Im Stammland der Übergewichtigen verabreichen sich mittlerweile Hunderttausende die wöchentliche Spritze in Oberarm, Bauchdecke oder Oberschenkel– mit überraschenden Erfolgen.
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Arzt: "Abnehmspritzen grenzen fast schon an Magie"
Dr. Felix Krainski ist Kardiologe in der Nähe von Seattle im Nordwesten der USA. In seine Sprechstunde kommen seit Monaten fast nur Patienten, die eines der neuen Schlankheitsmittel wollen: "Früher habe ich meinen Patienten immer gesagt, dass es die magische Pille zum Abnehmen nicht gibt. Jetzt sieht es manchmal so aus, als hätten wir ein Medikament, das wirklich enorme Effekte hat, die manchmal schon an Magie grenzen."
Verkaufsschlager sind Wegovy und Mounjaro
Zwei Präparate sind besonders gefragt: Wegovy des dänischen Pharmakonzerns Novo Nordisk und Mounjaro des US-Herstellers Eli Lilly. Beide wirken ähnlich: Sie verlangsamen die Verdauung. In den USA sind sie nicht nur zur Behandlung von Typ-2-Diabetes zugelassen, sondern dürfen auch bei Übergewicht in Kombination mit Bluthochdruck oder hohen Cholesterinwerten verschrieben werden. Sie bewirkten, dass im Magen ein komplexer Vorgang in Gang gesetzt wird, erklärt der deutschstämmige Kardiologe. Organe wie Bauchspeicheldrüse, Darm und Leber seien daran beteiligt.
Sehr rasch nach dem Verzehr geringer Nahrungsportionen trete ein Sättigungsgefühl ein. "Das führt über einen längeren Zeitraum zu Gewichtsverlust", so Krainski.
Elon Musk nimmt Ozempic
Die meisten Patienten können innerhalb eines Jahres zwischen 15 und 20 Prozent ihres Körpergewichts reduzieren. Oft sogar deutlich mehr. Das bekannteste Mittel, Ozempic, ist nicht ganz so potent. Es ist seit 2017 auf dem Markt in den USA und Europa und wird zur Behandlung von Diabetes mellitus eingesetzt. Bekannt wurde es vor allem, weil Milliardäre wie Elon Musk und viele Hollywoodstars es nehmen.
Patientin: "War über den Gewichtsverlust überrascht"
Yolanda ist Krankenschwester, 51 Jahre alt, stark übergewichtig und leidet an Bluthochdruck. Damit geht es ihr wie Millionen von Amerikanerinnen und Amerikanern. Ihr Arzt diagnostizierte bei ihr eine Vorstufe von Diabetes mellitus. Daraufhin begann sie, sich einmal pro Woche Wegovy in die Bauchdecke zu spritzen: "Ich war sehr überrascht, wie viel Gewicht ich mit Wegovy verloren habe und wie gut ich mich fühlte." Sie habe Energie gehabt und Sport getrieben. Nach der Arbeit habe sie zu Hause Hausarbeiten erledigen können.
Gut 30 Kilogramm hat Yolanda so in zehn Monaten abgenommen. Ihre Blutzuckerwerte entsprachen denen eines gesunden Menschen. Ihr Bluthochdruck war verschwunden.
Nebenwirkungen der Abnehm-Medikamente
Jedes Medikament könne Nebenwirkungen haben, erklärt Mediziner Krainski. Es sei ganz wichtig, dass man bei diesen Medikamenten mit einer sehr niedrigen Dosis beginne und diese dann alle vier Wochen steigere - je nachdem, wie es dem Patienten gehe und ob Nebenwirkungen aufträten.
Leichte Nebenwirkungen seien Verstopfung, Übelkeit oder vermehrtes saures Aufstoßen, erklärt Kardiologe Krainski. Sie träten bei 10 bis 20 Prozent der Patienten auf. Schwere Nebenwirkungen seien Entzündungen der Gallenblase. Bisher habe er das bei seinen Patienten aber noch nicht beobachtet.
Der Hersteller Eli Lilly warnt, dass Patienten mit Schilddrüsenkrebs in der Familie ihr Präparat Mounjaro nicht einnehmen sollten.
Ohne JoJo-Effekt nur mit dauerhafter Ernährungsumstellung und Sport
Eine wichtige Voraussetzung für die Einnahme sei aber eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten, erklärt Krainski seinen Patienten. Fettige, kalorienreiche Speisen wie Nudeln, Reis oder Mehlspeisen müssen durch Gemüse oder Salate ersetzt werden. Wichtig sei auch regelmäßige Bewegung.
"Manche Patienten verlassen sich einfach hauptsächlich auf das Medikament und ändern nicht so viel an ihrem Verhalten. Und dann gibt es andere Patienten, die übermotiviert sind. Die fangen an, viel Sport zu machen, ihre Ernährung umzustellen und Kalorien zu zählen", sagt Felix Krainski. Das sei ein ganz wichtiger Teil der Ernährungsumstellung. Diese Patienten würden dann meistens am schnellsten abnehmen.
Kosten pro Monat: Rund 1.300 Euro
Diejenigen, die es nicht schaffen, ihre Ernährung dauerhaft umzustellen, müssen die Abnehm-Medikamente dauerhaft einnehmen. Doch viele Menschen in den USA können sich die umgerechnet rund 1.300 Euro teure Monatspackung nicht leisten, weil viele Versicherungen die Kosten nicht erstatten.
Krankenschwester Yolanda zum Beispiel wechselte den Job und damit auch die Versicherung. Und die übernahm die Kosten für Wegovy nicht mehr. Innerhalb weniger Monate hat Yolanda 9 kg zugenommen. "Ich konnte mir 1.400 Dollar nicht mehr leisten. Ich bin frustriert, dass ich so schnell so viel zugenommen habe."
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