Eine Frau hält eine tolle Pflanze in einem Laden hoch. Aber Vorsicht: Mit schönen Pflanzen werden manchmal auch Schädlinge aus fernen Ländern nach Hause gebracht, die heimischer Natur gefährlich werden können.
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Auf Pflanzen-Souvenirs aus fernen Ländern sollten Sie lieber verzichten.

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Schöne Pflanzen aus dem Urlaub? Manchmal gefährlich und teuer

Schöne Pflanzen aus dem Urlaub? Manchmal gefährlich und teuer

Sie haben im Urlaub beim Wandern eine tolle Pflanze entdeckt, die Sie mitnehmen wollen? Der Versuchung sollten Sie widerstehen: Pflanzen aus fernen Ländern können für die Natur zuhause gefährlich sein und als illegales Mitbringsel sehr teuer werden.

Über dieses Thema berichtet: Aus Wissenschaft und Technik am .

Stellen Sie sich vor: Einige Monate nach Ihrem Urlaub auf Mallorca oder in Italien sterben plötzlich die Bäume in Ihrer Nachbarschaft. Alle rätseln warum. Und dann bestätigt sich ein schlimmer Verdacht: Das Feuerbakterium! Auf Mallorca hat es einen großen Teil der Mandelbäume vernichtet, in Italien viele Olivenbäume. Und die Ursache des Desasters in Ihrer Nachbarschaft: eine schöne Pflanze, die Sie aus dem Urlaub mitgebracht haben.

Feuerbakterien befallen viele Pflanzen

Das Feuerbakterium (Xylella fastidiosa) wird von einem Insekt von Pflanze zu Pflanze übertragen: der Wiesenschaum-Zikade. Die gibt es auch bei uns, sie kann also das Bakterium aus dem Mittelmeerraum hier verbreiten.

Weil Feuerbakterien nicht wählerisch sind, kann das erhebliche Folgen haben, sagt Magdalene Pietsch vom Julius-Kühn-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen. "Es gibt insgesamt 600 Wirtspflanzen, viele davon sind in Deutschland sehr wichtig, und von daher stellt dieses Bakterium wirklich eine sehr große Bedrohung für unsere Natur, aber auch für unsere Landwirtschaft und den Gartenbau dar." Weinreben, Obstbäume, Ahorn, Ulme – in Gärten, Parks und Wäldern rund um die aus dem Urlaub mitgebrachte Pflanze könnten Bäume und andere Gewächse absterben.

Japankäfer als blinde Passagiere

Pflanzen-Mitbringsel können aber auch den gefräßigen Japankäfer beherbergen. Die bisherigen Funde in Bayern lagen in der Nähe von Autobahnen – vermutlich ist der kleine, grün-kupferfarbene Käfer in einem Auto mitgereist. Aber er könnte auch in einem Blumenstrauß sitzen, den man kurz vor der Abreise noch schnell pflückt.

In Italien und im Tessin hat sich das asiatische Insekt schon lange angesiedelt, kurz vor den Funden in Bayern ist es in Basel aufgetaucht. Der Japankäfer ist der "perfekte Schädling": Schon die Larven richten Schaden an, weil sie sich von Wurzeln ernähren, die erwachsenen Käfer fressen Bäume oder andere Pflanzen kahl – und er hat hier keine Feinde.

Pflanzen ohne Gesundheitszeugnis: Das kann teuer werden

Das Beispiel Japankäfer zeigt auch die Risiken von Schädlingen, die aus weiter Ferne kommen – und die Reisende mit Pflanzen, aber auch mit Obst, Gemüse oder sogar Holz einschleppen könnten.

Wer auf pflanzliches Mitbringsel aus einem Land außerhalb der EU nicht verzichten will, braucht dafür ein Pflanzen-Gesundheitszeugnis vom Pflanzenschutzdienst des Herkunftslandes, mahnt Magdalene Pietsch. "Andernfalls begehen Sie eine Ordnungswidrigkeit und müssen mit einem Bußgeld rechnen. Zudem werden die pflanzlichen Waren von der Behörde beschlagnahmt, und der Reisende muss gegebenenfalls auch die Kosten für die Vernichtung bezahlen."

Was aber immer noch eine Kleinigkeit wäre im Vergleich zu den immensen Risiken für die heimische Natur, den Gartenbau und die Landwirtschaft, wenn ein eingeschleppter Schädling hierzulande heimisch wird – und keine Feinde hat. Zu den Nicht-EU-Ländern oder Drittländern zählen übrigens in diesem Fall auch die Kanarischen Inseln. Wohingegen die Schweiz wie ein EU-Land behandelt wird.

Exotische Pflanzen: Sicherer daheim kaufen

Wenn Sie gern ein Zitronenbäumchen oder eine exotische Blume als Urlaubs-Erinnerung zuhause hätten: Kaufen Sie sie im heimischen Fachhandel. Die Pflanzen dort werden vor der Einreise untersucht, sie haben ein Gesundheitszeugnis oder, in der EU, einen Pflanzenpass. Und im Urlaub machen Sie lieber nur Fotos von Blüten und Bäumen.

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