Eine Gruppe Giraffen im Etosha-Nationalpark im Norden Namibias
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Giraffen leben auch in hügeligen Gebieten. Im steilen Gelände kommen sie aber nur bis zu einer bestimmten Steigung voran.

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Giraffen mögen keine Steigungen

Giraffen mögen keine Steigungen

Giraffen sehen zwar nicht so aus, aber sie sind ziemlich schnelle Läufer: Bis zu 60 Kilometer pro Stunde können sie auf der Flucht erreichen. Gut zu Fuß sind sie allerdings nur im flachen Gelände. Ein steiler Hang stellt Giraffen vor Probleme.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Wer an Giraffen denkt, sieht sie vor seinem geistigen Auge meist durch weite, flache Grassavannen in Afrika ziehen. Ihr Lebensraum umfasst aber auch hügelige Gebiete, tiefe Flussbette und Hochebenen. Um herauszufinden, wie sich die Tiere durch die Landschaft bewegen, hat ein Forscher-Team von der University of Manchester und der University of the Free State, Südafrika, die Positionsdaten von 33 Giraffen ausgewertet, die GPS-Sender trugen.

Die Analyse ergab: Giraffen meiden steiles Gelände und sind nicht in der Lage, Hänge mit einer Neigung von mehr als 20 Grad zu bewältigen. Wahrscheinlich sind ihnen der Energieaufwand und die Gefahr eines Sturzes zu hoch. Die Giraffen tolerierten bis zu 12 Grad bei der Neigung des Geländes, allerdings nur, wenn am Ziel Pflanzen wuchsen, für die sich der mühsame Auf- oder Abstieg lohnte.

Hügelige Lebensräume für Giraffen nicht zugänglich

Die Ergebnisse zeigen ein Missverhältnis zwischen den idealen, flachen Lebensräumen der Giraffen und den Gebieten, in denen sie tatsächlich geschützt werden. Mit der neu entdeckten Schwelle von 20 Grad Neigung konnten die Forscher nun berechnen, wie viel von dem ihnen zugedachten Lebensraum für die Tiere in der Realität unzugänglich ist.

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Die Giraffen trugen GPS-Sender, mit deren Daten die Forschenden Bewegungsprofile erstellen konnten.

"In Namibia und Tansania gibt es etwa 8.000 Quadratkilometer, die für Giraffen unbrauchbar sind", sagt Jessica Granweiler, Doktorandin an der University of Manchester. "In Kenia und Südafrika gibt es etwa 4.000 Quadratkilometer, die sie möglicherweise nicht nutzen können." Noch besorgniserregender sei: In einem Drittel der untersuchten Länder liegen mehr nicht nutzbare Flächen innerhalb von Schutzgebieten als außerhalb von Schutzgebieten.

Kleine, eingezäunte Schutzgebiete sind besonders betroffen

Dieses Problem wird noch verschärft, wenn Schutzgebiete eingezäunt sind. Das ist in Südafrika häufig der Fall. "Wenn ein Reservat 200 Hektar groß ist, aber einen großen Berg in der Mitte hat, ist dieses Reservat aus der Sicht einer Giraffe nicht mehr 200 Hektar groß", erklärt Jessica Granweiler. "Wir müssen beginnen, die Topografie in die Planung des Giraffenschutzes und die Bewertung der Lebensräume einzubeziehen, insbesondere bei kleinen eingezäunten Reservaten."

Giraffen leben derzeit in 21 Ländern in Afrika. Trotz ihrer weiten Verbreitung sind die Populationen aufgrund von Lebensraumverlust, Wilderei und Konflikten zwischen Mensch und Wildtier rückläufig. Initiativen zur Erhaltung der Giraffen sind für ihr Überleben von entscheidender Bedeutung. Herkömmliche Modelle, welche Lebensräume für Giraffen geeignet sind, konzentrieren sich jedoch in erster Linie auf die Verteilung der Vegetation sowie Raubtiere und menschliche Störungen und lassen die Topografie außer Acht.

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