Definiton: Was ist ein Aneurysma?
Ein Aneurysma (altgriechisch "Aufweitung") ist eine krankhafte Gefäßaussackung, die schlimmstenfalls einreißen und zu einer lebensgefährlichen Blutung führen kann. Die Gefäßwand dehnt sich zu einem kleinen Ballon oder einem kleinen Säckchen aus. Dadurch verliert sie an Elastizität und kann schließlich einreißen (rupturieren). Die eintretende Blutung ist lebensgefährlich. Man unterscheidet Aneurysmen an der Aorta (aortale Aneurysmen) oder an einer Hirnarterie (intrakranielle Aneurysmen).
Mögliche Ursachen für ein Aneurysma
Der Körper pumpt täglich bis zu 10.000 Liter Blut durch unsere Gefäße. Dabei müssen vor allem die Arterien einem enormen Druck standhalten. Tun sie das nicht mehr, können sie sich ausweiten, sodass eine Aussackung - ein Aneurysma - entstehen kann. Insbesondere das Aneurysma der Hauptschlagader - der Aorta - gilt als eine Zeitbombe, weil sie oft keine Beschwerden verursacht und dadurch häufig erst sehr spät erkannt wird. Die Aorta ist das größte menschliche Blutgefäß und verläuft durch den Brust- und Bauchraum. Im Unterbauch verzweigt sie sich, um die Beine zu versorgen. Grundsätzlich können sich Aneurysmen an allen Arterien bilden - zum Beispiel auch an den Beckenarterien, an der Kniegelenksarterie, an der Arm- oder Halsschlagader oder an den Gehirnarterien.
Gibt es Menschen, die besonders gefährdet sind?
Wie es genau zu solch einer Gefäßerweiterung kommt, ist unklar. Als häufige Ursache für ein Aneurysma gilt aber die Arteriosklerose. Bei der sogenannten Arterienverkalkung kommt es zu Verkalkungen und Versteifungen in den Arterien. Rauchen, zu hoher Blutdruck, Übergewicht, erhöhte Blutfettwerte und fettreiche Ernährung sind einige der Faktoren, die den Gefäßen schaden können: "Der plötzliche Tod durch eine Erkrankung der Hauptschlagader wird auch akutes Aortensyndrom genannt. Hierbei kann die Ursache ein plötzlicher Einriss der Schichten der Hauptschlagader sein (Aortendissektion) oder das Vorhandensein eines Aneurysmas (eine chronische Erweiterung der Hauptschlagader), die beide zu einer Verblutung oder Herztod führen können. Bekannte Ursachen für die Entstehung eines Aortenaneurysmas oder Dissektion sind Altersveränderungen durch Atherosklerose, genetische Prädesposition, Drogenabusus oder extreme Blutdruckspitzen," sagt Professor Nikolaos Tsilimparis, Direktor der Abteilung für Gefäßchirurgie - vaskuläre und endovasküläre Chirurgie des LMU Klinikums München.
Spielt das Alter eine Rolle?
Das Alter macht auch vor den Arterien nicht halt. Deshalb sind häufig ältere Menschen von einem Aorten-Aneurysma betroffen. Rund 90 Prozent davon treten im Bauch auf. "Männer sind wesentlich häufiger von einem Bauchaorten-Aneurysma betroffen als Frauen. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge haben etwa zwei Prozent aller Männer zwischen 65 und 75 Jahren ein Aneurysma der Bauchschlagader", schreibt die Kassenärztliche Vereinigung. Deshalb haben gesetzlich krankenversicherte Männer ab 65 Jahren in Deutschland Anspruch auf eine einmalige Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung von Aneurysmen der Bauchschlagader. Männer sind davon fünfmal so oft betroffen wie Frauen.
Weitere Ursachen für die Entstehung eines Aneurysmas
Es gibt noch weitere mögliche Auslöser für ein Aneurysma, schreibt das Universitätsspital Zürich:
- Unfälle oder Operationen können zu Verletzungen an der Gefäßwand führen, sodass ein Aneurysma entstehen kann.
- Erbkrankheiten können Aneurysmen begünstigen - zum Beispiel das Marfan- oder Ehlers-Danlos-Syndrom.
- Infektionen wie beispielsweise Syphilis oder Lyme-Borreliose
- Drogenkonsum, zum Beispiel Kokain
- Es gibt auch eine genetische Komponente: In vielen Familien treten Aneurysmen gehäuft auf.
