Wenige Tage vor Beginn der Weltklimakonferenz Cop29 in Baku hat Copernicus, der Klimawandel-Dienst der EU, neue Zahlen veröffentlicht (externer Link). Danach war der Oktober 2024 um 1,65 Grad wärmer als das Temperatur-Niveau in vorindustrieller Zeit. Und er war der 15. Monat in einem 16-monatigen Zeitraum, in dem die Temperatur oberhalb der 1,5 Grad-Grenze lag. Damit, so Copernicus, wird dieses Jahr "mit ziemlicher Sicherheit" erstmals durchgängig die angestrebte Obergrenze des Pariser Abkommens reißen.
Das gesamte Jahr 2024 könnte weltweit durchschnittlich um 1,55 Grad wärmer gewesen sein als der Vergleichszeitraum von 1850 bis 1900, prognostiziert Copernicus. Bei der Weltklimakonferenz 2015 in Paris haben sich die Unterzeichner-Staaten verbindlich bereit erklärt, Maßnahmen zu ergreifen, um die Obergrenze von 1,5 Grad Erwärmung einzuhalten. Auch Deutschland hat das Abkommen unterzeichnet.
Beschleunigt sich der Klimawandel?
Bedeuten die neuen Daten, dass sich der Klimawandel beschleunigt? Und dass die 1,5-Grad-Grenze nicht mehr zu halten ist? Schon 2023 warnte die WMO davor, dass die Treibhausgase für eine "dramatische Beschleunigung der Eisschmelze und des Meeresspiegelanstiegs" sorgten.
Auch im Jahresbericht "Indikatoren des Globalen Klimawandels" (IGCC) (externer Link), den eine internationale Forschergruppe in diesem Sommer veröffentlichte, ist von einer Zunahme des Anstiegs die Rede. Konkret heißt es dort, dass in den Jahren 2014 bis 2023 die Temperatur um 1,19 Grad Celsius gestiegen ist, während es im Zeitraum 2013 bis 2022 nur 1,14 Grad waren.
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Anstieg nicht nur durch gestiegene Emissionen
Die Geographin Julia Pongratz von der Universität München hat die IGCC-Studie mit verfasst. Auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks bestätigte sie, dass die Temperatur pro Dekade stärker zunimmt als früher, aber das sei auch ein gutes Zeichen: "Das hängt mit einer Errungenschaft der Menschheit zusammen, nämlich, dass die Aerosol-Konzentration weniger stark ansteigt als die Treibhausgase." Weil weltweit die Industrie mehr Filter verwende, seien die Luftschadstoffe und damit die Aerosole verringert worden. Gerade in China sei viel für die Sauberkeit der Luft passiert. Aerosole können Sonnenstrahlen zurück ins All reflektieren und so die Erwärmung verringern. Nimmt ihre Menge ab, heizt sich das Klima auf. Das sorge, so Pongratz, für einen zusätzlichen Anstieg der Temperaturen.
1,5-Grad-Ziel verfehlt?
Der besonders starke Anstieg der Temperaturen 2023 und 2024, so Julia Pongratz, ist teilweise auch dem Wetterphänomen El Niño zuzuschreiben: Es sorgte dafür, "dass die Meeresoberflächentemperatur sehr hoch war, dass viele Dürren aufgetreten sind und enorme Feuer in vielen Regionen begünstigt wurden". Aber dieser Effekt machte im Jahr 2023 nur 0,1 Grad von dem Anstieg auf 1,4 Grad Erwärmung insgesamt aus. Daraus lässt ich folgern, dass der El-Niño-Effekt auch 2024 eine Rolle gespielt haben dürfte. Aber, so Pongratz, das ist keine gute Nachricht, denn El Niño folgt einem natürlichen Zyklus, er taucht alle fünf bis zehn Jahre wieder auf und verschwindet jetzt erst mal wieder. Die Temperaturen werden aber unabhängig von El Niño weiter steigen, da jedes Jahr rund 50 Milliarden Tonnen Treibhausgase emittiert werden und sich mit den schon zuvor ausgestoßenen in der Atmosphäre sammeln und das Klima weiter erwärmen. Die globale Temperatur, so Julia Pongratz, steigt linear mit der Summe der in der Atmosphäre befindlichen Treibhausgase.
Noch 200 Milliarden Tonnen CO2 "Rest-Budget"
Der IGCC-Bericht rechnet vor, dass die Menschheit insgesamt noch 200 Milliarden Tonnen Co2 in die Atmosphäre abgeben kann, bis die globale Erwärmung dauerhaft 1,5 Grad erreicht hat. Das Ziel des Pariser Abkommens wäre spätestens dann verfehlt. Für die Weltklimakonferenz nächste Woche in Baku ist Julia Pongratz’ Forderung daher, mehr Maßnahmen zu beschließen, auf fossile Energieträger zu verzichten und die CO2-Emissionen drastisch zu senken.
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