In der klassischen Erkältungszeit im Herbst und im Winter steigt die Zahl der Atemwegserkrankungen an. Eine der Infektionskrankheiten, die dabei eine Rolle spielen, wird durch das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) übertragen. Das RS-Virus ist eigentlich ein bekanntes und häufiges Virus, welches sich viele Menschen immer mal wieder einfangen können, denn durch eine Infektion entsteht keine langfristige Immunität. In den meisten Fällen kommt man mit einer leichten Erkältung davon.
Anders kann das bei Neugeborenen und Säuglingen aussehen: Hier ist das RS-Virus einer der häufigsten Erreger von Atemwegserkrankungen und auch einer der häufigsten Gründe, warum Kinder in Europa ins Krankenhaus kommen.
Passive Immunisierung von Säuglingen gegen das RS-Virus
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die passive Immunisierung von Neugeborenen und Säuglingen mit dem monoklonalen Antikörper Nirsevimab (Beyfortus; Sanofi). Diese Immunisierung erfolgt durch eine einmalige Injektion während der ersten RSV-Saison und schützt das Kind vor dem Virus. Frühere Schutzmaßnahmen, wie die Gabe des Mittels Palivizumab, waren für Hochrisikokinder aufwendiger und mussten monatlich wiederholt werden.
Die Empfehlung gilt für Säuglinge, weil diese besonders anfällig für das RS-Virus sind. Die Lungen von Neugeborenen sind noch empfindlich und unterentwickelt, wodurch sich das Virus schneller in die Atemwege ausbreiten und schwere Symptome verursachen kann. Dies kann zu verengten Atemwegen, Atemnot und in einigen Fällen zu einem lebensbedrohlichen Zustand führen. Besonders gefährdet sind Frühgeborene und Kinder mit Vorerkrankungen der Lunge oder des Herzens.
YouTube: So hören sich die Symptome von Atemwegserkrankungen durch RSV an
Wie sieht die Immunisierung gegen RSV aus?
Die Immunisierung erfolgt einmalig und richtet sich nach der Geburtszeit des Kindes, um während der RSV-Saison (November bis März) Schutz zu gewährleisten. Kinder, die zwischen April und September geboren werden, erhalten die Antikörper im Herbst vor der Saison, während Kinder, die zwischen Oktober und März geboren werden, möglichst direkt nach der Geburt immunisiert werden sollen.
Dieser Schutz verhindert in der Regel eine schwer verlaufende RSV-Infektion während der ersten RSV-Saison, kann aber nicht verhindern, dass die Kinder später erneut infiziert werden. Allerdings verläuft eine spätere Infektion in der Regel milder, da die Atemwege dann schon besser entwickelt sind.
Die passive Immunisierung reduziert das Risiko einer Krankenhausaufnahme aufgrund einer RSV-Infektion um etwa 80 Prozent. Studien zeigen, dass einer von fünf Säuglingen trotz Immunisierung noch infiziert wird, jedoch ohne schwerwiegende Symptome. Diese symptomfreie Infektion trägt zur natürlichen Immunität des Kindes bei. Die Antikörper verteilen sich im gesamten Körper des Kindes und verhindern, dass das Virus in die Zellen eindringt, wodurch die Virusvermehrung gestoppt wird.
Wie verträglich ist die Immunisierung gegen RSV?
Die Immunisierung mit Nirsevimab gilt als sicher und gut verträglich. Studien mit fast 7.000 Kindern haben keine schwerwiegenden Nebenwirkungen gezeigt, und auch die routinemäßige Anwendung in anderen Ländern hat die Sicherheit des Medikaments bestätigt. Die Kosten der Immunisierung werden von den Krankenkassen übernommen.
RSV-Impfung für Erwachsene
Nicht nur Säuglinge, auch für ältere und vorerkrankte Erwachsene besteht ein erhöhtes Risiko durch eine RSV-Infektion. Für sie gibt es eine aktive Impfung. Seit 2023 sind die Impfstoffe Abrysvo und Arexvy auf dem Markt, wobei Abrysvo auch für Schwangere zugelassen ist. Die Impfung von werdenden Müttern bietet einen Nestschutz für das ungeborene Kind, das dann von Geburt an vor RSV geschützt ist.
Die STIKO empfiehlt die RSV-Impfung allen Erwachsenen ab 75 Jahren und Menschen ab 60 Jahren mit schweren Grunderkrankungen. Dazu gehören Menschen mit schweren chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen, Erkrankungen des Nervensystems, Diabetes mellitus mit Komplikationen, bösartige Erkrankungen des blutbildenden Systems sowie angeborene oder erworbene Abwehrschwäche (Immundefizienz). Auch in diesen Fällen übernimmt die Kasse die Kosten.
Die Immunisierung von Erwachsenen, insbesondere älteren Menschen, könnte helfen, die Ausbreitung des RS-Virus einzudämmen und die Infektionsquelle für Säuglinge zu reduzieren. Experten sind optimistisch, dass RSV durch die Nutzung der vorhandenen Impfungen in den kommenden Jahren weniger schwerwiegende Ausbrüche verursachen wird.
Im Audio: Die neuen Impfstoffe gegen RSV
Dieser Artikel ist erstmals am 2. Oktober 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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