Historische Parks und Gärten sind ein bedeutender Teil des kulturellen Erbes. In Deutschland gibt es geschätzt 12.000 bis 15.000 Gartendenkmäler. In Bayern zählen dazu zum Beispiel der Englische Garten in München, die Hofgärten in Ansbach, Bayreuth und Würzburg, Park Rosenau in Coburg und die Parks der Schlösser Linderhof, Neuschwanstein und Herrenchiemsee. Historische Parks dienen auch der Erholung. Im Sommer kühlen sie Städte, weil die Pflanzen Schatten spenden und Feuchtigkeit verdunsten.
Die Hitze und Dürre in den Jahren 2018 bis 2020 hat in den historischen Parks und Gärten in Deutschland massive Schäden angerichtet. Betroffen waren von diesem vermutlich größten Dürre-Ereignis seit 250 Jahren oft die zum Teil jahrhundertealten und für die Parks besonders wertvollen Bäume. Äste brachen ab, sie wurden bei Stürmen entwurzelt oder brachen in sich zusammen. Auch ganze Baumgruppen starben ab.
Erster Überblick über Schäden in den Parks und Gärten
Bisher gab es nur Einzelberichte zu den Schäden der Bäume und Büsche in den historischen Parks. Der Parkschadensbericht gibt nun erstmals einen Überblick. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin werteten dafür Daten von 62 Parkanlagen aus elf Bundesländern aus und analysierten den Zustand der einzelnen Parks im Jahr 2022. Dafür griffen sie auf sogenannte Katasterdaten zurück. Diese werden erhoben, um die Verkehrssicherheit der Parks zu überwachen, also zum Beispiel die Bruchgefahr einzelner Bäume.
Die Forscher bestimmten die Vitalität, also die Fähigkeit unter bestimmten Bedingungen zu gedeihen und zu überleben, einzelner Baumarten, der Parkanlagen insgesamt und welchen Einfluss Trockenheit und Hitze der vergangenen Jahre hatten. Hinzu kamen Daten der Satellitenmission Sentinel-2 des Copernicus-Programms. In acht Parkanlagen konnten sie so der Zustand der Gehölze vor und nach den Hitzejahren 2018 bis 2020 von oben vergleichen.
An manchen Orten fehlt die Regenmenge eines Jahres
Für den Parkschadensbericht erstellten die Forscher auch jeweils eine sogenannte klimatische Wasserbilanz, also wie viel Niederschlag während der Vegetationsperiode niederging minus der Menge an Wasser, das in dieser Zeit verdunstete.
In den Parks von Schloss Dyck im Rheinland und Schloss Moritzburg in Sachsen beispielsweise verdunsteten in den drei Jahren pro Quadratmeter rund 1.000 Liter Wasser mehr, als Niederschläge ersetzten. Das ist mehr, als dort sonst durchschnittlich in einem Jahr an Regen und Schnee niedergeht. Andere Parks zeigten dagegen ein leichtes Plus, zum Beispiel in Südbayern die Parks in München, Linderhof und Feldafing am Starnberger See.
Mehr als 500 Baumarten wachsen in den Parks
Insgesamt erfassten die Forscher bei mehr als 157.000 Bäumen die Vitalität: 41 Prozent waren vital oder kaum beeinträchtigt, 50 Prozent leicht bis mittelstark beeinträchtigt, neun Prozent schwer beeinträchtigt oder tot. Die Mehrzahl der Bäume in den historischen Parks ist also geschädigt. Diese Parks sind übrigens besonders artenreich: Die Wissenschaftler fanden in den 62 untersuchten Anlagen 543 verschiedene Baumarten. Zum Vergleich: In ganz Deutschland gibt es nur 92 heimische Baumarten.
Die verschiedenen Baumarten in den Parks kamen mit der Dürre- und Hitzephase unterschiedlich gut zurecht. Auch innerhalb einzelner Baumgattungen gab es Unterschiede: Bei den Eichen zeigten die importierten Arten weniger Schäden als die heimischen Arten. Insgesamt schnitten sogenannte Zukunftsbaumarten, also Arten, die mit den Klimaveränderungen in Deutschland eher zurechtkommen werden, in der Regel besser ab.
In acht Parkanlagen verglichen die Forscher darüber hinaus die Vitalität der Bäume von 2017 mit der von 2020. In allen hatte sich diese verschlechtert. Darunter war auch der Englische Garten in München. Dort hatte es allerdings vergleichsweise nur wenig Veränderungen gegeben.
Mehr Daten zu Böden, Wasser und der Herkunft der Bäume
Für die Zukunft wünscht sich Norbert Kühn von der TU Berlin, der den Parkschadensbericht mit seinen Kolleginnen und Kollegen erstellt hat, eine genauere Bestandsanalyse vieler Parks. Es gebe nur wenige Daten über die Bäume hinaus, so der Professor, zum Beispiel zu Böden und Wasser.
Zu den Bäumen wünscht er sich mehr Informationen über deren Herkunft: Stammen sie von dort, wo sie heute noch stehen, oder wurden sie schon im 18. Jahrhundert in einer Baumschule großgezogen? Von den Besuchern der Parks wünscht er sich, dass diese die Park-Mitarbeiter in ihrer Arbeit unterstützen, sich an deren Anweisungen halten und Verständnis aufbringen, wenn nicht alle Veranstaltungen dort stattfinden können oder wenn Parks nach einem Sturm gesperrt sind.
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