Lernen am Tablet: Jugendliche wünschen sich mehr Aufklärung über Chancen und Risiken durch KI und Co.
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KI und Fake News: Wie lernen Jugendliche Medienkompetenz?

KI und Fake News: Wie lernen Jugendliche Medienkompetenz?

Die neueste Shell-Jugendstudie hat gezeigt: Kinder und Jugendliche fühlen sich nicht gut genug vorbereitet auf die Möglichkeiten und Gefahren in der digitalen Welt. Was tut Bayern für mehr Medienkompetenz, braucht es dafür gar ein neues Schulfach?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

"Die Nutzung von KI (Künstlicher Intelligenz) sollte mehr in den Unterricht einfließen", fordert der 18 Jahre alte Luca Kalkbrenner vom Staffelsee-Gymnasium im oberbayerischen Murnau. Der Schüler wünscht sich, dass KI künftig kein "Tabuthema" mehr ist und Konzepte entwickelt werden, "für unterschiedliche Fragestellungen". Seine 17 Jahre alte Mitschülerin Maximiliane Heigl erzählt, dass digitale Medien in ihrem Schulalltag eine wichtige Rolle spielen. Gleichzeitig fühlt sie sich "ins kalte Wasser geschmissen", "nicht gut genug" - eigentlich "gar nicht" - vorbereitet auf die Gefahren durch Künstliche Intelligenz und Fake News. Luzie Pollmer, 18 Jahre, will, "dass das Alltägliche noch mehr gefördert wird, sprich Social Media, weil das auch einfach so viele Risiken birgt".

Jugendliche fordern mehr Medienkompetenz an den Schulen

Die Schülerinnen und Schüler des Staffelsee-Gymnasiums liegen mit ihren Forderungen voll im Trend. Die jüngste Shell-Jugendstudie hat ergeben: 90 Prozent der Jugendlichen wünschen sich deutlich mehr Informationen zu Künstlicher Intelligenz, darüber, wie man Fake News erkennt und ganz generell zu "digitalen Medien". Mehr noch: Diese Inhalte sollten "verpflichtend unterrichtet werden". Ein Wunsch, der sich laut Wissenschaftlern durch "alle Altersgruppen, West und Ost, alle sozialen Schichten" zieht.

Kultusministerin: Medienkompetenz ist fächerübergreifende Aufgabe

Wie ist Bayern gerüstet? Kultusministerin Anna Stolz (FW) findet: "Wir machen an unseren Schulen schon sehr viel." Ein eigenes Fach "Medienkompetenz" hält sie nicht für zielführend. Medienkompetenz sei in allen Bereichen wichtig. Deshalb habe man das Thema im Lehrplan Plus auch "fächerübergreifend verankert". Es sei "Aufgabe aller Fächer", sich damit zu befassen. Um die Lehrkräfte selbst erst einmal fit zu machen, sei Medienkompetenz inzwischen fest verankert in Studium und Referendariat.

Und die Ministerin führt an, dass rund 7.000 Fortbildungen im vergangenen Jahr angeboten worden seien. 165.000 Lehrerinnen und Lehrer hätten daran teilgenommen. Rechnerisch hat damit jede Lehrkraft mindestens eine Weiterbildung absolviert. Im BR-Interview stellt die Ministerin in Aussicht, das Thema "weiterentwickeln", und den Lehrplan "überprüfen und anpassen" zu wollen, etwa, ob "KI da noch mit rein" müsse.

Umsetzung an den Schulen: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit?

Der Schulleiter des Murnauer Staffelsee-Gymnasiums, Tobias Schürmer, findet: Eigentlich werde schon recht viel angeboten an seiner Schule. Er zählt auf: "Digitale Früherziehung" in der 5. Klasse, in der 6. Jahrgangsstufe ein Projekt mit dem Namen "Netzpiloten", in der 8. Klasse veranstaltet die Schule einen Medienkompetenztag zu Fake News, Deepfake und Online-Pornografie und in der 11. Klasse gibt es den Medienkompetenztag speziell zu den Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz – neben den Themen, die im Schulalltag fächerübergreifend angesprochen und ausprobiert werden. Trotzdem sagt er: "Es ist noch Luft nach oben."

Medienkompetenztrainings: Kaum Geld vom Staat

Ein Problem für die Schulen: Auch wenn die Mittel des Freistaats erhöht wurden, sind Medienkompetenz-Projekte mit Experten von außen in der Regel nicht gegenfinanziert. Das heißt: Wenn die Schule solche Extra-Trainings will, dann muss sie die auch selbst bezahlen. Oft springen dann die Fördervereine oder Elternbeiräte finanziell ein. Oder es werden notfalls extra Beiträge von den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen erhoben, sagt Schulleiter Schürmer.

  • BR Medienkompetenzprojekte für das Schuljahr 2024/25 finden Sie hier

SPD und Grüne fordern weitere Anstrengung

Das wiederum kritisiert die SPD-Bildungsexpertin Nicole Bäumler. Das Thema sei viel zu wichtig, um es davon abhängig zu machen, dass die Schulen das Geld irgendwie auftreiben. Da müsse in den nächsten Haushalt mehr Geld bereitgestellt werden. Zumal externe Partner oft "mehr Expertise" hätten, als die Lehrkräfte selbst, bei einem Thema, das sich ständig weiterentwickle.

Auch die Grünen fordern mehr Anstrengung von der Staatsregierung. Sie beziehen sich dabei auf eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität aus dem Jahr 2023. Die hatte festgestellt, dass das Erlernen von Medienkompetenz oft auch an ganz profanen Dingen scheitere: an schlechtem WLAN und zu wenig Endgeräten - vor allem an den Mittelschulen.

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