Früher dauerte die Zeckensaison in Deutschland ungefähr von März bis Oktober. Doch mittlerweile sind die Blutsauger hierzulande ganzjährig unterwegs. Grund dafür sind die immer milderen Temperaturen. "Bei Bodentemperaturen ab sieben Grad marschieren sie los", sagt Jochen Süss, Biologe und Zeckenforscher aus Jena. Zecken sind Überträger gefährlicher Krankheiten wie Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Doch auch eingewanderte Tiere, die auch gefährliche Krankheiten übertragen können, schaffen es immer häufiger, in unseren Breiten zu überwintern.
Zecken und was sich durch das milde Klima verändert hat
Eingewanderte Arten, wie zum Beispiel die Hyalomma-Zecke, gibt es in Deutschland schon länger. Sie seien schon in der Vergangenheit durch Vögel eingeschleppt worden, sagt der Zeckenforscher Jochen Süss. Neuerdings aber könnten Zecken, die an sich in Nordafrika, Südeuropa und Regionen Asiens heimisch seien, auch hierzulande überwintern. Das habe sich durch die milde Witterung infolge des Klimawandels geändert. "Jetzt schafft sie es, auch in Deutschland ihren natürlichen Zyklus vom Ei über die Larve und Nymphe hin zum erwachsenen Tier zu durchlaufen", so Süss über das Auftauchen der Hyalomma-Zecke in Deutschland.
Die Hyalomma-Zecke: In Deutschland keine wirkliche Gefahr
Im Vergleich zum Gemeinen Holzbock, der bei uns häufigsten Zeckenart, ist die Hyalomma-Zecke laut Zeckenexperte Süss nicht nur deutlich größer, sie bewege sich auch mit relativ hohem Tempo auf ihren Wirt zu. Hyalomma-Zecken gelten als potenzielle Überträger des Krim-Kongo-Fieber-Virus, das zu hämorrhagischem Fieber führen und tödlich enden kann.
Eine Infektion mit dem Virus ist aber in Deutschland sehr unwahrscheinlich. Das liegt zum einen daran, dass eine Infektion mit dem Virus nur möglich ist, wenn die Zecke zuvor Blut von einem Wirt gesaugt hat, der bereits mit dem Virus infiziert war. Das ist in Deutschland schon deshalb unwahrscheinlich, weil bisher nur vereinzelte Fälle von eingeschleppten Hyalomma-Zecken bekannt sind. Eine durch eine Hyalomma-Zecke übertragene Infektion auf den Menschen dürfte aber auch daran scheitern, dass Hyalomma-Zecken lieber große Tiere stechen als Menschen.
Wer sich wie vor Zecken schützen sollte
Wer sich viel im Freien aufhält, durch Wälder wandert oder radelt, dem wird eine Schutzimpfung gegen FSME empfohlen, falls er in einem sogenannten FSME-Risikogebiet lebt. FSME-Risikogebiete sind vor allem in Süddeutschland, wie die dazu vom Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlichte Karte zeigt. Kleinkinder sollten nicht geimpft werden, weil es bei ihnen nach einer Impfung zu Fieberreaktionen kommen kann. Gegen die von Bakterien übertragene Borreliose, die durch einen Zeckenbiss ausgelöst wird, ist keine Impfung möglich.
Was tun bei einem Zeckenbiss?
Hat eine infizierte Zecke zugestochen, werden die FSME-Viren schnell übertragen. Borrelien hingegen dringen erst mehrere Stunden nach dem Stich in den menschlichen Organismus ein. Ein unverzügliches Entfernen der Zecke ist deshalb wichtig.
Was Sie bei der Entfernung einer Zecke beachten sollten
- Zecke mit einer Zeckenzange, Zeckenkarte oder einer spitzen Pinzette hautnah, so weit wie möglich vorn am Kopf erfassen und langsam, vorsichtig und gerade herausziehen.
- Üben Sie dabei wenig Druck aus, damit der Stechapparat der Zecke, der viele Widerhaken besitzt, möglichst nicht abreißt.
- Vermeiden Sie ein Quetschen des Zeckenkörpers sowie das Aufträufeln von Öl oder Klebstoff auf die Zecke, da dadurch vermehrt Erreger übertragen werden.
- Desinfizieren Sie nach dem Entfernen der Zecke die Einstichstelle und beobachten Sie diese über die nächsten vier Wochen. Achten Sie dabei darauf, ob sich eine Rötung ausbreitet, Schmerzen, Schwellungen und vermehrte Wärme entstehen. Kurzzeitiger Juckreiz an der Einstichstelle wie bei einem Mückenstich ist allerdings kein Anlass zur Sorge.
- Bei Hautveränderungen an der Einstichstelle oder Unsicherheiten sollten Sie Ihren Hausarzt aufsuchen.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts in Berlin wurden 2018 gut 580 FSME-Erkrankungen gemeldet; bei Borreliose wird von jährlich Zehntausenden Patienten in Deutschland ausgegangen.