Kann man einem Aorten-Aneurysma vorbeugen?
Bei einem Blick in die Liste der möglichen Ursachen wird auch deutlich, was man tun kann, um das Risiko zu reduzieren: gesunde, vitaminreiche Ernährung, ausreichend Bewegung, kein Tabakkonsum, wenig Alkohol, Übergewicht reduzieren und auf den Blutdruck und die Cholesterinwerte achten. Wenn Blutdruck und Cholesterin trotz dieser Maßnahmen immer noch erhöht sind, sollte mit Medikamenten gegengesteuert werden.
Kann Extremsport ein Aneurysma auslösen?
"Während Sport uns vor kardiovaskulären Erkrankungen schützt und auf jedem Fall zu empfehlen ist, gibt es wenige, aber konkrete Hinweise, dass Extremsport wie zum Beispiel Schwergewichtheben eine Assoziation mit der Entstehung einer Aortendissektion und daraus resultierenden Aneurysmabildung und eventuell Tod hat. Eine amerikanische Studie berichtete im Jahr 2007 von 31 jungen Menschen, die im Rahmen einer exzessiven physischen Belastung ähnlich zu Kraftsport eine Dissektion erlitten. Als Ursache für die Dissektion wird die Entstehung von extremen Blutdruckspitzen postuliert. Dabei wurde auch der mögliche Einfluss von Steroideneinnahme bei professionellen Schwergewichtathleten diskutiert", sagt Nikolaos Tsilimparis.
"Tod durch Extremsport ist leider möglich"
Tatsache ist, dass Sport extrem wichtig für die Reduktion des kardiovaskulären Risikos ist. Da Extremsport allerdings ebenfalls mit Risiken behaftet sei, sollten Extremsportler sich regelmäßig medizinisch untersuchen lassen, so die Empfehlung von Tsilimparis. Die Übung von Schwergewichtheben über die Hälfte des Eigenkörpergewichts sollte vermieden werden bei Patienten mit bekannter Erweiterung der Hauptschlagader oder genetischer und familiärer Vorgeschichte genau wie extreme Blutdruckspitzen. "Sport ist Mord ist sicher eine falsche Aussage, aber Tod durch Extremsport ist leider möglich", resümiert Tsilimparis.
Wie merkt man, dass man ein Aneurysma hat?
Das Tückische an einem Aneurysma ist, dass man es lange nicht bemerkt. Häufig wird es erst bei einer Untersuchung wegen eines anderen Problems bei einem CT, MRT oder beim Ultraschall "zufällig" entdeckt. Die Gefäßaussackung bildet sich langsam. Symptome wie Bauch-, Brust- oder Rückenschmerzen bei einem Aorten-Aneurysma kommen erst hinzu, wenn das Aneurysma so groß ist, dass es auf umliegendes Gewebe oder auf Organe drückt. Ein Hirn-Aneurysma kann, wenn es größer ist, auf bestimmte Nerven Druck ausüben, sodass es unter anderem zu Symptomen wie Kopfschmerzen, Sehstörungen oder auch Sprach- und Hörstörungen kommen kann.
Was passiert, wenn man ein Aneurysma hat?
Wird ein Aneurysma entdeckt und es ist noch klein, sollte man es regelmäßig beim Arzt kontrollieren lassen. Schätzungsweise rund 2 Millionen Erwachsene in Deutschland leben zum Beispiel mit einem intrakraniellen Aneurysma - einem Hirnaneurysma, schreibt das Deutsche Ärzteblatt.
Wenn das Aneurysma wächst und die Gefahr droht, dass es reißt, ist eine Operation die Therapie der Wahl. Das individuelle Risiko muss vorher sorgsam abgewogen werden: Wie ist die Ausdehnung, wie die Form des Aneurysmas und wo liegt es? Die Vor- und Nachteile einer Operation sollten sorgfältig abgeschätzt werden, denn jede Operation birgt Risiken für Komplikationen. Welche Form der OP durchgeführt wird, hängt davon ab, wo das Aneurysma liegt: Ein Aneurysma im Gehirn wird anders behandelt als ein Aneurysma an der Aorta.
