Am 12. Januar hat die US-Raumfahrtbehörde NASA erstmals ihr neues Überschallflugzeug X-59 der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Jet ist rund 30 Meter lang und hat eine Flügelspannweite von etwa zehn Metern. Präsentiert wurde er in Palmdale im US-Bundesstaat Kalifornien auf einem Gelände von Lockheed Martin, der geheimnisumwitterten Skunk Works Facility. Dort entwickelt der Luft- und Raumfahrtkonzern unter strenger Geheimhaltung in sogenannten "Black Projects" neuartige Kampf- und zivile Flugzeuge. Für die Entwicklung von X-59 hat Lockheed Martin rund 250 Millionen Dollar (etwa 230 Millionen Euro) von der NASA erhalten.
Der Überschall-Jet wurde im Rahmen der NASA-Mission Quesst (Quiet SuperSonic Technology) entwickelt. Das Besondere an ihm ist: Er soll ohne Überschall-Knall fliegen und stattdessen nur ein deutlich leiseres Geräusch erzeugen. Erste Flugtests im Laufe des Jahres sollen weitere Daten liefern.
Zivile Flüge wegen Überschallknall verboten
Ein Überschall-Jet ist zwar schnell, erzeugt beim Flug aber einen lauten Knall. Nicht nur einmal, sondern permanent: Wenn ein Flugzeug mit Überschallgeschwindigkeit fliegt, schiebt es Luft vor sich her und verursacht so Druckwellen. Diese zieht es kegelförmig hinter sich her und sie sind schließlich als lauter Knall zu hören. In den USA und Europa sind Überschallflüge für zivile Flugzeuge deshalb verboten.
Video: Wie entsteht ein Überschallknall?
Der Überschall-Jet X-59 soll in etwa 16 Kilometern Höhe mit rund 1.500 Kilometern pro Stunde fliegen. Damit wäre er deutlich schneller als der Schall, der sich mit etwa 1.226 Kilometern pro Stunde fortbewegt. Statt eines Knalls soll bei X-59 jedoch nur ein Ploppen zu hören sein, so laut wie das Zuschlagen einer Autotür aus etwas sieben Meter Entfernung. Dafür sorgt unter anderem die lange, spitze Nase des Flugzeugs. Sie soll die Luft sanft vorbeileiten und die Lautstärke des Überschallknalls reduzieren. Aus diesem Grund liegt auch das Cockpit im Rumpf. Statt durch Fenster wirft der Pilot nur mit Kameras einen Blick nach draußen.
Große Geschwindigkeit, große Flughöhe, großer Treibstoffhunger
Reguläre Überschall-Flüge mit Passagieren gab es zuletzt vor rund 20 Jahren mit der legendären Concorde zwischen Paris, London und New York. Nach einem Unglück in Paris mit mehr als 100 Toten im Jahr 2000 wurde der Betrieb 2003 eingestellt, auch wegen hoher Verluste. Neben NASA und Lockheed Martin arbeiten derzeit auch andere Unternehmen an der Entwicklung von Überschallflugzeugen. Fliegen könnten diese irgendwann zwischen der Ost- und Westküste der USA oder zwischen Europa und dem mittleren Osten. Flüge in großer Höhe und mit großer Geschwindigkeit verbrauchen allerdings mehr Treibstoff als herkömmliche Passagierflüge. Mit den derzeitigen Antriebstechniken wären zivile Überschallflugzeuge ein teures und klimaschädliches Fortbewegungsmittel.
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