Vergangenes Jahr sind in Südafrika 499 Nashörner von Wilderern getötet worden, die meisten davon in Nationalparks – 11 Prozent mehr im Vergleich zu 2022. Das gab das südafrikanische Umweltministerium bekannt. Nach wie vor besteht weltweit eine große Nachfrage nach dem Horn des Nashorns, da ihm insbesondere in asiatischen Ländern medizinische Heilwirkung nachgesagt wird.
Tierschutzorganisation WWF: "Besorgniserregende Entwicklung"
Obwohl sich der Bestand an Nashörnern auf dem afrikanischen Kontinent mit mehr als 23.000 Tieren insgesamt stabilisiert hat, spricht die Tierschutzorganisation World Wildlife Fund (WWF) von einer äußerst besorgniserregenden Entwicklung.
"Vor dem Hintergrund hat uns jetzt natürlich die Nachricht noch mal besonders besorgt, dass die Wilderei im letzten Jahr in Südafrika wieder angestiegen ist (...). Nashörner stehen nach wie vor stark unter Druck durch Wilderei", sagt Katharina Hennemuth, die Expertin für Wilderei und illegalen Artenhandel beim WWF Deutschland.
Deutlich weniger Fälle im Krüger Nationalpark
Die meisten Tiere wurden in Nationalparks gewildert: Im Krüger-Nationalpark, dem größten und bekanntesten Reservat Südafrikas mit einer Fläche knapp so groß wie Hessen, starben 78 Tiere durch Wilderei. Die Zahl sank dort um 37 Prozent weil zuletzt die Sicherheitsmaßnahmen deutlich verschärft wurden. Unter anderem verlangen die Behörden seit dem vergangenen Jahr von neuen Parkmitarbeitern einen Lügendetektortest, weil sie befürchten, dass ihr Personal mit den kriminellen Banden unter einer Decke stecken könnte. Jedoch: "Wenn sich die Banden in einer Region festsetzen, dann ist es schwer, die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen", so Südafrikas Umweltministerin Barbara Creasey.
Erschreckend hoch ist deswegen mit 307 die Zahl der Nashörner, die im Hluhluwe-iMfolozi-Park durch die Hand von Wilderern umkamen, denn der Park ist zwanzig Mal kleiner, als das Krüger-Reservat.
Horn der Tiere wird zu horrenden Preisen gehandelt
Ein Kilo Rohmaterial kostet laut dem Verband der privaten Nashornzüchter in Südafrika rund 20.000 Euro. Zu Schmuck oder angeblichen Medikamenten weiterverarbeitet sogar das Fünffache. In der traditionellen asiatischen Medizin gilt das Horn bis heute als Heilmittel, obwohl es dafür keine wissenschaftlichen Belege gibt. Wie menschliche Haare, Fuß- und Fingernägel auch, besteht es aus Keratin.
Auch wenn der Züchterverband eine Legalisierung des Handels mit den Hörnern fordert, um Verbrecherbanden die Geschäftsgrundlage zu entziehen, hält das Katharina Hennemuth vom WWF für den falschen Weg: Aus dem Handel mit Elfenbein wisse man von der Gefahr, dass gewilderte Produkte über legale Märkte reingewaschen würden. Außerdem sei es mehr als fraglich, "ob dieses legale Angebot die Nachfrage wirklich nachhaltig decken kann". Ihre Befürchtung: Die Wilderei könnte so noch angeheizt werden.
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