Eine Person bereitet einen Joint mit Cannabis vor.
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Cannabis soll nach den Plänen der Bundesregierung teil-legalisiert werden. An Schulen gibt es bereits regelmäßig Präventionsmaßnahmen.

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Was bedeutet die Cannabis-Teillegalisierung für Bayerns Schulen?

Die Pläne der Ampel-Regierung, Cannabis teilweise zu legalisieren, sorgt für unterschiedliche Reaktionen bei Experten und Politikern. An den Schulen in Bayern gibt es bereits einige Maßnahmen zur Suchtprävention. Weitere sollen nun dazukommen.

Über dieses Thema berichtet: Das Campusmagazin am .

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Dass die Teil-Legalisierung von Cannabis, wie sie die Ampel-Regierung vorsieht, der richtige Weg ist, um den Schwarzmarkt und letztlich die Suchtgefahr zu bekämpfen, davon ist nicht jeder überzeugt. Unter anderem Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) äußerte mehrfach Kritik an den Legalisierungsplänen der Ampel-Koalition. Expertinnen und Experten, die in der Suchtberatung und Suchtprävention arbeiten, sehen in der Teil-Legalisierung dagegen einen Schritt in die richtige Richtung.

Verschiedene Präventionsmaßnahmen, die schon bisher an Bayerns Schulen stattfinden, sollen in Zukunft ausgebaut werden und dabei helfen, Schülerinnen und Schüler speziell über die Gefahren von Cannabis aufzuklären. Laut Bayerischem Kultusministerium sollen beispielsweise vermehrt Multiplikatoren ausgebildet werden, die in Schulklassen Jugendliche auf Augenhöhe über die Gefahren von Cannabis aufklären. Patrick Hey ist Abteilungsleitung Prävention und ambulante Angebote bei der Suchthilfe-Einrichtung Condrobs e.V. in München. Aus seiner Sicht ist Aufklärung der richtige Ansatz für eine erfolgreiche Suchtprävention.

Cannabis-Prävention: Aufklärungspflicht an Bayerns Schulen?

Auf die Frage des BR, ob es den Lehrkräften selbst überlassen sei, wann und ob sie das Thema behandeln, schreibt das Bayerische Kultusministerium: "Situationsbezogen steht es jeder Lehrkraft beziehungsweise auch Schule frei, für einzelne Klassen oder auch Jahrgangsstufen [über die Workshops hinaus] den Bereich Cannabiskonsum zu thematisieren".

Cannabis-Prävention: Was aus Erfahrung des Praktikers hilft

Patrick Hey von der Suchthilfeeinrichtung Condrobs e.V. findet die vom Bayerischen Gesundheitsministerium mit insgesamt 1,6 Millionen Euro finanzierten Workshops grundsätzlich nicht schlecht, kritisiert aber: "Wir können den Lehrkräften nicht immer mehr und mehr Themen aufladen [...]. Dafür gibt es Sozialpädagoginnen, die eine Ausbildung dafür haben, die dafür die Fachkräfte sind." Er hält bei der Suchtprävention für wichtig, "dass es nicht eine Abschreckung und Verbotskultur ist, sondern eine Auseinandersetzung auch mit dieser Lebenswelt der jungen Menschen". Hey plädiert für "flächendeckend" Sozialarbeiter an den Schulen, "was wir in München beispielsweise ja auch noch nicht haben", mahnt er. Stattdessen würden Mittel zur Suchtprävention gekürzt.

Er betont, dass viele Expertinnen und Experten in der Suchthilfe an der geplanten Teil-Legalisierung "sehr gut finden, dass es eine Entkriminalisierung geben soll". "Wir finden es auch gut, dass es weiterhin nicht frei ist für Jugendliche, weil der Jugendschutz sehr stark im Vordergrund stehen muss."

