Die Frage polarisiert: Ist es gesund, auf Fleisch oder generell tierische Produkte zu verzichten? Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (externer Link) hat kürzlich ihre Empfehlung zu Veganismus geändert: Tierische Lebensmittel deutlich zu reduzieren, sei zu empfehlen, heißt es in einem neuen Positionspapier – das gilt im Hinblick auf die Gesundheit wie auch auf die Umwelt. Doch: Für vulnerable Gruppen wie etwa Kinder könne man vegane Ernährung weder eindeutig empfehlen noch davon abraten. Welche Argumente gibt es für eine rein pflanzliche oder zumindest vegetarische Ernährung von Kindern – und welche Risiken?
- zum Artikel: "#Faktenfuchs: Kann man seine Kinder vegan gesund ernähren?"
Ist pflanzliche Ernährung für Kinder ratsam oder riskant?
"Da möchte ich ganz klar zwischen vegetarisch und vegan differenzieren", sagt Ökotrophologin Esther Schnur von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Bei der vegetarischen Ernährung essen Kinder zwar kein Fleisch, aber Milchprodukte und Eier. "Bei einer sorgfältigen Zusammenstellung ist es kein Problem, dass das Kind alle erforderlichen Vitamine und Mineralstoffe bekommt", erklärt sie. Bei einer veganen Ernährung müsse man noch "sehr viel gründlicher und genauer" darauf achten..
"Eine vegane Ernährung erfordert relativ viel Zeit und Energie", betont auch Carolin Wiedmann, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und Ernährungsmedizin. Die rein pflanzliche Ernährung werde unter anderem auch deshalb für Kinder von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. kritisch gesehen. Die ovo-lacto-vegetarische Ernährung gelte, auch für Kinder, als weniger riskant und gut machbar. Und in einigen Fällen forderten Kinder diese sogar ein: "Sagen Kinder aus eigenem Antrieb heraus, dass sie kein Fleisch essen möchten, keine Tiere essen möchten, wäre eine vegetarische Ernährung zu empfehlen", sagt Wiedmann. Kinder sollten nicht gezwungen werden, bestimmte Nahrungsmittel zu essen.
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Doch: Entscheidet sich eine Familie für eine vegane Ernährung, sollte eine qualifizierte Ernährungsberatung in Anspruch genommen werden. Auch die Arztpraxis sei eine gute Anlaufstelle, um Blutuntersuchungen durchführen und testen zu lassen, ob die Nährstoffversorgung ausreichend ist. Vitamin B12 müsse bei veganer Ernährung in jedem Fall zusätzlich eingenommen werden, raten beide Expertinnen. Bei anderen Inhaltsstoffen müsse man individuell anhand des Speiseplans oder einer Blutuntersuchung entscheiden, etwa bei Jod, langkettigen Fischfettsäuren, Vitamin D, B2, Kalzium, Zink, Selen, Vitamin A, sowie Eisen.
Zudem sei eine Proteinzufuhr für Kinder essenziell, betont Wiedmann. Wichtig sei deshalb, dass in den Speiseplan regelmäßig Hülsenfrüchte integriert werden - etwa Linsen, Bohnen oder Kichererbsen. Diese liefern auch Eisen. Kombiniert mit der Einnahme von Vitamin-C-haltigen Produkten wie gewissen Obstsorten könne man die Aufnahme des pflanzlichen Eisens verbessern. Kalzium könne man über Milchersatzprodukte aufnehmen, allerdings ist es nicht in allen Produkte auf dem Markt enthalten.
Wiedmann gibt zu bedenken: Kinder essen nicht immer so, wie sich die Eltern das vorstellen. Gerade bei jungen Kindern könne es zu selektivem Essverhalten kommen. Selbst wenn man in der Theorie weiß, dass etwa Linsen und Hirse gute Nährstoffe haben, heiße es nicht automatisch, dass das Kind diese auch essen wird.
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Kommt es zu einer Unterversorgung mit den Nährstoffen, könne es etwa Gedeihstörungen, langfristig Osteoporose, Beeinträchtigungen der Schilddrüse oder der kognitiven Entwicklung kommen. Je kleiner das Kind ist, umso mehr müsse man auf eine ausreichende Versorgung achten. Denn bis drei Jahre sei der Bedarf im Verhältnis zu der Energie, die Kinder verbrauchen, höher - aufgrund des Wachstums. Zudem fehlen ihnen noch die Speicher für gewisse Nährstoffe.
Grundsätzlich sei zu sagen: Welche Ernährungsweise man wählt, sage wenig darüber aus, wie gesund man sich ernährt. "Wenn ich meine ovo-lacto-vegetarische Ernährung mit ein ganz bisschen Gemüse und primär mit Milch- und Milchprodukten und Eiern realisiere, habe ich letztendlich auch nichts gewonnen", sagt Schnur. Aber: Je bunter man sich ernähre, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, dass man alle Nährstoffe zu sich nimmt.
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