Lisa macht gern Urlaub am Strand, Lukas lieber in den Bergen. Bei der Reiseplanung gerät sich das Liebespaar darüber regelmäßig in die Haare. Die einfachste Lösung: Einen Urlaubsort wählen, wo Lisa am Strand liegen kann, während Lukas wandert.
Durch die Differenz zur Verbindung
"Aber viel wichtiger ist es, zu erfahren, was der andere mit dem Ort verbindet", sagt Hubert Lüpken. Der Kommunikations-Coach leitet Trainings für Paare, er arbeitet als Pastoralreferent in der Ehe- und Familienseelsorge der Diözese Augsburg. Wer es wage, sich von der Vernunftsebene weg auf die Gefühlsebene einzulassen, so Lüpken, der könne vom anderen Neues erfahren und gemeinsam neue Wege gehen.
Vielleicht verbindet Lukas mit den Bergen Erinnerungen an seinen verstorbenen Vater? Vielleicht hat Lisa am Meer Leichtigkeit erlebt, nach stressigen Prüfungen? Wer die Gefühle, Gedanken, Träume des Partners erfährt, kann sich gemeinsam weiterentwickeln. Vielleicht sieht Lisa ab jetzt die Berge mit Lukas’ Augen und lässt sich auf eine Hüttenwanderung ein? Oder Lukas macht einen Surfkurs?
Trotz politischer Meinungsverschiedenheiten: Den anderen verstehen wollen
Wer steht politisch wo, wer äußert extreme Meinungen, wer grenzt wen aus, wer fühlt sich unverstanden? Je mehr die Gesellschaft von Kontroversen geprägt ist, desto wichtiger werden gute Gespräche, sagt Hubert Lüpken. Genau wie bei einer Paarbeziehung komme es auch bei politischen Meinungsverschiedenheiten darauf an, den anderen verstehen zu wollen. Man müsse dem anderen offen entgegentreten, nicht ihn von vornherein ablehnen wegen seiner anderen Meinung. "Das Ziel eines guten Gesprächs sollte immer sein, in den anderen hineinschauen zu wollen", sagt Kommunikationstrainer Lüpken. Wer sich verstanden fühle, der sei auch eher bereit, Brücken zum anderen zu bauen, neue Handlungsmöglichkeiten zu entdecken. Vorab moralisieren zu wollen, sei also nicht der richtige Weg.
Auf seinem gemeinsamen Weg habe jedes Paar bestimmte Aufgaben zu lösen, sagt Trainer Lüpken. Die einen belastet das Problem der Kinderlosigkeit, die anderen kämpfen mit dem Auszug der erwachsenen Kinder von daheim. "Dranbleiben ist das wichtigste", so Hubert Lüpken. Bereit sein, miteinander das nächste Abenteuer zu bewältigen. Liebe in einer Beziehung wachse dann, wenn man miteinander im Gespräch bleibe und gemeinsam Aufgaben bewältige. "Das Paar wird durch die Krise zwar geschüttelt", so der Coach, "es geht aber auch wieder reifer daraus hervor".
Krisen böten die Chance, sich als Paar wieder neu zu entdecken. Dabei gehe es nicht darum, starren Regeln zu folgen, wie zum Beispiel immer mittwochs gemeinsam zu kochen (was aber auch schön sei), sondern auch mal abzuwechseln. Wenn die Frau mal mittwochs mit einer Freundin ins Kino wolle, müsse das auch möglich sein. Die gemeinsame Zeit könne dann eben am Donnerstag stattfinden, vielleicht beim Spaziergang. Hauptsache, man bleibe miteinander in Beziehung.
Kirche bietet Trainings-Angebote im geschützten Raum
Als Trainer sieht Hubert Lüpken seine Aufgabe darin, Paare zu begleiten, nicht zu maßregeln. "Das Paar bekommt die Chance, sich in einem geschützten Raum durch Gespräche neu kennenzulernen", sagt Lüpken. Trainer wie er sorgen dabei für eine gute Atmosphäre, geben den Teilnehmern Fertigkeiten und Haltungen an die Hand. Kurse werden bayernweit von den christlichen Kirchen angeboten, oft als Wochenend-Seminare. Paar-Seminare kann man aber auch bei Therapeuten auf dem freien Markt buchen.
Übrigens, viele Paare nehmen bereits prophylaktisch an einem Training teil, beobachtet Hubert Lüpken. Wenn die Beziehung schon in dramatischen Schwierigkeiten stecke, biete sich eher eine Beratung an als ein Training.
Im Audio: Hör' mal hin! Die Kunst der zugewandten Kommunikation
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