Hey vertritt damit die Haltung seiner Organisation. In einem Positionspapier zur Abgabe von Cannabis verweist Condrobs e.V. ausdrücklich auf die Gefahren von Cannabis, insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. "Wir wollen ja keine Legalisierung im Jugendalter von Cannabis, weil gerade da das Gehirn noch nicht ausgebildet ist" und der Cannabiskonsum auch zu weiteren Folgeschäden führen könne, sagt Hey im BR-Interview.

Für Menschen unter 18 Jahren ist nach den Plänen der Ampel-Regierung der Konsum und Besitz von Cannabis weiterhin verboten. Trotzdem hält der Referent der Suchthilfe-Organisation wegen der Entkriminalisierung die Legalisierung für wichtig: Dass "jungen Menschen, wenn sie irgendwo angetroffen werden und Cannabis konsumieren oder bei-sich-tragen, auf alle Fälle ihnen ein Angebot gemacht wird, wo man darüber sprechen kann, wie man damit umgehen kann", sagt Hey. Er hält es für richtig, dass es in solchen Fällen bei einer Cannabis-Legalisierung nicht mehr zu einer Strafverfolgung kommt.

Cannabis-Suchtprävention: Welche Angebote es für Schulen gibt

Anfang dieses Jahres ist zudem die Pilotphase eines Online-Kurses zur Cannabis-Prävention (externer Link) angelaufen. "Mit unserem neuen Online-Angebot wollen wir Lehrkräfte, regionale pädagogische Fachkräfte für Suchtprävention und Fachkräfte der Jugend- und Schulsozialarbeit für den Umgang mit Cannabis fit machen", erklärte Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach zum Start des Pilotprojekts. Das damit verfolgte Ziel: Das Angebot im Sommer 2024 bundesweit zur Verfügung zu stellen.

Laut Bayerischem Kultusministerium gibt es neben dem Online-Kurs schon weitere Projekte, die an Bayerns Schulen und Hochschulen angeboten werden und die Lehrkräfte im Umgang mit Suchtgefahren schulen und Schülerinnen, Schüler und Studierende über die Gefahren der Droge aufklären sollen. Zum einen ist das der Präventionsworkshop "Cannabis – quo vadis?" (externer Link), der seit November 2022 an Bayerns Schulen angeboten wird.

Vom Bayerischen Kultusministerium heißt es dazu auf Anfrage des BR: "Ziel ist es, das Programm zukünftig flächendeckend im Freistaat anbieten zu können. So soll zukünftig jede Schulklasse im Laufe der Jahrgangsstufen acht bis zehn durch den Workshop eine altersbezogene Aufklärung zu Cannabis erhalten können." Bisher wurden dafür laut Ministerium bereits 250 Moderatorinnen und Moderatoren, meist Lehrkräfte, ausgebildet, die in rund 550 Schulklassen "wertvolle Aufklärungsarbeit" geleistet hätten. Weitere etwa 200 Moderatorinnen und Moderatoren sollen allein für dieses Projekt in der ersten Jahreshälfte 2024 noch ausgebildet werden.

Das Projekt "Cannabisprävention an Bayerischen Berufsschulen sowie Hochschulen und Universitäten" (externer Link) richtet sich an ältere Schülerinnen und Schüler ab der 10. Jahrgangsstufe sowie an Studierende "in Form eines Peer-to-Peer-Ansatzes", wie es seitens des Kultusministeriums dazu heißt. Das Projekt befinde sich derzeit "in der Ausarbeitungs- und Erprobungsphase mit der Zielgruppe Studierende", schreibt das Kultusministerium in seiner Stellungnahme gegenüber dem BR vom 18. März 2024. Die Erweiterung auf Berufsschulen sei im Anschluss geplant.

Am 22.03.2024 um 12:20 Uhr haben wir den Artikel aktualisiert.

Im Video: Cannabis-Verbot - Hat Bayern Recht?

Montage Söder mit Maßkrug in dem ein durchgestrichenes Cannabisblatt schwimmt
Bildrechte: picture-alliance/dpa/Peter Kneffel; Montage: BR
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Cannabis-Verbot: Hat Bayern Recht?

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