Der Boden auf einer Wiese hat Risse bekommen (Archivbild)
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Der "Bodenatlas 2024" will auf eine Ressource aufmerksam machen, die bei der Bewältigung globaler Krisen eine Schlüsselfunktion hat: die Böden.

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Bodenatlas 2024: Wie die Zerstörung der Böden das Klima bedroht

Bodenatlas 2024: Wie die Zerstörung der Böden das Klima bedroht

Eisschmelze, Entwaldung, Luftverschmutzung – diese Themen erhalten wegen des Klimawandels viel Aufmerksamkeit. Ein Faktor bleibt hier jedoch oft außen vor: der Boden. Neues zu dieser lebenswichtigen Ressource bietet nun der "Bodenatlas 2024".

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

In ganz Deutschland protestieren Landwirtinnen und Landwirte gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung - dabei geht es ganz wesentlich um die Streichung von Subventionen für die Branche. Ob die Appelle nun berechtigt sind oder nicht – klar ist, dass die Landwirtschaft vor großen Herausforderungen steht. Denn für die klimapolitischen Ziele ist sie ein zentraler Baustein, auch in Bezug auf den Schutz der Böden, der hier eine Schlüsselrolle einnimmt.

Neue Informationen und Analysen zum Zustand, zur Nutzung und zur Bedeutung des Bodens weltweit bietet der "Bodenatlas 2024" [externer Link]. Herausgegeben wird er gemeinsam von der grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und dem TMG Think Tank for Sustainability. Der Atlas zielt laut den Autorinnen und Autoren vor allem darauf ab, das Bewusstsein für die Böden als lebenswichtige Ressource zu schärfen.

So wichtig sind Böden bei Extremwetterereignissen

Das Faktenpapier macht klar: Auch für die Anpassung an den Klimawandel sind gesunde Böden wichtig, da sie zum Beispiel als natürliche Wasserspeicher fungieren. Sie nehmen Wasser auf und geben es bei Bedarf wieder ab, was bei der Bewältigung von Extremwetterereignissen wie Starkregen und Überschwemmungen hilfreich ist. Die Abtötung der Bodenlebewesen – pro Hektar können bis zu 15 Tonnen Kleinlebewesen vorhanden sein – und der Verlust von Pflanzenwurzeln führen jedoch zu Bodenverdichtung. Und ein derart verdichteter Boden hat weniger Porenraum, was bedeutet, dass Wasser nicht effektiv aufgenommen werden kann.

Stattdessen fließt es ab und erhöht so das Risiko für Überschwemmungen. Imme Scholz, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, hebt hervor: "Wir brauchen gesunde Böden, um uns an die Klimakrise anzupassen: Sie können bis zu 3.750 Tonnen Wasser pro Hektar speichern und dieses nach Bedarf wieder abgeben." Nicht zuletzt die aktuell kritische Hochwasserlage in einigen Gegenden Deutschlands und Bayerns macht die Brisanz dieses Themas deutlich.

Größter CO₂-Speicher an Land: Boden vs. Wald

Darüber hinaus seien gesunde Böden auch wichtig für die CO₂-Speicherung und tragen somit zum Klimaschutz bei, sagt auch Jes Weigelt vom TMG Think Tank for Sustainability: "Aufgrund der Fähigkeit von Böden, das Klimagas CO₂ zu speichern, und des Flächenbedarfs für Klimaschutzmaßnahmen, wie etwa Aufforstung, erlangen Böden eine immer größere Bedeutung in der internationalen Klimadebatte." Böden seien sogar die größten CO₂-Speicher an Land – noch vor den Wäldern. Dabei filtern Böden auch Wasser, indem sie Schadstoffe entfernen, und helfen so, die Grundwasserqualität zu erhalten.

Erosion und Degradierung: Geschädigte Böden in Deutschland

Die Hauptursache für die Schädigung von Böden in Deutschland und der EU ist die Erosion durch Wind und Wasser, gefördert durch landwirtschaftliche Nutzung. In Deutschland zeigen bereits mindestens 20 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen ausgeprägte Anzeichen von Bodenerosion. Bodendegradation umfasst – neben der Erosion – aber auch den Verlust von Nährstoffen, organischer Substanz, Humus sowie Versalzung, Versauerung, Kontamination mit Schadstoffen und Verdichtung. Fast ein Viertel der globalen eisfreien Landfläche ist von menschlich verursachter Degradation betroffen. Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ist die Situation noch dramatischer, mit mehr als einem Drittel der Flächen.

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Flächennutzung in Deutschland (2022)

Für den BUND-Vorsitzenden Olaf Bandt steht fest, dass die Politik die Böden besser schützen müsse, auch mit Blick auf die enorme Artenvielfalt: "Aktuell sind Böden bedroht - in Deutschland vor allem durch eine zu intensive Landwirtschaft mit übermäßigem Einsatz von Mineraldünger und chemischen Pestiziden sowie durch Versiegelung." Damit kann auch Wüstenbildung einhergehen: Mittlerweile seien 13 EU-Mitgliedsstaaten, darunter auch Länder mit gemäßigtem und feuchtem Klima wie Ungarn und Bulgarien, von Desertifikation betroffen, so die Ergebnisse aus dem Bodenatlas 2024.

Herausforderungen beim Bodenschutz in der EU

Obwohl der Bodenschutz für Klima, Gewässer und Artenvielfalt entscheidend ist, gibt es noch keinen EU-weit in Rechtsform gegossenen Bodenschutz. Die Umsetzung gestaltet sich schwierig, da sie koordinierte politische Anstrengungen erfordert, die verschiedene Nutzungsformen des Bodens berücksichtigen müssen. Darüber hinaus sind die Interessen und Bedürfnisse von Landwirten, Bauträgern und Naturschützern oft unterschiedlich und schwer in Einklang zu bringen.

Der Bodenatlas 2024 fordert nicht nur für die besonders betroffenen Regionen, wie zum Beispiel Niederbayern, ein Umdenken bei der Landschaftsgestaltung ein. Vielmehr sehen die Autorinnen und Autoren hier ein bundes- beziehungsweise weltweites Problem. Forderungen nach einer gleichrangigen Behandlung des Themas Böden auch in klimapolitischen Debatten scheinen daher nur allzu nachvollziehbar.

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