Diphtherie ist eine hochansteckende Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Corynebacterium diphtheriae verursacht wird. Trotz der Verfügbarkeit einer wirksamen Impfung kommt es immer wieder zu Krankheitsfällen – wie jüngst im Havelland in Brandenburg. Ein ungeimpfter Junge kämpft im Krankenhaus mit schweren Symptomen.
Diphtherie war vor Jahrzehnten eine der Hauptursachen für Todesfälle bei Kindern und wurde als "Würgeengel der Kinder" bezeichnet: "Viele denken, dass die Ärzte diese Krankheiten heutzutage schon behandeln können. Aber so ist es in vielen Fällen eben nicht", sagte der Leiter der Kinder-Notfallmedizin des Klinikums Westbrandenburg, Bernhard Kosak, der "Märkischen Allgemeinen".
Was ist Diphtherie?
Diphtherie kann schwere Atemprobleme sowie Herzschäden verursachen und im schlimmsten Fall zum Tod führen, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird. Diphtherie befällt vor allem den Rachen, die Nase und manchmal auch die Haut. Charakteristisch für die Krankheit ist die Bildung eines grauen, zähen Belags im Rachenbereich, der die Atemwege blockieren kann. In schwerwiegenden Fällen können das Herz und das Nervensystem geschädigt werden.
Was sind die Symptome von Diphtherie?
Die Symptome von Diphtherie können je nach Infektionsort variieren. Im Allgemeinen treten sie zwei bis fünf Tage nach der Ansteckung auf. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Halsschmerzen
- Fieber
- Schluckbeschwerden
- Schwellungen der Lymphknoten am Hals (auch als "Stiernacken" bekannt)
- ein grauer Belag im Rachen oder in den Mandeln
- Heiserkeit oder Atemnot
In schweren Fällen kann das Diphtherietoxin den Herzmuskel und die Nerven angreifen, was zu Herzrhythmusstörungen oder Lähmungen führen kann.
Wie wird Diphtherie übertragen?
Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion, etwa beim Husten oder Niesen einer infizierten Person. Auch direkter Kontakt mit kontaminierten Gegenständen oder infizierten Hautläsionen kann die Krankheit verbreiten. Besonders gefährdet sind ungeimpfte Personen, Kinder, ältere Menschen und solche mit geschwächtem Immunsystem.
Wie wird Diphtherie behandelt?
Die Behandlung muss so schnell wie möglich erfolgen, um schwere Komplikationen zu vermeiden. In der Regel wird eine Kombination aus einem Diphtherie-Antitoxin und Antibiotika wie Penicillin oder Erythromycin verabreicht. Das Antitoxin neutralisiert die von den Bakterien produzierten Giftstoffe, während die Antibiotika die Bakterien selbst abtöten.
Wichtig ist auch, dass betroffene Patienten isoliert werden, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Zudem sollten Personen, die engen Kontakt zu den Infizierten hatten, präventiv behandelt und geimpft werden, falls dies nicht schon geschehen ist.
Wie kann man sich vor Diphtherie schützen?
Die wichtigste Maßnahme zur Prävention ist die Impfung. Die Diphtherie-Impfung wird in der Regel im Kindesalter verabreicht und erfolgt in mehreren Dosen. Sie ist Bestandteil der Kombinationsimpfungen, die auch gegen Tetanus, Keuchhusten (Pertussis) und andere Krankheiten schützen. Auffrischungsimpfungen sind im Erwachsenenalter alle zehn Jahre empfohlen, da der Impfschutz mit der Zeit nachlässt.
Auch wenn die Krankheit in vielen Teilen der Welt selten geworden ist, bleiben Impfprogramme und präventive Maßnahmen entscheidend, um das Wiederaufflammen von Diphtherie zu verhindern. Auch während Reisen in Länder, in denen Diphtherie noch verbreitet ist, sollte der Impfschutz überprüft und gegebenenfalls aufgefrischt werden.
Wie gefährlich ist Diphtherie heute?
Dank der weit verbreiteten Impfung ist Diphtherie in vielen Ländern selten geworden. Dennoch gibt es immer wieder Ausbrüche, besonders in Regionen mit geringer Durchimpfungsrate oder in Krisengebieten, wo das Gesundheitssystem schwach ist. Ohne Behandlung verläuft die Krankheit in bis zu zehn Prozent der Fälle tödlich. Bei Kindern unter fünf Jahren und älteren Menschen liegt die Sterblichkeitsrate sogar noch höher.
Wie verbreitet ist Diphtherie in Deutschland?
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) [externer Link] gab es in diesem Jahr bisher 37 bestätigte Fälle, in Bayern waren es vier Infizierte. In den vergangenen Jahren lag die Zahl der Infizierten im ein- oder niedrigen zweistelligen Bereich.
Nur 2023 gab es 136 gemeldete Fälle, 2022 waren es 172. Ursache war auch ein internationaler Ausbruch unter Geflüchteten.
Im Video: Der "Retter der Kinder" - Erster Medizin-Nobelpreis an Emil von Behring
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