Brüssel dringt auf schärfere Kontrollen für Temu und Shein
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EU erhöht Druck auf Shein & Co: Verbraucherschützer fordern mehr

EU erhöht Druck auf Shein & Co: Verbraucherschützer fordern mehr

Die EU will den massenhaften Import billiger Waren aus China von Plattformen wie Shein und Temu eindämmen. Der Handel begrüßt die Pläne. Verbraucherschützer fordern allerdings Nachbesserungen.

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Die EU-Kommission will den rasant wachsenden Import von Billigwaren aus Drittstaaten strenger regulieren. Besonders betroffen sind Online-Plattformen wie Shein und Temu, die in großen Mengen günstige Produkte in die EU bringen. Während Handelsverbände die Pläne als "längst überfällig" loben, gehen sie Verbraucherschützern nicht weit genug. Sie fordern schärfere Haftungsregeln für Online-Marktplätze, um unsichere Produkte besser zu verhindern.

HDE: Waffengleichheit mit Drittstaatenanbietern

Besonders der stationäre Handel sieht sich durch die zollfreien Billigimporte benachteiligt. "Wir brauchen endlich Waffengleichheit mit den Drittstaatenanbietern", fordert Bernd Ohlmann vom Handelsverband Bayern HBE. Die Zahlen sprechen für sich: 2024 wurden 4,6 Milliarden Pakete mit einem Wert unter 150 Euro in die EU importiert, 91 Prozent davon aus China. Diese Waren profitieren von einer Zollfreigrenze, die europäische Händler nicht nutzen können.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) begrüßt daher die geplanten Änderungen im Zollrecht. "Anbieter wie Temu und Shein dürfen nicht länger ungeschoren mit Regelbrüchen davonkommen", sagt HDE-Vize Stephan Tromp. Zugleich warnt der Verband vor zusätzlicher Bürokratie für europäische Unternehmen.

Verbraucherschützer: Haftung ausweiten

Dem Verbraucherzentrale Bundesverband reichen die Vorschläge der EU-Kommission nicht aus. "Hier wurde eine Chance vertan, wirkliche Maßnahmen zu ergreifen", kritisiert Referentin Stefanie Grunert. Sie fordert, dass Betreiber von Online-Marktplätzen haften müssen, wenn Produkte auf ihren Plattformen nicht den EU-Anforderungen entsprechen. "Warum müssen die Marktplatzbetreiber ihre Ware nur stichprobenartig prüfen – und das auch erst, wenn sie schon online ist?"

Bereits frühere Untersuchungen gegen Temu ergaben problematische Praktiken wie irreführende Rabattaktionen und gefälschte Kundenbewertungen. Die EU-Kommission hat nun auch eine offizielle Untersuchung gegen Shein eingeleitet, um mutmaßlich missbräuchliche Vertragsbedingungen und unlautere Geschäftspraktiken zu überprüfen. Shein betont, dass man eng mit den Behörden zusammenarbeite, um das Vertrauen der Verbraucher zu stärken.

Neue Zollregeln in Planung

Parallel dazu will die EU-Kommission die bestehende Zollfreigrenze für Sendungen unter 150 Euro abschaffen. Stattdessen soll eine Bearbeitungsgebühr für E-Commerce-Waren eingeführt werden, um die Zollbehörden zu entlasten. "Das war ein überfälliger Schritt", sagt Ohlmann vom Handelsverband Bayern. Die Maßnahmen könnten auch für Plattformen wie Amazon und Etsy gelten, um sicherzustellen, dass alle Händler denselben Wettbewerbsbedingungen unterliegen.

Die deutsche Bundesregierung plant zusätzlich schärfere Kontrollen. Ein neuer Aktionsplan sieht eine engere Zusammenarbeit zwischen nationalen und europäischen Marktüberwachungsbehörden sowie dem Zoll vor. Auch die Abschaffung der 150-Euro-Freigrenze wird von Berlin unterstützt.

Kunden lieben die Preise, haben aber Bedenken

Trotz der wachsenden Kritik sind gerade Shein und Temu bei den Verbrauchern beliebt. Besonders Temu konnte in Deutschland stark wachsen. Laut YouGov-Daten lag die Plattform 2024 auf Platz sechs der meistgenutzten Onlinehändler. Rund 1,3 Millionen Menschen kauften in Deutschland innerhalb eines halben Jahres dort ein.

Der Hauptgrund: die niedrigen Preise. Laut einer Bitkom-Umfrage gaben 92 Prozent der Befragten an, dass sie bei Shein und Temu bestellten, weil die Produkte günstiger waren als anderswo. Dennoch gibt es Sorgen um Qualität und Sicherheit. Fast jeder zweite Kunde befürchtet, dass gesundheitsschädliche Materialien in den Produkten enthalten sein könnten.

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