Forscher haben das Gebiss eines 14.000 Jahre alten Menschen aus Sibirien analysiert. Die genetische Mischung ist ähnlich wie bei den Ureinwohnern Nord- und Südamerikas, so eine Studie, die am 20. Mai 2020 im Fachblatt Cell veröffentlicht wurde.
Alte Zähne erzählen von Völkerwanderungen
Die Gen-Analyse der sehr alten Zähne liefert einen weiteren Beleg für die These, dass es eine Verbindung zwischen Sibirien und Amerika gab. Denn die genetische Mischung ist bei den Ureinwohnern beider Gegenden ähnlich.
Wanderung von Sibirien nach Alaska bis nach Südamerika
Der gängigsten Hypothese zufolge wurde der amerikanische Kontinent gegen Ende der letzten Eiszeit von Sibirien aus bevölkert. Die Vorfahren der amerikanischen Ureinwohner gelangten über die Beringia-Landbrücke nach Alaska und breiteten sich dann über den gesamten Kontinent aus.
"Diese Studie offenbart die älteste bislang bekannte Verbindung zwischen steinzeitlichen Bewohnern Sibiriens und den ersten Einwohnern Amerikas." He Yu, Erstautor der Cell-Studie des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena
Genom aus Gebiss-Fragmenten entschlüsselt
Dem internationalen Forschungsteam war es gelungen, das Genom aus den Fragmenten eines Zahns zu rekonstruieren. Die Zähne hatte man bereits 1962 in Südsibirien gefunden und jetzt mit modernen Methoden, der sogenannten Isotopenanalyse, untersucht. Sie stellen damit einen weiteren Mosaikstein dar, der die Menschheitsgeschichte beleuchtet.
Genetische Umwälzungen zeigen sich bei Steinzeitmenschen
Die Wissenschaftler unter Federführung des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena analysierten außerdem die Genome von 18 Menschen, die vor 3500 bis 7300 Jahren in der Gegend um den Baikalsee im Süden Russlands gelebt hatten. Sie konnten auch nachweisen, dass es genetische Verbindungen zu den Indianern Amerikas gibt, die bis in die Steinzeit zurückreichen.
"Unsere Untersuchung zeigt, dass es während der Bronzezeit eine große Mobilität in Richtung des amerikanischen Kontinents gab." Johannes Krause, Mitautor der Cell-Studie des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena
Wanderungsbewegungen sind Teil der Menschheitsgeschichte
Die meisten der 18 untersuchten Individuen weisen eine Mischung aus alten nordeurasischen und nordostasiatischen genetischen Merkmalen auf. Die Herkunftsnachweis dieser Menschen sind ein Beweis dafür, dass es damals wie heute üblich war, zu wandern und sich zu durchmischen. Auch Neandertaler und Homo sapiens hatten gelegentlich gemeinsame Kinder. Die ersten Menschen stammen ursprünglich aus Afrika.