Projekts "Dein Argument" ergänzt.

Im Landkreis Coburg zeigte man sich zuletzt überrascht von den schlechten Nachrichten aus Bad Rodach. Noch im August erklärten Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung, Haba habe große Pläne gehabt. Planungen zum Bau einer neuen Produktionsstätte seien bereits weit fortgeschritten gewesen.

Zur Begründung für die wirtschaftliche Schieflage hatte das Unternehmen in einer Mitteilung von falschen Entscheidungen auf Führungsebene gesprochen. Die Führungsriege sei darum ausgetauscht worden. Auch die IG Metall in Coburg sprach von strategischen Fehlern. Neben dem Management nahm sie auch die Gesellschafterversammlung in die Pflicht. Man habe bereits im vergangenen Jahr immer wieder Hinweise bekommen, dass es nicht rund laufe und etwas nicht stimme, so eine Sprecherin der IG Metall. Der Verdacht liege daher nahe, dass die Gesellschafter über mögliche Missstände zu lange hinweggesehen hätten. 💬

Das Familienunternehmen Haba war vor mehr als 85 Jahren gegründet worden. Es ist mit 2.000 Mitarbeitern am Standort Oberfranken einer der größten Arbeitgeber in der Region. Haba vertreibt Holzspielsachen über die Grenzen Deutschlands hinweg in über 50 Länder.

Auf einem verglasten Übergang zwischen zwei Gebäuden ist der Schriftzug "Haba" zu lesen.
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Der Spielwarenhersteller Haba in Bad Rodach hat beim Amtsgericht Coburg einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt.

Mit Informationen von dpa

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