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Hier noch in der ungefährlichen Kaffeebohne: Koffein. Bei reinem Koffeinpulver ist die Ge­fahr einer versehentlichen Überdosierung jedoch groß.

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Koffeinpulver: Bundesinstitut warnt vor tödlicher Überdosierung

Koffeinpulver: Bundesinstitut warnt vor tödlicher Überdosierung

Hochkonzentriertes Koffeinpulver kann bereits in geringen Mengen schwere Vergiftungen hervorrufen. Eine versehentliche Überdosierung sei leicht möglich, so das Bundesinstitut für Risikobewertung. Es gibt Berichte von Todesfällen - auch in Bayern.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Zehn Liter Kaffee enthalten etwa fünf Gramm Koffein. Ab dieser Menge könne Koffein akut tödlich wirken, schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer aktuellen Mitteilung. Unwahrscheinlich also, dass man bei Kaffeegetränken versehentlich zu viel zu sich nimmt. Ganz anders jedoch bei hochkonzentrierten oder puren Koffein-Pulvern: Diese enthalten schon in einem bis zwei Teelöffeln Pulver etwa fünf bis zehn Gramm Koffein, also eine potenziell akut tödliche Dosis.

Abmessen von geringen Mengen an Koffeinpulver schwierig

Bei den im Handel angebotenen Pulver-Produkten sei die empfohlene Verzehrmenge zwar in der Regel angegeben (zum Beispiel 0,2 Gramm als Einzeldosis), allerdings würden sich herkömmliche Küchenwaagen nicht dafür eignen, diese geringen Mengen abzuwiegen, erklärt das BfR. Küchenwaagen messen meist erst ab einem Gramm relativ genau. Auch mit beigefügten Dosierlöffeln könne man nur sehr ungenau abmessen. Während die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher wissen, wie sie auf Kaffee reagieren, sei vielen Menschen zudem unbekannt, dass die gleiche Menge reines Koffein eine immens höhere Wirkkraft habe.

Keine medizinischen Gründe für konzentriertes Koffein

"Generell würde ich vorsichtig sein mit Nahrungsergänzungsmitteln, die Koffein enthalten", warnt auch der Toxikologe Florian Eyer vom Münchner Klinikum rechts der Isar. Es gebe medizinisch keine Gründe, warum man Koffein in konzentrierter Form zu sich nehmen sollte. Zwar können geringe Dosen Koffein durchaus positive Wirkungen haben und etwa die Wachsamkeit und Leistungsfähigkeit erhöhen. Dabei sei jedoch "das Trinken von Kaffee oder Energydrinks, die auf dem europäischen Markt zugelassen sind, sicherer", so der Toxikologe.

Koffein kann zu Herzkreislaufstillständen führen

Der Münchner Wissenschaftler berichtet von einer Studie aus den USA, in der knapp hundert Patientinnen und Patienten beschrieben wurden, die durchschnittlich sieben Gramm Koffein zu sich genommen hatten: "Ungefähr zehn Prozent der Patienten waren schwer vergiftet, sieben Prozent hatten Herzrhythmusstörungen oder einen Herzkreislaufstillstand und drei von den hundert Patienten sind gestorben." Symptome einer Koffeinvergiftung seien zunächst eine beschleunigte Atmung, Herzrasen oder Herzstolpern. Bei schwerwiegenderen Fällen außerdem zu niedrige Kalium-Werte und Bluthochdruck, bis hin zu Krampfanfällen oder einem Herzkreislaufstillstand.

Tragische Todesfälle nach Einnahme von Koffeinpulver

Das Bundesinstitut für Risikobewertung beschreibt etwa einen Fall, in dem eine junge Frau, die ohne Kenntnis der Dosierungsempfehlung versehentlich zwei Teelöffel hochkonzentriertes Koffeinpulver – etwa neun Gramm – eingenommen hatte, verstarb. Die Abendschau des RBB berichtet in dieser Woche über einen zwanzigjährigen Studenten, der vor rund einem Jahr in München tot aufgefunden wurde. Seine Eltern, die in Berlin leben, hatten reines Koffeinpulver in seinem Zimmer gefunden. Eine toxikologische Untersuchung bestätigte, dass der Student an einer Überdosis Koffein gestorben war.

Wie viel Koffein ist unschädlich?

Wichtig zu wissen: Das konzentrierte Koffeinpulver unterscheidet sich in der Intensität sehr stark vom Kaffee, von dem die Bayern laut "Kaffeereport" im Schnitt 3,3 Tassen am Tag trinken. Die übliche Menge an Kaffee, die der Toxikologe Florian Eyer pro Tag empfiehlt, sind ein bis zwei Tassen: "Bis zu vier bis fünf Tassen Kaffee sind noch tolerabel. Darüber hinaus wird es dann möglicherweise problematisch". Wie immer gilt also: Die Dosis macht das Gift.

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