Die sogenannten "Wirtschaftsweisen" haben ihre Prognose für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft im laufenden Jahr deutlich gesenkt. Statt der noch im Herbst erwarteten 0,7 Prozent Wachstum sagen sie in ihrem jetzt vorgelegten Frühjahrsgutachten nur noch ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 0,2 Prozent voraus.
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Im kommenden Jahr soll es dann zu einem Anstieg von 0,9 Prozent reichen, so der fünfköpfige Sachverständigenrat Wirtschaft um ihre Vorsitzende Monika Schnitzer in seinem Papier für die Bundesregierung. 2023 war Europas größte Volkswirtschaft noch um 0,2 Prozent geschrumpft.
Unternehmen leiden unter geringer Nachfrage
Die Entwicklung der deutschen Wirtschaft werde derzeit von einer schwachen gesamtwirtschaftlichen Nachfrage geprägt, teilte der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung mit. "Die privaten Haushalte konsumieren aktuell noch zurückhaltend, die Industrie und die Baubranche verzeichnen nur geringfügig neue Aufträge", sagte Ratsmitglied Martin Werding.
Experten hoffen auf höhere Konsumneigung und den Welthandel
Dass die Prognose nicht noch düsterer ausfällt, erklären die "Wirtschaftsweisen" mit der Aussicht auf eine vermehrte Konsumneigung der Bürger und eine Erholung des Exportgeschäfts. Man erwarte, "dass die deutsche Wirtschaft im Verlauf des Jahres 2024 etwas an Fahrt gewinnt", weil die Realeinkommen der privaten Verbraucher infolge einer sinkenden Inflation ansteigen dürften: Die Teuerungsrate soll zunächst auf 2,4 Prozent fallen, 2025 dann auf 2,1 Prozent - darauf, so die Wirtschaftsweisen, könnten die Verbraucher mit ansteigender Kauflust reagieren.
Frische Impulse sollen zudem der Welthandel und die globale Industrieproduktion liefern. "Im laufenden und im kommenden Jahr werden die deutschen Exporte vom steigenden Welthandel profitieren", sagte die Sachverständige Veronika Grimm. Allerdings sähen sich "die exportorientierten Unternehmen mit einem scharfen Wettbewerb, steigenden Arbeitskosten und weiterhin erhöhten Energiepreisen konfrontiert".
Auch sinkende Zinsen sollen helfen
Etwas Rückenwind dürfte von der Europäischen Zentralbank (EZB) kommen. "Wir gehen davon aus, dass die EZB noch in diesem Sommer die Leitzinsen senken wird", sagte die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier: "Die damit verbesserten Finanzierungsbedingungen für Unternehmen werden die privaten Investitionen ankurbeln." Allerdings: Die Zinssenkung dürfte frühestens 2025 die gesamtwirtschaftliche Nachfrage stützen, so das Gremium.
Entschieden kritisch sehen die Expertinnen und Experten den Arbeitsmarkt. Dort hätten sich die strukturellen Bedingungen verschlechtert, da der demografische Wandel fortschreite und die durchschnittlichen Arbeitszeiten zurückgehen. "Unternehmen fällt es zunehmend schwer, offene Stellen zu besetzen", heißt es in dem Gutachten für die Bundesregierung: "Gleichzeitig verzichten viele Unternehmen trotz einer schlechten wirtschaftlichen Lage darauf, Beschäftigte zu entlassen."
Prognose der EU fällt noch schlechter aus
Eine Prognose der EU-Kommission geht ebenfalls davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr langsamer wachsen wird als zuletzt erwartet. In einer neuen Schätzung der Brüsseler Behörde prognostiziert sie der größten Volkswirtschaft der EU für 2024 nur noch ein minimales Wachstum von 0,1 Prozent. Als Gründe werden eine schwache Auslandsnachfrage, ein schleppender privater Konsum und zu geringe Investitionen genannt. Zuletzt hatte die Kommission der Bundesrepublik für 2024 noch ein Wachstum von 0,3 Prozent vorausgesagt.
Auch die Bundesregierung rechnet für dieses Jahr nur noch mit einem Mini-Wachstum von 0,3 Prozent. Sie hatte unter anderem darauf verwiesen, dass die Weltwirtschaft noch nicht wieder richtig in Schwung gekommen sei.
Mit Informationen von Reuters
Im Video: "Wirtschaftsweise" senken Konjunkturprognose
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