Auf dem Hof von Ralf und Daniel Janssen im niedersächsischen Haren stehen die beiden ersten Traktoren mit Wasserstoff-Antrieb der Firma Fendt aus dem Allgäu bereit. Vater und Sohn Janssen sind begeistert von der neuen Technik. Die Traktoren unterscheiden sich in der Handhabung nicht von herkömmlichen Dieselschleppern. Für den Praxistest wollen sie Gülle ausbringen und mit einer Scheibenegge in den Boden einarbeiten - ganz alltägliche Arbeiten auf dem Schweinemast- und Ackerbaubetrieb.
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Mit dabei: Projektingenieur Christian Nöß von Fendt. Seit drei Jahren hat er mit seinen Kollegen an den Prototypen getüftelt. Die Erfahrungen der Landwirte sollen ihm bei der Entwicklung weiterhelfen. "Wir sind auf Rückmeldungen angewiesen", sagt er, "und wir lassen auch Verbesserungswünsche dann mit einfließen."
Wasserstoff-Tank auf dem Dach
Die beiden Wasserstoff-Traktoren haben etwa 140 PS. Was aus dem Auspuff qualmt, ist reiner Wasserdampf. Eine Brennstoffzelle produziert aus Wasserstoff Strom, der wiederum einen Elektromotor antreibt. 21 Kilogramm Wasserstoff passen in den Tank auf dem Dach der Fahrerkabine. Das entspricht in etwa der Leistung von 100 Liter Diesel und reicht für eine Einsatzzeit von fünf bis acht Stunden. Für stärkere Traktoren bräuchte es einen größeren Wasserstofftank - aber er darf auch nicht zu schwer werden. Unter der Kühlerhaube sei dafür einfach kein Platz mehr gewesen, erklärt Christian Nöß.
Grüner Wasserstoff teuer und rar - nicht im Emsland
Die Tankfüllung mit Wasserstoff ist momentan aber noch doppelt so teuer wie 100 Liter Diesel. Und grüner Wasserstoff ist nicht überall in Deutschland verfügbar. Im Emsland aber schon: Seit drei Jahren gibt es hier einen Bürgerwindpark, an dem auch die Janssens beteiligt sind. Das Besondere dabei: Beim Bau wurden auch Speichermöglichkeiten für den erzeugten Strom mit eingeplant. An windstarken Tagen produzieren die Windräder mehr Strom, als in der Region verbraucht werden kann. Während in anderen Gegenden einzelne Windräder dann kurzzeitig abgeschaltet werden, fließt im Emsland der Überstrom in eine wenige Kilometer entfernte Anlage, wo Wasserstoff hergestellt wird.
Wasserstoff-Infrastruktur wichtig für Serienproduktion
Die gute Wasserstoff-Infrastruktur war der Grund, weshalb Fendt die Praxistests genau hier im Emsland durchführt. Die Janssens haben etwa fünf Kilometer zur Wasserstofftankstelle. Allerdings bedeuten auch die fünf Kilometer immer einen Zeitverlust - vor allem, wenn dringende Arbeiten am Feld anstehen. In Zukunft wünschen sie sich die Möglichkeit, direkt am Feld bei einem mobilen Wasserstoff-Trailer tanken zu können. Nach dem Testtag zeigt sich Ralf Janssen sehr zufrieden: "Die Arbeiten gehen etwas langsamer voran als bei einem großen Trecker. Aber das Fahrgefühl ist ganz normal."
Von den Rahmenbedingungen der Wasserstoff-Infrastruktur hänge es unter anderem ab, wann die Traktoren tatsächlich einmal in Serie gehen können, sagt Entwickler Christian Nöß: "Stand heute haben wir diese Konstellation hier im Emsland vielleicht gegeben, aber sonst schaut's in Deutschland noch recht dünn aus." Grundsätzlich befinde sich die Entwicklung der Traktoren noch in einem frühen Projektstadium, so Nöß. Wann sie in Serie gehen und wie viel sie dann kosten werden, lässt sich momentan überhaupt noch nicht sagen.
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