Ludwig Hartmann (Bündnis90/ Die Grünen) sprach in der BR24 Wahlarena über Strompreise und Atomkraft
Bildrechte: BR / Tobias Bönte

Ludwig Hartmann (Bündnis90/ Die Grünen) sprach in der BR24 Wahlarena über Strompreise und Atomkraft

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

#Faktenfuchs: Wie AKW-Abschaltung und Strompreis zusammenhängen

Der #Faktenfuchs hat die Aussagen von Ludwig Hartmann von den Grünen zu Atomkraft und sinkenden Strompreisen geprüft. Ja, der Strompreis sinkt. Der Zusammenhang zu den abgeschalteten AKW ist aber nicht so klar, wie Hartmann es darstellt.

Dieser Text ist Teil des Faktenchecks der BR24 Wahlarena vom 13.09.2023 mit Ludwig Hartmann (Bündnis90/ Die Grünen) und erstmals am 14.09.2023 erschienen. Den Artikel finden Sie hier.

Die Behauptung:

Ludwig Hartmann, Bündnis 90/ Die Grünen: "Wir haben Atomkraftwerke abgeschaltet, wir haben seitdem einen fallenden Strompreis in Deutschland. Das muss man einfach mal zur Kenntnis nehmen, seit Mitte April gehen die Strompreise nach unten an der Börse."

Richtig oder falsch?

In Teilen richtig, aber es fehlt der Kontext. Ja, der Strompreis sinkt. Aber der Zusammenhang zu den abgeschalteten Atomkraftwerken ist nicht so klar, wie Hartmann es darstellt. Denn um einen Effekt des AKW-Ausstiegs auf den Strompreis erkennen zu können, müsse man mindestens ein Jahr warten, um alle saisonalen Effekte berücksichtigen zu können, sagen Experten, mit denen der #Faktenfuchs gesprochen hat. Den Strompreis beeinflussen ganz andere Faktoren.

  • Alle aktuellen #Faktenfuchs-Artikel finden Sie hier.

Die Fakten:

Es stimmt, dass der Börsenstrompreis kontinuierlich sinkt, aber der Strompreis sank bereits vor Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland.

Verschiedene Faktoren für fallenden Strompreis verantwortlich

Das liegt zum einen am sinkenden Stromverbrauch hierzulande. Zum anderen wird europaweit immer mehr Wind- und Sonnenstrom produziert. Dadurch kann Deutschland günstigen erneuerbaren Strom aus den Nachbarländern importieren.

Deutschland importierte in der Summe seit dem 15. April 2023 mehr Strom, als es exportiert. Auch das senkt den Strompreis in Deutschland, sagt Wladimir Tiderko von der Bundesnetzagentur im Gespräch mit dem #Faktenfuchs. "Gäbe es die Importe nicht, wäre der Preis höher."

Effekt der abgeschalteten Atomkraftwerke schwer zu erkennen

Die drei Atomkraftwerke, die bis zum 15. April 2023 noch am Netz waren, liefen mit verminderter Leistung und trugen nur noch wenige Prozent zur Stromerzeugung bei, erläutert Bruno Burger, der am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) die Datenbank "Energy Charts" betreut, dem BR im Mai 2023. Der Effekt dieser drei Reaktoren sei im Vergleich zur gesamten Stromproduktion in Deutschland so klein, dass er schwer zu erkennen sei.

Der Gaspreis und die Emissionspreise für CO2 hätten einen viel stärkeren Einfluss auf den Strompreis, sagt er im Gespräch mit dem #Faktenfuchs. Auch das Wetter und die Nachbarländer beeinflussten den Strompreis stärker als das AKW-Aus, sagte er außerdem im BR-Artikel vom Mai 2023.

Im Frühjahr wird Börsenstrom immer billiger

Dass der Strompreis nach dem 15. April gesunken ist, sei noch aus einem weiteren Grund nicht außergewöhnlich: Im Frühjahr werde der Börsenstrom immer billiger, weil mehr Wasserkraft zur Verfügung stehe und die Nachfrage sinke, sagt Burger.

  • Aktuelle Nachrichten und Hintergründe zur Landtagswahl 2023 in Bayern

BR24 Kandidaten-Check: Wofür stehen die Direktkandidatinnen und -kandidaten der Landtagswahl in Bayern? Ihnen allen haben wir dieselben Fragen zu den relevantesten Themen des Wahlkampfs gestellt, mehr als 800 haben teilgenommen. Geben Sie im Tool Ihren Wohnort, Stimmkreis oder Ihre Postleitzahl ein und finden Sie heraus, wie die Bewerber geantwortet haben:

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!