Tätowiererin bei der Arbeit.
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Tattoo-Farben bergen ein Risiko: Sie sind gesundheitsschädlich und können unter anderem Krebs auslösen. Das belegen mehrere Studien.

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Neue Studien: So gefährlich sind Tattoos für die Gesundheit

Neue Studien: So gefährlich sind Tattoos für die Gesundheit

Tattoos sind Trend: Etwa ein Viertel aller Deutschen ist tätowiert. Bei jungen Erwachsenen zwischen 20 und 29 Jahren sogar jeder Zweite. Doch Tattoos sind ein Gesundheitsrisiko. Die verwendete Farbe kann Krebs verursachen, zeigen mehrere Studien.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Sind Tattoos ein Gesundheitsrisiko? Ob die Tätowierfarben gefährlich und schädlich für die Gesundheit sind, das fragen sich wohl viele, vor allem diejenigen, die entweder schon ein Tattoo haben, oder überlegen, sich eines stechen zu lassen. Aussagekräftige Langzeitstudien dazu gab es bisher wenige. Jetzt haben unter anderem das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sowie skandinavische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Untersuchungen veröffentlicht, die belegen, welche gesundheitlichen Risiken Tattoos mit sich bringen können.

Weniger Tätowierfarbe als angenommen bleibt im Körper, aber ...

Die gute Nachricht vorweg: Bei einer Tätowierung wird dauerhaft wesentlich weniger von der Spezialfarbe aufgenommen als bisher vermutet. Einen Großteil der flüssigen Tinte scheidet der Körper bei der Wundheilung wieder aus.

Um das herauszufinden, hatten Forschende des BfR die bei 24 freiwilligen Teilnehmern verwendete Menge an Tattoo-Farbe exakt dokumentiert. Den Probanden wurden vor, während und nach dem Tätowieren Urin- und Blutproben entnommen. Mithilfe sogenannter Markersubstanzen konnte das Forscherteam schließlich überprüfen, welche Menge an flüssigen Farbbestandteilen tatsächlich im Körper verbleibt. "In Zukunft können wir so die Gesundheitsrisiken besser und genauer abschätzen", sagt Michael Giulbudagian, Chemiker am BfR, zum wissenschaftlichen Nutzen der Arbeit (externer Link).

Feste Farbpigmente der Tattoo-Farbe bleiben im Körper

Was im Körper verbleibt - gerade einmal ein Fünftel der verwendeten Tattoo-Farbe - seien die festen Farbpigmente. Diese seien weniger löslich, erklärt Milena Förster von der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) in Lyon. "Die werden nicht ausgespült vom Körper, sondern das meiste von denen geht in die Lymphknoten", sagt die Wissenschaftlerin. Die Tätowierfarbe färbt also nicht nur die Haut, sondern auch die Lymphknoten.

Inhaltsstoffe von Tattoo-Farbe erhöhen das Risiko für Krebs

Dies kann zu Krebs führen, sagt Signe Clemmensen von der Universität in Odense, Dänemark. In ihrer Studie (externer Link) hat sie gemeinsam mit finnischen Kollegen rund 6.000 dänische Zwillinge untersucht und festgestellt: "Bei tätowierten Zwillingen werden häufiger Hautkrebs und Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert als bei Zwillingen ohne Tätowierungen. Bei Lymphomen ist die Rate der tätowierten Personen fast dreimal höher - besonders bei großen Tätowierungen, die größer sind als eine Hand." Da Zwillinge in vielen genetischen und umweltbedingten Faktoren vergleichbar sind, seien diese Ergebnisse durchaus aussagekräftig, sagt die Forscherin.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam schon eine im Jahr 2024 veröffentlichte Studie (externer Link) von Forschenden der Universität Lundt in Schweden. Hier hatte ein Forscherteam festgestellt, dass das Risiko, an Lymphomen zu erkranken, bei Tätowierten um ein Fünftel erhöht ist.

Um herauszufinden, was genau in den Lymphknoten passiert, müssten zwar noch weitere Studien folgen, sagen die Forschenden, doch auch Krebsforscherin Milena Förster sieht Risiken durch die Farbstoffe und Metalle, die in der Tinte enthalten sind: Im Gegensatz zu Bakterien und Viren würden Pigmente von Immunzellen nicht als Gefahr erkannt, sagt sie. "Eventuell stimulieren sie das Immunsystem ohne Unterlass und das führt zu einer chronischen Entzündung. Und diese sind für einen Großteil von Krebserkrankungen verantwortlich."

Tattoos bergen weitere gesundheitliche Risiken

Ein weiteres Problem: Beim Stechen von Tattoos wird die Hautbarriere gestört, Erreger können leichter in die Haut eindringen. Hygiene ist daher beim Tätowieren äußerst wichtig. Etwa bei fünf Prozent der Menschen, die sich tätowieren lassen, kommt es laut Milena Förster zu Komplikationen. Die häufigste Nebenwirkung ist eine Unverträglichkeit gegenüber den Tattoo-Pigmenten. Allergische Reaktionen bis hin zur Knotenbildung können mögliche Folgen sein.

Krebserregende Abbauprodukte nach Tattoo-Entfernung im Körper

Auch das Entfernen von Tattoos sei mit Risiken verbunden, sagt Michael Giulbudagian vom BfR. Beim Lasereinsatz werden die Farbpartikel zerkleinert. In Laborexperimenten wurden dabei krebserregende Abbauprodukte gefunden.

Wer sich trotz aller Risiken tätowieren lassen will, sollte auf jeden Fall ein seriöses Tattoo-Studio auswählen, in dem ein Vorgespräch geführt wird und nur Farben verwendet werden, die laut Etikett mit der EU Verordnung REACH konform sind.

Im Audio: Welche Folgen hat Tätowierfarbe auf lange Sicht auf die Gesundheit?

Fußball-Fan mit vielen Tattoos
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Tätowierfarben dringen zum Teil tief in körperliches Gewebe und belasten das Immunsystem, fanden zahlreiche Forschende heraus.

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