Künstliche Intelligenz (KI) wird in Zukunft nicht nur beim Schreiben von Texten oder Erstellen von Bildern immer wichtiger. Auch in der Wirtschaft, der Medizin oder der Verwaltung spielt es zukünftig eine große Rolle, glaubt Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU). KI umfasst Programme, die logisch denken, lernen und planen können und kreativ sind. Steckt KI in einem Roboter, kann das Gespann aus Hardware und Software die Umwelt wahrnehmen und damit interagieren.
Blume und sein Ministerium planen dazu gerade ein Großprojekt. Die University of Technology Nürnberg (UTN) und andere bayerische Universitäten sollen eine eigene künstliche Intelligenz schaffen. Das will sich der Minister einen mehrstelligen Millionenbetrag kosten lassen.
Wie denkt künstliche Intelligenz?
Bevor die Forschenden eine neue Intelligenz kreieren, wollen sie aber erst einmal bestehende Modelle besser verstehen. ChatGPT, die wohl derzeit bekannteste KI, soll Professor Wolfram Burgard dabei helfen, dass einer seiner Roboter Gegenstände intuitiv richtig greift. Wie das funktioniert, erklärt der Inhaber des Lehrstuhls KI und Robotik in einem Beispiel. Dazu fragt er das Sprachprogramm: "Ich muss eine Tasse auf einer Untertasse anheben. Wo soll ich es am besten anfassen?" ChatGPT antwortet: "Greif die Untertasse." Burgard erklärt: "Die KI versteht also, dass man so beide Objekte gleichzeitig hochheben kann." Die Information schickt Burgard an seinen Roboter weiter und der führt die Befehle aus.
Maya Sitaram ist eine der ersten Studentinnen an der UTN. Ihren Master hat sie in den USA absolviert, ihre Doktorarbeit will sie in Nürnberg machen, aus Faszination zur KI: "Das ist ein brandaktuelles Thema und ich will nicht auf die neusten Entwicklungen reagieren. Ich will ein Teil davon sein."
Sitaram ist für Pixie zuständig. Pixie ist klein, rot und hat Ähnlichkeit mit einem Hund. Allerdings bellt Pixie nicht, sondern quietscht. Der Roboter soll später zum Beispiel selbstständig auf Baustellen herumlaufen. Dafür braucht die Metallhülle aber eine künstliche Intelligenz, die zum Beispiel eigenständig Pfützen erkennt und die Metallbeine darum herum manövriert. Basis dafür könnte die hauseigene Franken-KI werden.
KI als Chance zur Versöhnung?
Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) hat das als "BayernGPT" bezeichnet. Beteiligen sollen sich an dem Projekt Universitäten aus dem ganzen Freistaat. Auch die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg (FAU), die schon seit fast 50 Jahren zum Thema KI forscht. Das Verhältnis zwischen University of Technology Nürnberg und FAU war in den vergangenen Wochen zwar eher angespannt, immer wieder hatten Professorinnen und Professoren zur neuen Lehrstätte gewechselt. Das gemeinsame Großprojekt sieht Professor Burgard allerdings als Chance: "Ich hoffe, dass wir auf der Arbeitsebene bei diesem Projekt zusammenfinden", sagt er. Und auch die FAU lässt Vorfreude erkennen: "Das Projekt könnte sehr interessant werden und selbstverständlich wird sich die FAU gerne an der Entwicklung beteiligen", erklärt eine Pressesprecherin.
Künstliche Intelligenz ist teuer
Günstiger wäre es sicherlich, auf schon bestehende Modelle zurückzugreifen. Denn eine neue KI zu entwickeln wird ein Kraftakt: Nicht nur die 50 Stellen für KI-Forschung, die das Wissenschaftsministerium finanziert, sind teuer, sondern auch die Recheninfrastruktur. Und der Strom: Laut Burgard wird der pro Jahr einen hohen sechsstelligen Betrag kosten. Wert ist ihm das aber allemal, denn "die bisherigen Modelle wurden alle im Ausland auf der Basis von Daten generiert, die wir nicht kontrollieren können". Die KIs könnten also aufgrund von Vorlieben Entscheidungen treffen, die sich nicht nachvollziehen lassen. Die Bayern-KI hingegen soll ein sogenanntes Open-Source-Projekt werden. Das bedeutet, dass jeder die Daten kostenlos ansehen und weiterentwickeln kann.
Wie die Gesellschaft mit KI umgeht
Das ist besonders für die anderen Forscherinnen und Forscher der UTN spannend. Das Konzept sieht nicht nur vor, KI zu entwickeln, sondern auch einen gesellschaftlichen Umgang mit den neuen Technologien zu finden. Professor Hans Jürgen Prömel, der Präsident der University of Technology Nürnberg (UTN) erklärt: "Nächstes Jahr fangen wir einen zweiten Studiengang an. Darin geht es um die Reflexion von künstlicher Intelligenz." Es sei wichtig, sich zu überlegen, wie die Gesellschaft mit KI umgehen solle und welche Auswirkungen KI auf den Menschen haben kann.
Rassistische Entscheidungen der KI?
"Wir können KI-Projekte nicht allein laufen lassen", sagt Prömel. Dazu macht sich auch UTN-Volkswirtschaftsprofessorin und Wirtschaftsweise Veronika Grimm Gedanken. Sie forscht zum Beispiel daran, was passiert, wenn Unternehmen KI bei Bewerbungen nutzen, um die Anwärter vorzuselektieren. "Da können natürlich auch Fehler passieren", sagt Grimm. Die künstliche Intelligenz könne zum Beispiel rassistische Entscheidungen treffen.
KI wird auch Fränkisch verstehen
Wissenschaftsminister Blume will künstliche Intelligenz in Zukunft nutzen, um Behörden zu entschlacken, den Verkehr sicherer zu gestalten oder Krankheiten besser zu heilen.
Und auch die Sparkasse könnte von dem Modell profitieren. Die hatte kürzlich Probleme mit ihrer Sprach-Assistenz "Anna". Das Programm tut sich wohl schwer damit, das Fränkisch der Kundinnen und Kunden zu verstehen. Zwar erklärt die Sparkasse, sie habe für Anna einen eigenen Dienstleister, der sich um das Problem kümmert, aber das "BayernGPT" hat vermutlich eh eine fränkische Sprachfärbung, erklärt Professor Burgard. Möglicherweise kann die KI in Zukunft auch anderen Programmen dabei helfen, sich in Franken besser zu verständigen.
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