Operation eines Aneurysmas an der Hauptschlagader
Eine Behandlung der Bauchschlagader ist zum Beispiel ab einem Durchmesser von 5,5 cm beim Mann und 5 cm der Frau notwendig, so das Klinikum Nürnberg. Dafür stehen zwei Methoden zur Verfügung: Zum einen die offene Operation mit dem Ersatz der erkrankten Aorta durch eine sogenannten Rohr- oder eine Y-Prothese und zum anderen die Implantation von Stent-Prothesen über die Leistenschlagadern.
OP eines Gehirn-Aneurysmas
Bei einem Gehirn-Aneurysma gibt es verschiedene Methoden, um Aussackungen der Blutgefäße im Bereich des Kopfes zu verschließen - abhängig von der Lage, Form und Größe des Aneurysmas. Ein Gehirn-Aneurysma wird entweder durch das sogenannte "Clipping" oder durch das "Coiling" verschlossen. Beim Clipping wird eine offene mikrochirurgische Operation durchgeführt. Dazu wird der Schädel geöffnet und das Aneurysma mit einem Titanclip vom Trägergefäß getrennt. Beim Coiling wird ein Mikrokatheter in die Leistenarterie eingeführt und bis zum Aneurysma vorgeschoben, das dann von innen mit feinen Platindrähten aufgefüllt wird (Coiling des Aneurysmas).
Wie lebt man mit einem Aneurysma?
Wichtig ist, dass Angehörige über das potentielle Risiko, dass das Aneurysma platzen könnte, Bescheid wissen und im Notfall unverzüglich den Rettungswagen rufen können. Außerdem sollte das Aneurysma regelmäßig ärztlich kontrolliert werden. Häufig ist auch eine Änderung des Lebensstils notwendig, um die Arterien zu entlasten. Es gelten die gleichen Punkte wie bei der Vorbeugung: gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, kein Nikotin etc.
Sind Kraftanstrengungen eine Gefahr?
Plötzliche Blutdruckspitzen sind für Menschen mit Aneurysma gefährlich, da es so zu einer Ruptur kommen kann. Deshalb sollte man keine schweren Lasten tragen. Beim Sport empfehlen sich eher Ausdauersportarten mit gleichmäßiger Belastung wie beispielsweise Schwimmen oder Radfahren .
Was passiert, wenn ein Aneurysma platzt?
Wenn ein Aneurysma platzt, besteht akute Lebensgefahr, denn es kommt zu inneren Blutungen. Meist treten an der entsprechenden Stelle heftige Schmerzen auf. Es kann auch zu Übelkeit und Erbrechen kommen. Die Symptome eines geplatzten Aneurysmas im Gehirn können denen eines Schlaganfalls ähneln: halbseitige Lähmungen, Sprach- und Sehstörungen, Krampfanfälle - begleitet von heftigen Kopfschmerzen. Durch den Blutverlust kommt es beim Patienten zu einem Kreislaufschock, der akut lebensgefährlich ist.
Wie hoch ist die Chance, ein rupturiertes Aneurysma zu überleben?
Ein rupturiertes Aneurysma ist immer lebensgefährlich: "Die Prognose bei einem geplatzten Aneurysma ist ungünstig und zwischen 30 bis 80 Prozent (Abhängig von der Lokalisation) der betroffenen Personen versterben. Allgemein sind die Überlebenschancen umso höher, je schneller die Behandlung einsetzt", schreibt das Universitätsspital Zürich.
Im Video: Die Arbeit unserer Blutgefäße
Aneurysma - keine Frage der Fitness oder des Alters
30 Jahre alt und topfit - trotzdem ist der Fitness-Influencer Johannes Lindner unerwartet verstorben. "Joesthetics" starb an den Folgen eines Aneurysmas. Er hatte zuvor über Nackenschmerzen geklagt. Hätte man die Gefahr vorhersehen können? Ist der Kraftsport die Ursache für das Aneurysma? Der Missbrauch von Steroiden? Oder gibt es andere Gründe? Lindners Freundin Nicha weist alle Gerüchte zurück und teilte mit, dass vier Jahren zuvor auch seine Tante an einem Aneurysma gestorben sei, also eine genetische Veranlagung eine Rolle gespielt haben könnte. Was die individuelle Ursache bei Johannes Lindner angeht, können gegebenenfalls nur seine Ärzte eine Antwort finden. Was aber hat es grundsätzlich mit dem Thema Aneurysma auf sich? Fragen und Antworten:
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