Ein Kasten mit Audi-Logos im Audi Werk Ingolstadt
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Verhandlungen über milliardenschwere Einsparungen bei Audi

Verhandlungen über milliardenschwere Einsparungen bei Audi

Ende Januar hatte die IG Metall vor einer Streichliste des Grauens gewarnt. Hintergrund ist die Schieflage bei Audi. Der Autobauer fordert einen Neustart und verhandelt darüber mit dem Betriebsrat. Nun sollen die Beschäftigten informiert werden.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Alle Audianer erhalten in diesen Tagen (4.3. oder 5.3.) eine Einladung vom Betriebsrat. Sie gilt für die Betriebsversammlung Mitte März; am Montag in Ingolstadt (17.3., 14:30 Uhr) und zwei Tage später am Mittwoch in Neckarsulm (19.3.). Noch vor der Jahrespressekonferenz am Dienstag (18.3.) in Ingolstadt wollen Arbeitnehmervertreter und Audi-Chef Gernot Döllner die verunsicherte Belegschaft in Ingolstadt über den Stand der Spar-Verhandlungen informieren.

"Personalkosten substantiell senken"

Der umkämpfte Weg aus der Audi-Krise betrifft jeden der rund 55.000 Audianer in Deutschland: Angesichts der großen wirtschaftlichen Probleme möchte das Management Milliarden beim Personal einsparen. Audi-Verhandlungsführer Jochen Haberland fordert einen "Neustart für Audi. Das gelingt nur, wenn wir die Personalkosten substantiell senken und die Produktivität massiv steigern."

Auch der Betriebsrat spricht von "harten Zeiten", will aber die Einschnitte für die Belegschaft möglichst erträglich halten.

Maximalpositionen der Verhandlungspartner sickern durch

Noch ringen die Verhandlungspartner miteinander. Offiziell schweigen beide Seiten über Details, doch die Maximalpositionen sickern zunehmend durch: Nach Insiderberichten möchten die Arbeitgeber die Personalkosten pro Jahr am liebsten um bis zu 1,5 Milliarden Euro senken. Die Vertreter der Arbeitnehmer wollen, dass jeder Audianer am Ende des Monats weiterhin genau so viel wie bisher auf dem Gehaltszettel stehen hat.

Verhandlungsmasse: Jährliche Sonder-Zahlungen

Auf den ersten Blick scheinen diese Positionen unvereinbar, doch wie aus gut unterrichteten Kreisen zu hören ist, kristallisiert sich zunehmend die "Verhandlungsmasse" heraus: gefeilscht wird um die jährlichen Zahlungen, allen voran um die Erfolgsbeteiligung der Mitarbeiter. Diese zahlt Audi bisher jeweils im Mai an die Belegschaft aus. Zusammen mit den ebenfalls am Gewinn orientierten Boni für außertariflich Beschäftigte summieren sich diese Zahlungen auf rund eine halbe Milliarde Euro, so die Schätzungen. Doch nun ist ungewiss, ob diese Gelder auch diesen Mai die Konten der Audianer füllen werden.

Kürzung weiterer Sonderleistungen könnte Kosten deutlich senken

Insider verweisen darauf, dass auch noch über weitere jährlich fließende Zahlungen verhandelt wird. Hier wird immer wieder der sogenannte T-Zug genannt. Diese Kürzung oder gar Streichung der tariflichen Zusatzgelder und weiterer Sonderleistungen könnte sich auf eine weitere halbe Milliarde summieren, so gut unterrichtete Gesprächspartner. Insgesamt ließe sich damit wohl rund eine Milliarde Personalkosten ansparen, ohne dass sich bei den Audianern die Gehaltsabrechnung zum Monatsende ändern würde. Weihnachtsgeld oder Urlaubsgeld wären von den Kürzungen nicht betroffen.

Verbrenner-Produktion über 2030 hinaus?

Als Gegenleistung für so einschneidende Streichungen könnten die Arbeitgeber der Belegschaft mehr Sicherheit bieten. Der Betriebsrat wünscht sich neben einer Verlängerung der bestehenden Beschäftigungsgarantie über 2029 hinaus, dass auch nach 2030 in Ingolstadt ein Verbrenner produziert wird. Das würde mehr Sicherheit geben und einer der zentralen Forderungen von Betriebsratschef Jörg Schlagbauer entsprechen. Er fordert schon lange eine "marktorientierte Produktentwicklung" und meint damit, nicht ausschließlich auf die E-Mobilität zu setzen. Schlagbauer fordert zudem "Insourcing statt Outsourcing": Er will mehr Dienstleistungen zurück ins Werk holen.

Betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen, aber massiver Jobabbau

Betriebsrat wie auch das Management bekräftigen von Anfang der Verhandlungen an die Beschäftigungsgarantie bis 2029 und schließen betriebsbedingte Kündigungen aus. Trotzdem peilt das Unternehmen eine massive Reduzierung der Stellen an. Von den 55.000 festen Stellen würde Audi gerne bis zu 9.000 abbauen, und zwar durch Frühverrentungen und andere Programme, so berichten es Insider seit langem.

Gleichzeitig hört man von gut informierten Kreisen, dass Audi derzeit nach über tausend neuen Leiharbeitern sucht, vor allem für die Produktion. Sie sollen die Flexibilität des Autobauers erhöhen. Vom Unternehmen werden diese Zahlen nicht bestätigt, aber die Forderung nach erhöhter Flexibilität ist immer wieder auch von offizieller Seite zu hören, zuletzt vom Audi-Verhandlungsführer Jochen Haberland.

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